Als Marvel um die Jahrstausendwende nach einem Autor suchte, der zur Herkunft von Wolverine eine Geschichte verfassen sollte, hagelte es Absagen. Zu groß waren bei vielen Kandidaten die Befürchtungen, damit eine Bauchlandung hinzulegen. Manche gaben auch zu bedenken, dass der Superheld damit eine wichtige Stärke verlieren könnte: seine geheimnisvolle Aura. Schließlich übernahm Paul Jenkins (HELLBLAZER) die Sache und ließ Bill Jemas sowie Joe Quesada Ideen für „Wolverine: Origin“ beisteuern. Für die Bebilderung sorgte Andy Kubert (MARVEL 1602). Der Rest ist (Comic-)Geschichte und erhält nun mit „Mavel Must-have: Wolverine: Origin“ eine Neuauflage.
Der junge James Howlett wächst behütet auf dem Landsitz seiner begüterten Eltern auf. Allerdings gibt es Konflikte innerhalb seiner Familie. Zudem leidet der kleine James an diversen Allergien und Erkrankungen. Als Gesellschaft kommt die junge Rose in das Haus. Doch nicht nur das Mädchen, sondern vor allem Logan, der Sohn des mürrischen Gutsverwalters, sorgt für Wirbel. Zunächst scheint alles dennoch gut zu passen. Doch schließlich kommt es zur Katastrophe – auch wegen James.
Paul Jenkins erzählt eine berührende Geschichte über das Erwachsenwerden. Die ist auch deshalb so interessant, weil er durch fiktive Tagebucheinträge von Rose immer wieder die Perspektive wechselt. Gleichzeitig enthüllt der Autor zwar einige, aber längst nicht alle Mysterien, die die Figur Wolverine umranken. So bleibt der Charakter auch weiterhin spannend. Fans werden zudem einige geschickt platzierte Verweise zur Historie des Superhelden entdecken. Das Ergebnis fühlt sich wie eine zeitlose Story an, die so oder so ähnlich auch aus der Feder von Mark Twain oder Jack London stammen könnte. Das liest sich sehr gefällig, wobei Teile des Lesepublikums sich an einigen Stellen womöglich über das etwas schleppende Tempo beschweren könnten. Zudem handelt es sich eigentlich um keinen Superheldencomic, sondern eher um eine Coming-of-Age- bzw. Abenteuergeschichte. Wer also auf klassische Superheldenaction fokussiert ist, könnte mit anderen Wolverine-Bänden wahrscheinlich besser bedient sein. Alle anderen Comic-Fans sollten hingegen voll auf ihre Kosten kommen.
Andy Kubert macht als Zeichner und Tuscher einen tollen Job. Seine Panels sind nicht nur herrlich detailreich gestaltet. Auch die einzelnen Figuren gestaltet der Künstler schön heterogen und lebensecht. Teil eins mutet auch optisch fast wie eine Variante von „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ an. Allerdings schlummert in Logan eben ein weitaus brutalerer Rebell als im gutherzigen Huck, was Kubert visuell anzudeuten weiß. Auch die Mimik der Figuren ist fast durchweg geglückt. Nur in ganz wenigen Bildern sieht ein Gesicht mal so aus, als habe ein Fotograf in einem ungünstigen Moment auf den Auslöser gedrückt.
Wie bei „Mavel Must-have“-Comics gewohnt, ist das Bonusmaterial umfassend. Das reicht von einem Blick hinter die Kulissen über weitere Lektüreempfehlungen bis zu Informationen über die Macher und eine Einordnung in die Timeline. Das geht kaum besser.