Memory – Stadt der Träume (Autor: Christoph Marzi)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Memory – Stadt der Träume von Christoph Marzi

Rezension von Christel Scheja

 

London, die britische Hauptstadt ist Dreh- und Angelpunkt von Christoph Marzis Romanen. Schon „Heaven – Stadt der Feen“, das vor zwei Jahren bei Arena erschien, spielte mit der übernatürlichen Aura der Metropole. „Memory – Stadt der Träume“ hat mit diesem Buch allerdings nur den Schauplatz und die Tatsache gemein, dass wieder Dinge eine Rolle spielen, die nicht ganz von dieser Welt sind.

 

Jude Finney wächst ziemlich einsam auf, da seine Mutter ihn kurz nach der Geburt verlassen hat und sein Vater, der ihn alleine aufzieht, oft wegen seiner Arbeit unterwegs ist. Mit Gleichaltrigen kann er irgendwie auch nicht viel anfangen, da er durch diese Situation viel erwachsener als sie ist, bei Mädchen nicht punkten, weil er einfach unscheinbar ist. Zudem ist er seit frühester Jugend ein Träumer, der nicht viel mit der sogenannten „Realität“ anfangen kann.

Das alles hat Gründe. Jude ist in der Lage Geister zu sehen. So weilen seine richtigen Freunde an einem anderen Ort, den andere für tot halten, den nahegelegenen „Highgate Cemetery“, der zu den ältesten Friedhöfen der Stadt gehört. Dort trifft er sich oft und gerne mit Menschen aus den letzten drei bis vierhundert Jahren und hat sogar engeren Kontakt zu einigen.

Eines Tages taucht ein Mädchen in der Menge auf, das Jude gleich fasziniert. Sie kann sich nicht erinnert, wie und warum sie an diesen Ort gekommen ist. Ihr Zustand deutet darauf hin, dass sie vielleicht nicht einmal richtig tot ist.

So ergreift Jude die Gelegenheit um „Story“, wie er sie kurzerhand nennt, zu helfen und sie bei der Suche nach ihren Leben zu unterstützen, nicht ahnend, dass sie dabei in ein Abenteuer geraten, das auch Auswirkungen auf die Geisterwelt hat. Denn die ruhelosen Seelen sind unruhig, entvölkern doch seit einer Weile gesichtslose Männer die anderen Friedhöfe der Stadt...

 

Man merkt, dass Christoph Marzi in London vernarrt ist, sonst würde er die Stadt nicht immer wieder als Schauplatz wählen. Wie in „Heaven – Stadt der Feen“ sucht auch hier ein Teenager nach dem Sinn in seinem Leben und erkennt, dass er ihn durch seine besonderen Fähigkeiten und Verbindungen zum Außergewöhnlichen schon längst gefallen hat.

Jude ist von Anfang an sympathisch, da er sehr normal erscheint – er ist ein durchschnittlicher Schüler und im Verhalten und Aussehen eher unauffällig. Er steht außerhalb der Cliquen und dessen, was viele Jugendliche heute Leben nennen, was auch die Lehrer manchmal an ihm zweifeln lässt. Dennoch steht er mit beiden Beinen fest genug auf dem Boden, um zu wissen, was ihn so anders macht und warum er eigentlich immer allein ist.

Seine große Bewährungsprobe kommt, als er sich zusammen mit „Story“ ernsthaften Problemen stellen und Mut beweisen muss. Und auch in diesem Moment bleibt er so wie er ist.

Die Geschichte ist geschickt aufgebaut, immer wieder gibt es spannende Momente und überraschende Wendungen, die bisherige Ereignisse in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Auch die beiden Handlungsebenen passen am Ende sehr gut zusammen und finden ein rundes Ende. Bei all dem bewahrt er einen lebendigen aber nicht übertriebenen Erzählstil, der das Herz anrührt und eine ganz besonders märchenhafte Atmosphäre erzeugt, wie man sie aus der frühen Urban Fantasy kennt. Marzi fängt nicht nur die magische Aura der Stadt gelungen ein und verwebt alte Mythen und Legenden mit eigenen Erfindungen, er schafft es auch, der Welt der Toten einen ganz eigenen Flair zu geben. Immer wieder wird die Phantasie angeregt, so dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann.

Die Figuren sind facettenreich geschildert, die Romanze entwickelt sich dafür langsam und eher im Hintergrund, so dass auch Leser, die es sonst nicht so mit Liebesgeschichten haben, zufrieden sein können.

 

Alles in allem ist „Memory – Stadt der Träume“ ein gelungener Urban Fantasy – Roman, der viele bekannte Elemente neu interpretiert und eine interessant ineinander verkettete Geschichte erzählt, aber dennoch durch den flüssigen Stil leicht zu lesen ist, so dass man von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten wird.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425114433a70c0484
Platzhalter

Buch:

Memory – Stadt der Träume

Autor: Christoph Marzi

gebunden, 321 Seiten

Arena, erschienen September 2011

Titelbild: Frauke Schneider

ISBN-10: 3401066226

ISBN-13: 978-3401066226

Erhältlich bei Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 05.10.2011, zuletzt aktualisiert: 13.03.2023 19:41, 12129