MacGyver - Staffel 6 (DVD)
 
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MacGyver - Staffel 6 (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Rezension:

Zu den Kultfiguren der westlichen Fernsehwelt gehört zweifellos „MacGyver“. Der findige Actionheld, der Gewalt nur im äußersten Notfall einsetzt und auch dann nur sehr verhalten damit umgeht, aus Haushaltsgegenständen Geräte bastelt, um sich oder andere aus einer Notlage zu retten oder die bösen Buben auszuschalten, hat Ende der 1980er Jahre bis in die 1990er Jahre hinein die Menschen begeistert.

Nicht wenige haben sich damals gefragt, ob MacGyvers Tricks mit Büroklammern, Essigreiniger oder Kaugummi wirklich funktionierten und man wirklich nur ein gesundes Basiswissen in Chemie und Physik braucht, um sie auszuprobieren oder nicht vielleicht doch ein wenig mehr.

 

Rückblickend ist die Serie aber auch ein Kind ihrer Zeit. Reflektierten die ersten Staffeln noch die Spannung zwischen Ost und West, thematisierte unter anderem auch Spionagemissionen hinter dem eisernen Vorhang und die Enttarnung von russischen Agenten und Landesverrätern, ist davon in der sechsten Staffel überhaupt nichts mehr zu merken.

Die Serie greift die veränderte politische Lage auf, plötzlich sind die ehemalige DDR oder Rumänien nicht mehr länger Feindgebiete, sondern Länder, denen freundschaftlich unter die Arme gegriffen wird. Gleich in der zweiten Folge „Ein Akt der Menschlichkeit“ weilen MacGyver und Pete Thornton in Rumänien, um als Mitglieder einer neutralen internationalen Kommission Akten aus dem Staatsarchiv des gerade erst gestürzten Diktators zu sichten.

Allerdings versucht ein linientreuer Major das Erbe seines Herrn und Meisters zu vernichten, bevor dies noch größere Schatten auf ihn wirft. MacGyver wird dabei von einem der Soldaten als Geisel genommen und verschleppt. Als er ihm das Leben rettet, entwickelt sich so etwas wie gegenseitige Achtung zwischen die beiden.

In „Die Mauer“ unterstützt MacGyver einen kleinen Ladenbesitzer dabei, seine Enkelin wieder zu finden, die bei seiner Flucht aus der DDR im Jahr 1975 von den Grenzwachen zurückgehalten wurde. Akten der Stasi machen es möglich, sie leicht aufzuspüren. Allerdings ahnen weder MacGyver noch der alte Mann, dass ehemalige Agenten des innerstaatlichen DDR-Geheimdienstes das Wissen ausnutzen wollen, um sich zu bereichern und auch die vermeintliche Enkelin eine Agentin ist.

Viele der anderen Folgen beschäftigen sich mit sozialen Themen und Umweltfragen. Schon in der letzten Staffel war MacGyver in einem Jugendzentrum aktiv, in dem gesellschaftlich benachteiligte Jugendliche aus den heruntergekommen Vierteln der Stadt wenigstens einen sicheren Hafen und eine Anlaufstelle haben. Immer wieder geraten aber Mitarbeiter und Angehörige dieser Gruppen in Schwierigkeiten.

So macht schon eine ganze Weile eine Jugendgang die Stadt unsicher und versucht gezielt die Cracklager der Drogendealer zu vernichten, was diese langsam aber sicher wütend macht. MacGyver versucht Schlimmeres zu verhindern und hat schon bald einen Verdacht, denn der neue Sporttrainer des Jugendzentrums ist ein ehemaliger Marine, der die Jugendlichen hart ran nimmt und dem auch solche Taten zuzutrauen wären.

Mystisch wird es in „Das Auge des Osiris“ in dem MacGyver einem Archäologen und seiner Tochter dabei hilft, das wahre Grab von Alexander dem Großen aufzuspüren und sich dabei auch noch einem verbrecherischen Rivalen herum schlagen muss.

Über das Verhältnis des Helden zu den Frauen sinniert „MacGyvers Traumfrauen“ in einem Western-Szenario nach, während in „Blindes Vertrauen“ und „Lektion in Sachen Freundschaft“ die enge Freundschaft zwischen MacGyver und Pete Thornton genauer unter die Lupe genommen wird. Und nicht zuletzt gibt Mac Gyvers Nemesis, der völlig durchgeknallte Profikiller Murdoc wieder ein hinterhältiges Gastspiel, das es diesmal in sich hat.

Eine Folge der Staffel liegt allerdings nur in der amerikanischen Originalfassung vor, da sie niemals hier gezeigt wurde. In „Harrys Will“ erbt MacGyver einen ganz besonderen Wagen aus dem Erbe seines Großvaters, an den er selbst noch viele besondere Erinnerungen hat. Allerdings sind an dem Schätzchen noch andere Gestalten interessiert – soll irgendwo in ihm doch auch noch kostbarer Diamantenschick stecken.

So hat es der ahnungslose Mac Gyver bald mit einem zittrigen, verängstigten Kumpel Harrys, einem Rocker und seiner Braut, aber auch anderen Personen, wie einem kniffligen Rätsel aus der Vergangenheit zu tun.

 

Am interessantesten an dieser Staffel ist wohl das intensive Tauwetter, das in der Serie eingesetzt hat. Wenn es MacGyver noch mit bösen Buben zu tun hat, dann sind es profitgeile Unternehmer, mehr oder weniger durchgeknallte Verbrecher oder Gangster – manchmal sogar auch mit Menschen, die durch Hass und Schmerz zu grausamen Taten gezwungen wurden. Nur wenige der Gegenspieler sind wirklich noch eindimensional, viele besitzen zumindest ein paar Motive, die ihr Handeln glaubwürdiger machen.

Eines hat sich aber nicht geändert. MacGyver ist immer noch der friedliebende Mann, der Konflikte und Schwierigkeiten lieber durch Überredung und Tricks löst und Gewalt nur zur Verteidigung einsetzt. Waffen nimmt er ebenfalls nicht zur Hand.

Gerade wenn er es mit normalen Menschen zu tun hat, versucht er an ihren gesunden Menschenverstand und ihre Menschlichkeit zu appellieren, ihnen deutlich zu machen, dass es auch noch andere Wege gibt, als die die sie bisher gegangen sind oder aber aus Rachegefühlen heraus gehen wollten.

Er bleibt moralisch und ethisch integer, setzt sich für das Gute ein – sei es für soziale Verbesserungen und die Umwelt. Tatsächlich unterscheidet er sich damit immer noch von den anderen Actiohelden seiner Zeit, die Anfang der 1990er Jahre bereits wieder eine härtere Gangart einschlugen.

Alles in allem bewahrt sich die Serie aber immer noch ein wenig die Naivität vom Anfang – was man gerade an dem an „Indiana Jones“ erinnernden Archäologieabenteuer und der Westernepisode merkt.

Und obwohl Pete Thornton diesmal nicht in jeder Folge dabei ist, vertiefen die, in denen er eine aktivere Rolle hat, die Beziehung zwischen ihm und MacGyver.

Alles in allem sind die Folgen sehr bunt gemischt – es gibt Fälle mit denen sich der Held privat beschäftigt, andere wiederum führt er im Auftrag der Phoenix-Foundation aus, in wieder andere schlittert er unwillentlich. Die Linie der fünften Staffel wird im Großen und Ganzen fortgesetzt.

Anders als in der fünften Staffel hat man darauf, die erstveröffentlichte Folge nicht zu synchronisieren. Tatsächlich würde diese dabei auch ein wenig ihren Witz verlieren, da gerade diese Episode durch ihre kauzigen Gestalten – unter anderem James Doohan („Scotty“ aus „Star Trek“)– lebt.

Die technische Qualität der Folgen ist wie in den anderen Staffeln schlicht da ganz offensichtlich weder Bild noch Ton sonderlich digital aufbereitet wurden.

An Extras wurde ein vierseitiges Booklet mit kurzen Episodenübersichten beigefügt. Die Scheiben selbst befinden sich auf Plastikdisplays, die wie ein Buch aufklappbar sind und nur von einem dünnen Pappumschlag zusammengehalten werden, der von oben her über den Gesamtdisplay geschoben werden muss.

Zwar ist die technische Qualität der Folgen somit eher durchschnittlich, der Inhalt aber kann sich wieder sehen lassen, da viele Folgen auch heute noch spannend genug sind, auch wenn es natürlich weit weniger Effekte gibt. Aber der unterschwellige Witz und der charmante Held mit seinen kreativen Lösungen für Probleme machen den etwas weniger actionreichen Ablauf der Handlung wieder wett.

 

Fazit:

Wie die fünfte Staffel, so steht auch die sechste Staffel von „MacGyver“ nicht hinter den vorhergehenden zurück. Das liegt daran, dass die Serie zwar einerseits ihrer Linie treu bleibt, aber auch sehr genau auf den Zeitgeist achtet und diesen in die Geschichte einbindet, wie man auch diesmal wieder sehr deutlich merkt.

Dazu kommt eine damals wie heute ungewöhnliche Hauptfigur, die auf Gewalt verzichten kann, aber gerade durch ihre kreativen Ideen interessant bleibt, gerade weil die Basteleien auch heute nicht überholt wirken und immer noch gerne aufgegriffen werden – man denke dabei nur an „Burn Notice“.

Wenn es also eine Serie verdient hat, auf DVD veröffentlicht zu werden, dann ist es „MacGyver“, denn auch wenn manches mittlerweile überholt scheint – viele der Geschichten sind zeitlos und können auch heute noch Jung und Alt in ihren Bann schlagen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328150248d055733d
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DVD:

MacGyver - Staffel 6

139-teilige Fernsehserie

USA 1985-1991

6. Staffel mit 21 Folgen

entstanden 1990/91

Produktion, Idee & Drehbuch (teilweise): Lee David Zlotoff

Regie: William Gereghty, Michael Preece, Mike Vejar u.a.

Musik: Randy Edelman, Dennis McCarthy, Ken Harrison

Bildformat: 4:3

Sprache: Deutsch(DD 1.0, Mono), Englisch (DD 2.0 Stereo),

Untertitel: Deutsch, Englisch

Spieldauer: 962 min (21 Episoden je. ca. 45 min), 6 DVD

FSK: 12

Extras: 4-seitiges Booklet mit Episodenführer

Paramount Home Entertainment

DVD-Erscheinungstermin: 9. September 2010

 

ASIN: B003XDPD8K

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Richard Dean Anderson

Dana Elcar

Bruce McGill

Michael Des Barres

 


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Erstellt: 07.09.2010, zuletzt aktualisiert: 07.02.2024 17:01, 10945