Marshal Blueberry: Auf Befehl Washingtons (Die Blueberry Chroniken Bd. 5)
 
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Marshal Blueberry: Auf Befehl Washingtons

Die Blueberry Chroniken Bd. 5

Rezension von Christian Endres

 

 

Ein Mann. Ein Stern. Ein Auftrag.

 

Auch nach dem Tod von Jean-Michel Charlier im Juli 1989 sollte es mit Western-Comic-Legende Blueberry noch weiter gehen, und so betätigte sich Stammzeichner Jean »Moebius« Giraud kurzerhand ein weiteres Mal als Szenerist und schrieb zwischen 1990 und 2000 drei Marshal- Abenteuer von und mit Mike S. Blueberry, die chronologisch zwischen den früheren Alben neun und zehn der Leutnant-Reihe spielen.

 

In den Blueberry Chroniken von Ehapa werden unter Berücksichtigung der inhaltlichen Chronologie zunächst primär alle Storys vom kongenialen Dreamteam Charlier/Giraud veröffentlicht, die Blueberrys Abenteuer von Anfang an gestaltet und damit den gesamten Western-Comic, ja wahrscheinlich sogar den gesamten europäischen Comic nachhaltig geprägt haben. Mit den drei in diesem fünften Band der Hardcover-Werkausgabe versammelten Alben Auf Befehl Washingtons, Mission Sherman und Blutige Grenze aus dem Spätwerk der Blueberry-Historie, schuf Jean Giraud eine knackige, lebendige und actionreiche, wenngleich auch nicht ganz so epische Trilogie wie zu Zeiten des großen Charlier, während er diesmal obendrein auf die Arbeit am Zeichentisch verzichtete und sich stattdessen ganz darauf konzentrierte, Blueberrys Kampf gegen einen skrupellosen Ring von Waffenschmugglern zwischen Arizona und Mexiko zu erzählen, in dessen Verlauf unser raubeiniger Cowboy nach einem anfänglichen Intermezzo mit einer brutalen, raublustigen Indianer-Bande auch den Marshal-Stern des kleinen Grenzstädtchens Heaven annimmt. In diesem verruchten Ort im Nirgendwo geht es gerade zum Ende der Geschichte hin dann auch höllisch heiß her, als lokale Persönlichkeiten wie der einflussreiche Großgrundbesitzer Carmody, Richter Harper oder aber auch die emanzipierte Lady Tess, die außerhalb Heavens eine Ranch für ausgestiegene Freudenmädchen unterhält, auf die ein oder andere Weise in das Geschehen um Blueberrys brisanten Auftrag aus Washington hineingezogen werden ...

 

William Vance, dem ein oder anderen vielleicht noch von seiner Arbeit bei Bob Morane bekannt, und Michel Rouge, der sich wiederum vor allem durch Comanche einen Namen gemacht hat, sind allerdings ein mehr als adequater Ersatz für Moebius’ Zeichenkünste. Vances Strich ist zunächst freilich erheblich verwaschener und gröber als das Artwork von Moebius, während Rouge, der diesem einige Jahre zuvor immerhin schon einmal als Inker zur Seite gestanden hat, sich hingegen etwas deutlicher an Moebius orientiert. Das Endergebnis ist in beiden Fällen jedoch ausgezeichnet und in Vances Fall darüber hinaus eine willkommene Abwechslung, die in der Quintessenz einen durch und durch überzeugenden Eindruck außerhalb der gewohnten Optik der bisherigen Bände der Blueberry Chronik hinterlässt.

 

Charlier war ein großer, für den Western-Comic zuweilen sogar ungewohnt komplexer Autor, der das Genre schon früh in seinem vollen Spektrum erfasst und für seine epischen, breitwandigen Geschichten genutzt hat. Giraud, der Charliers »Schule« während der gemeinsamen Zusammenarbeit lange genug quasi »nebenbei« genossen hat, beginnt eine Nummer kleiner als sein viel zu früh verstorbener Kollege: deutlich weniger komplex und verschachtelt, reduziert er das Geschehen seiner Marshal-Trilogie auf ein, zwei Handlungsstränge pro Album, gestaltet etliche Szenen trotz einer Vielzahl klassischer Western-Elemente und des typischen Blueberry-Feelings dafür aber auch eine ganze Ecke härter und blutiger als seinerzeit Charlier, der sich oftmals noch dem strengeren Zeitgeist und den Konventionen früherer Tage beugen musste. Doch diese härteren, zum Teil auch freizügigeren Szenen stehen den Abenteuern von Mike S. Blueberry ebenso wie das Artwork von Vance und Rouge bestens zu Gesicht – und so gehören die drei in diesem einmal mehr sehr schön aufgemachten Band der Chroniken versammelten Episoden mit zum Besten, was Blueberry und das Genre zu bieten haben.

 

Damn good!

 

 

 

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240424070654bf84cbd0
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Comic:

Marshal Blueberry:

Auf Befehl Washingtons

Reihe: Die Blueberry Chroniken Bd. 5

Autor: Jean »Moebius« Giraud

Zeichner: William Vance, Michel Rouge

Ehapa, Mai 2007

Hardcover-Album, 152 Seiten

ISBN-Code: 3770430875

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 06.06.2007, zuletzt aktualisiert: 18.02.2021 18:53, 3992