Filmkritik von Christel Scheja
Rezension:
Superhelden einmal anders... In der britischen Serie „Mifits“ erlangen Jugendliche übermenschliche Kräfte durch einen Blitzschlag, die eigentlich am unteren Ende der Gesellschaft stehen. Alle haben Verbrechen begangen und müssen nun Sozialstunden leisten, um ihre Schuld gegenüber der Gesellschaft abzubüßen. So gut wie alle stehen dem Leben zynisch gegenüber und machen sich keine Illusionen über ihre Zukunft. Und genau diese fünf werden damit konfrontiert, dass sie irgendwann mehr können als die anderen.
In der ersten Staffel wurden Kelly, Alisha, Curtis und Simon erstmals mit ihren Fähigkeiten konfrontiert. Nathan, der auch mit dabei war, scheint unverändert, was ihn ziemlich frustriert.
Einige Gaben erweisen sich dabei als Segen, die meisten allerdings entwickeln sich schnell zu einem Fluch. Das weiß Alisha, die mit ihrem Sexappeal Männer verrückt machen kann, was fatal werden kann. Und es hindert sie bisher daran zu erkennen, wer sie eigentlich wirklich gern hat. Kelly nutzt es zwar zunächst gerne aus, in den Gedanken der anderen zu stöbern, merkt aber schnell, dass es auch nicht so toll ist, die ehrliche Meinung der anderen zu kennen. Und Curtis weiß ebenfalls nicht so recht, wie er mit seiner Gabe, die Zeit zu manipulieren, umgehen soll.
Die erste Staffel endete mit dem Tod von einem der fünf Jugendlichen und dem Mord an ihrem Bewährungshelfer. Doch nun zeigt sich, dass auch Nathan nicht verschont geblieben ist ... denn er erwacht in seinem Sarg wieder zum Leben, Glücklicherweise retten ihn seine Freunde, ehe er verrückt werden kann, denn ein maskierter Unbekannter hat sie zu seinem Grab geführt. Dieser wird auch später noch mehrfach auftauchen und einige der Jugendlichen beschäftigen, scheint er doch ein besonderes Interesse an ihnen zu haben.
Zudem bekommt es Simon mit Lucy zu tun, die er bereits aus der Psychatrie kennt, und nun auch im Gemeindezentrum rumhängt, Nathan lernt seinen Bruder Jamie kennen, kaum dass er sich von seiner Todeserfahrung erholt hat, doch ob diese neuen Bekanntschaften ihnen wirklich gut tun, wird sich noch zeigen. Es verrät ihnen nur, dass sie nicht die einzigen sind, die plötzlich besondere Fähigkeiten haben. Als einige von den anderen an die Öffentlichkeit gehen, werden auch die Gaben der fünf Jugendlichen publik. So verändert sich ihr Leben von einem Tag auf den anderen – doch ob wirklich zum besseren, das muss sich noch zeigen.
In weiteren Episoden bekommen es die fünf Helden mit einem wütenden Tätowierer, einem durchgeknallten Computer-Freak zu tun. Zudem dürfen sie auch einmal für kurze Zeit das Glück der Liebe genießen und nicht zuletzt wird Nathan ausgerechnet am Weihnachtstag Vater.
Wie in der ersten Staffel dreht sich alles um das triste Leben der fünf Jugendlichen, die in einem Ghetto leben und arbeiten, keine Hoffnung haben, jemals ein bürgerliches Leben zu führen. Deshalb leben sie mehr oder weniger von der Hand in den Mund und nehmen sich, das was sie kriegen können. Ihre Wünsche und Bedürfnisse sind zwar groß aber nicht übersteigert.
Dazu kommen auch noch andere Veränderungen. Nachdem die fünf am Ende der ersten Staffel die Scheu überwunden haben, jemanden vom Leben zum Tod zu bringen, macht es ihnen jetzt um so weniger aus, auch einmal einen Mord zu begehen oder vor den Leichen ihrer Freunde zu stehen, wenn ein anderer zugeschlagen hat. Es scheint, als habe ihr Leben sie abgebrüht genug gemacht hat, mit den Schultern zu zucken, durchzuatmen und letztendlich alles mit einem coolen Spruch auf den Lippen hinzunehmen
Der Alltag hält für Alisha, Kelly, Curtis, Nathan und Simon nämlich viel größere Schwierigkeiten für bereit, denn es gilt sich mit Eltern und anderen Erwachsenen herumzuschlagen, Regeln einzuhalten und sich dennoch im Viertel Respekt zu verschaffen. Gerade im zwischenmenschlichen Bereich müssen sie noch sehr viel lernen.
Wie schon in der erste Staffel regiert eine nüchterne, fast zynische Sichtweise. Gewalt und Sex sind ein fester Bestandteil im Leben der fünf Protagonisten. Sie kennen keinen anderen Weg, um Dampf abzulassen, bürgerliche Moral ist ihnen mehr als fremd und dient eher dazu, sich darüber lustig zu machen.
Das Ambiente verstärkt den Eindruck noch – spielt doch alles in einem heruntergekommenen grauen viertel, in schmutzigen Hinterhöfen und lieblos zusammengestellten Wohnungen. Die Sprache ist auch weiterhin derb und mit vielen Fäkal- und vulgären Schimpfworten angereichert.
Dennoch nimmt man am Schicksal der fünf Jugendlichen Anteil, sind sie trotz ihrer harten Schale doch auch verletzlich und haben ihre nur allzu menschlichen Schwächen. Manchmal bringen sie einen sogar zum Lachen.
Wie schon in der ersten Staffel überwiegt das Sozialdrama. Die übernatürlichen Elemente spielen natürlich auch eine Rolle, aber nicht in dem Maße wie etwa bei „Heroes“. Daher gibt es auch nur wenige Actionszenen, die Darstellung der Fähigkeiten wird mit einfachsten Mitteln umgesetzt und kommt mit so gut wie keinen Spezialeffekten aus.
Die Doppel-DVD-Box ist passend gestaltet und wartet mit klarem Bild und Ton auf. Auf Extras hat man diesmal verzichtet, dafür gibt es zu den sechs regulären Episoden aber das „Christmas Special“ das Weihnachten auf typische „Misfits“-Weise feiert.
Fazit:
Auch in der zweiten Staffel ist „Misfits“ erfrischend anders – eine Superheldenserie, die ohne moralisch saubere Gutmenschen oder Aufsehen erregende Spezialeffekte auskommt und doch durch ein packendes Sozialdrama und vielschichtige Charaktere fesseln kann, die sich ganz und gar nicht so verhalten, wie man es erwartet.
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