MacBest von Terry Pratchett
Ein Roman von der bizarren Scheibenwelt | Sonderausgabe
Rezension von Christian Endres
Schauen wir uns Pipers Sonderausgabe zum 25-jährigen Dienstjubiläum von Terry Pratchetts Scheibenwelt doch einmal etwas genauer an: Die Farben der Magie – der erste Roman mit Rincewind dem Zauberer. Gevatter Tod – der erste Roman mit dem Scheibenwelt-Schnitter als Hauptcharakter. Wachen! Wachen! – der erste Roman mit den Wächtern von Ankh-Morporks Stadtwache als Protagonisten. Bis hierhin schien der Kontext der schön aufgemachten Jubiläumsausgabe von Piper also relativ klar: Die Anfänge des Scheibenwelt-Kults sollten beleuchtet und im Hardcover zum fairen Preis veredelt werden! Doch warum hat man dann den zweiten Hexen-Subreihen-Titel mit Oma Wetterwachs und dem Hexenzirkel aus den Spitzhornbergen als vierten und letzten Band in diese einmalige Sonderausgabe mit aufgenommen, und nicht etwa den Emanzipations-Fantasyroman »Das Erbe des Zauberers«?
Nun, die Antwort ist einfach: erst in »MacBest« findet Oma Wetterwachs zu sich selbst – oder Pratchett zu Oma, je nachdem. Im dritten Scheibenwelt-Roman, dem oben erwähnten »Das Erbe des Zauberers«, hatte der britische Ausnahmeschriftsteller zwar schon in Ansätzen gezeigt, dass Esme Wetterwachs ein toller literarischer Charakter mit einer extrem starken Persönlichkeit werden könnte – zur toughen Überhexe mit mehr Autorität als Lachfalten im Gesicht wurde sie allerdings erst im zweiten Hexen- (bzw. sechsten Scheibenwelt-) Roman, eben »MacBest«.
Dieser ist dann gleich noch eine kleine, aber wohlfeine Shakespeare-Persiflage und machte zwischen Intrigen, Kronen und Magie deutlich, wie viel Potential schon Ende der 1980er, Anfang der 1990er in der Scheibenwelt schlummerte, ja wie vielseitig ihre Regionen sein könnten – und wie viele abwechslungsreiche Geschichten Terry Pratchett künftig noch in seinen SW-Büchern erzählen könnte. Die Verbindung von Pratchetts trockenem Humor, der anfänglichen Oma Wetterwachs, Nanny Ogg und der Dramatik des großen Shakespeare macht sich in der SW-Verquickung übrigens auch heute noch unglaublich gut: Vielleicht kein großes, aber ein unglaublich gutes und witziges Drama von der bizarren Scheibenwelt.
Sicher, es sollten noch weit bessere Hexen-Romane folgen, und gerade die neuesten Episoden und SW-Kinderbücher aus den Spitzhornbergen gehören mit zu den späten Glanzlichtern der Scheibenwelt-Reihe und stellen die ersten Hexen-Romane zeitweise doch klar in den Schatten. Trotzdem – ein SW-Klassiker von Gewicht und Wichtigkeit ist »MacBest« dennoch allemal.
Die Aufnahme in diese Jubiläums-Edition ist also keine Hexerei – höchstens eine gute Gelegenheit, das Drama noch einmal zu genießen.
Nach oben