Marterpfahl – Sommer der Indianer (Autor: Stefan Melneczuk)
 
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Marterpfahl – Sommer der Indianer von Stefan Melneczuk

Rezension von Carina Schöning

 

Der Sommer der Indianer beginnt für die vier zwölf bis dreizehnjährigen Kinder aus Hattingen 1984. Roland, David, Thomas und Sonja verbringen die Sommerferien gemeinsam in der Badeanstalt und in den angrenzenden Wäldern. Zwischen Kindheit und Jugend entdecken sie beim Spielen erstmals auch ganz andere Gefühle für den Anderen und eine zarte Liebe entsteht langsam zwischen Roland und Sonja. Als sie den dicklichen Außenseiter Marc kennen lernen, entdecken sie auch erstmals Hass und Verachtung für Jemanden. Gemeinsam gehen sie zu einem alten Stollen im Wald und wollen, dass Marc sich durch eine Mutprobe ihrer würdig erweist. Er soll zwei Stunden im Dunklen an einem selbst gebastelten Materpfahl stehen. Leider bricht daraufhin ein Unwetter aus und die vier Freunde fahren nach Hause und „vergessen“ Marc einfach. Am nächsten Tag ist der Stollen zugeschüttet. Schlamm und Matsch sind undurchdringlich und alle einigen sich auf einen Unfall. Dass sie den Jungen wissentlich umgebracht haben merken sie noch nicht, aber niemand darf je ein Wort darüber sagen.

 

Mehr als zwanzig Jahre später finden die Freunde wieder zusammen. Ihr Gewissen hat sich niemals wieder beruhigt und ständig sehen sie die Erscheinung eines dicklichen, kleinen Jungen, der leidend nach unten sieht. Sonja hielt es als Erste nicht mehr aus. Beim Versuch zumindest Marcs verrottete Leiche von den Fesseln zu befreien, baut sie einen Autounfall und stirbt noch am Unfallort in den Armen des Sanitäters. Sofort informiert Roland, mittlerweile zum angesehenen Polizisten aufgestiegen, die anderen beiden Freunde aus seiner Kindheit. Während David erfolgreicher Autor geworden ist und mit Frau und Sohn zufrieden in Kanada lebt, ist Thomas´ zweifelhafte Karriere als Reporter schon längst vorbei und er widmet sich jetzt mehr denn je dem Alkohol. Zusammen wollen sie nun in die alte Heimat Hattingen zurückkehren und Sonjas Werk vollenden. Doch plötzlich sieht auch Davids Sohn Philip den Geist von Marc und er prophezeit, dass einer der Dreien sterben wird…

 

„Materpfahl – Sommer der Indianer“ ist eine Mischung aus Horror und Mystery und der Debütroman des jungen Autors Stefan Melneczuk, der bisher durch die Anthologien „Schattenland“ und „Absurd“ auffiel. Seine Geschichte rund um die vier Freunde aus unbeschwerten Kindertagen ist geradlinig erzählt und bietet durchaus Spannung. Leider ist das Thema nicht gerade gut gewählt. Von Anfang an ist klar, dass der Geist des Jungens zurück kehrt und Rache einfordert. Die Ausarbeitung ist dabei ganz gut geworden, aber thematisch bietet es nicht gerade viel Neues oder Originelles. Man kennt es einfach schon aus zu vielen Bücher und Filmen, als das wirklich was Überraschendes passiert. Trotzdem ist der Roman nicht schlecht geraten. Sehr Dialoglastig, sind einige Passagen recht zäh, ansonsten sind Sprache und Erzählstil für einen Debütroman schon ziemlich gut.

Kapitelweise wird in Rückblicken der letzte Sommer der Indianer von 1984 erzählt und die Gefühle und Ängste der Kinder oder Jugendlicher wirken durchaus realistisch und nachvollziehbar. Gerade da erinnert der Roman stark an „Stand by me“ von Stephen King. Positiv ist auch, dass viele Querverweise im Bereich Musik, Literatur und Film die damalige Zeit und das Flair der 80er wieder aufleben lassen. Hinzu kommt, dass der grausame „Unfall“ nicht in einer anonymen Großstadt, sondern in dem eher kleinen Hattingen spielt. Einige Schauplätze und Orte werden daher vielleicht den Stadtbürgen bekannt vorkommen?

 

Seine eigenen Gefühle bei der Ermordung des Außenseiters „verarbeitet“ der fiktive Autor David Bauer am Ende des Romans dann in der Kurzgeschichte „Geisternacht“, die er seinen Freunden Roland, Thomas, Sonja und auch Marc widmet.

 

Insgesamt ist „Materpfahl – Sommer der Indianer“ eine mäßig spannende und interessante Geistergeschichte ohne viel Neues. Handwerklich solide erzählt, bietet der Roman eher seichte Unterhaltung für alle Horror und Mystery Fans.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420012334a3ac6ab1
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Marterpfahl – Sommer der Indianer

Autor: Stefan Melneczuk

Deutsche Originalausgabe 11/2007

VirPriv Verlag

Paperback, 265 Seiten

ISBN 978-3-935327-26-8

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 12.01.2008, zuletzt aktualisiert: 06.08.2023 10:54, 5626