Metro 2033 (Autor: Dmitry Glukhovsky)
 
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Metro 2033 von Dmitry Glukhovsky

Rezension von Christian Endres

 

Was da im ebenso üppig wie plakativ aufgemachten Paperback mit Klappenbroschur daherkommt und sich als wuchtig-klotziger Platzfresser mit Hingucker-Garantie fürs heimische Buchregal entpuppt, ist das Debüt des nächsten aus dem Osten stammenden Fantastik-Autoren für den in dieser Hinsicht anscheinend ziemlich hungrigen deutschen Markt: Nach Andrzej Sapkowski (dtv), den Dyachenkos (Piper) und den Freis (Blanvalet) und natürlich Sergej Lukianenko (Heyne), veröffentlicht der zuletzt genannte Münchner Verlag nun Dmitry Glukhovsky, dem mit seinem Erstling Metro 2033 in seiner russischen Heimat auf Anhieb ein »Millionen-Bestseller« gelang, wie der Klappentext anführt – ein Videogame steht überdies bereits in den Startlöchern.

 

Angesiedelt ist der apokalyptische SF-Roman des 1979 geborenen Autors und Journalisten in Glukhovskys Heimatstadt Moskau: im Untergrund, dem langsam zerfallenden, von eigenen Gesetzen, Mechanismen, Ritualen und Ängsten beherrschten U-Bahn-Netz unter der zerstörten Welt, wo Faschisten, Handelsringe, Prediger, Schmuggler, Fanatiker, Kommunisten, Mutanten und Riesenratten Seite an Seite existieren und einander immerzu belauern und regelmäßig bekämpfen.

 

Zunächst liest sich das auch alles richtig gut an und besticht durch eine unwiderstehlich beklemmende Atmosphäre. Das durchdachte Setting eines kümmerlichen Überlebens der Menschheit nach dem atomaren Supergau, der die Bewohner Moskaus vor 25 Jahren in den Untergrund der von Haus aus als riesiger Schutzbunker angedachten Metro getrieben hat, erzeugt vor allem eines: klaustrophobische Stimmung bis zum geht nicht mehr. Was da in der feuchten Düsternis lauert, was da für Krallen über rauen Stein schaben, was da hinter Meter 200, Meter 300 jenseits des Lagerfeuers und des Stand-MGs durch den Tunnel streichen könnte ... das ist schon ziemlich gut gemacht. Aber es nutzt sich auch ab.

 

Philip K. Dick, der sich schon zu Hochzeiten des Kalten Krieges ähnlicher Szenarien angenommen hat, trifft also die bleischwangere SF-Action von Warhammer 40K? Schön wär’s gewesen. Nach 200 Seiten verliert nicht nur das Setting in den Tunneln der Moskauer U-Bahn seinen Reiz, sondern stolpert Glukhovskys Leser auch immer häufiger über krude Dialoge und seltsame Reaktionen der Charaktere sowie allerhand zähe, viel zu langatmige Passagen. Die Atmosphäre und die Durchdachtheit des Hinter/Untergrunds bestechen zwar nach wie vor – das große Ganze bleibt aber viel zu lange verborgen, der Weg von Protagonist Artjom geht sich letztlich zu schleppend an.

 

Stark angefangen, leider auch stark nachgelassen: Glukhovskys buchstäblich suburbane Endzeit-Geschichte aus dem finsteren Metro-Untergrund Moskaus überzeugt in erster Linie durch ihre Atmosphäre und die Komplexität und Konsequenz des Zukunfts-Szenarios unter Tage. Die Dialoge und das Vorankommen der eigentlichen Handlung stehen da gerne einmal hinten an und kämpfen gegen einige dunkle Längen in den Tunneln unter den verstrahlten Trümmern der Welt - und dem, was von dort in die verzweigten U-Bahn-Schächte eindringt, um die Reste der »Zivilisation« zu vernichten...

 

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Buch:

Metro 2033

Autor: Dmitry Glukhovsky

Paperback m. Klappenbroschur, 784 Seiten

Heyne, November 2008

ISBN: 3453532988

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 12.11.2008, zuletzt aktualisiert: 17.01.2024 18:43, 7719