Rezension von Christel Scheja
Der 1970 in Rhode Island geborene Matthew Sturges ist einigen Lesern vielleicht schon als Comicautor bekannt. Er arbeitete an der Seite von Bill Willingham unter anderem an der Serie „Jack of Fables“ oder „House of Mystery“. „Midwinter“ ist sein erster Ausflug in die Welt der Prosa-Fantasy und offensichtlich auch der Auftakt einer Reihe von Geschichten.
Wer nach Crere Sulace kommt, wird schnell von der Welt vergessen, denn in das entlegene Gefängnis werden vor allem Schwerverbrecher und Verräter gesteckt, die dort den Rest ihres kläglichen Lebens verbringen sollen.
Diese Erfahrung hat auch Mauritane gemacht. Vor nicht all zu langer Zeit war er der Hauptmann einer angesehenen Elbenarmee der Seelie. Dann aber wurde er, obwohl er unschuldig ist, des Verrats angeklagt und wurde – ohne sich verteidigen zu können, abgeurteilt und hierhin verbracht. Er spürt, dass seine Tage gezählt sind.
Doch dann taucht ein Adliger aus der Hauptstadt auf und macht ihm ein Angebot. Er soll einen geheimen Auftrag der Königin erfüllen. Wenn ihm diese Aufgabe gelingt, ist er wieder frei und kann in sein altes Leben zurückkehren – nur Ämter, durch die er im Licht der Öffentlichkeit steht, sind ihm verwehrt. Zur Unterstützung darf er einige Gefährten an seine Seite rufen, denen es ähnlich ergehen soll wie ihm.
Mauritane wählt die kriegerische und wilde Raive von Avalon, den ehemaligen Adigen Silberdun, von dessen Wissen und Glauben sie profitieren könnten und den Menschen Satterly, den es auf der Suche nach einem Kind in diese Anderswelt verschlagen hat.
Nach einer unheimlichen Begegnung mit dem ehemaligen Herrn von Crere Sulace, beschließt der ehemalige Hauptmann mit den Gefährten aufzubrechen.
Doch schon bald müssen er und die anderen feststellen, das ihre Reise voller Gefahren und Hemmnisse ist. Denn einerseits gelten sie als entflohene Gefangene, andererseits gestaltet sich die Erfüllung des Auftrags als schwieriger als gedacht, da Aufstände und Intrigen die Suche schwer machen und mehr dahinter steckt als gedacht.
Man merkt schon, aus welchem Fach Matthew Sturges kommt, da er sehr bildhaft beschreibt und auch den Äußerlichkeiten mehr Stellenwert zukommen lässt als es bei anderen Autoren der Fall ist.
Die Geschichte folgt zwar klassischen Mustern, aber er schafft es auch Klischees und Archetypen immer wieder zu variieren oder sogar auf den Kopf zu stellen. Sehr schnell merkt man, dass es sich nicht nur um eine Welt dreht sondern gleich mehrere. Auch scheinbare Unstimmigkeiten und Anachronismen lösen sich mit der Zeit auf.
Es mag zwar gewöhnungsbedürftig sein, auch jemanden aus der modernen Welt mit im Team zu haben, aber Satterly fällt nicht so unangenehm aus der Reihe und gibt den anderen durchaus auch schon einmal neue Impulse.
Heraus kommt eine solide Abenteuergeschichte, die zwar auf eine tiefergehende und intensive Charakterisierung der Figuren verzichtet, aber dennoch eine gute Mischung aus Abenteuer, Action und Hintergrund bietet in denen sich Beschreibung und Dialog die Waage halten. Die Spannung ist erst sehr gering, steigert sich aber im Verlauf der Reise, als deutlich wird, das manches anders ist, als gedacht und die Helden selbst mitten in Intrigen stecken, die ihnen den Tod bringen könnten.
Alles in allem ist „Midwinter“ ein gelungener Einstieg von Matthew Sturges in das Prosa Genre. Man merkt, dass er seine Erfahrungen aus dem Comicsektor .nicht nur gelungen einbringt, sondern auch angemessen umsetzen kann. So werden vor allem Freunde der Abenteuer-Fantasy ihren Spaß an der unterhaltsamen aber komplexen Geschichte haben.