Missing Girl - Verschollen von E. E. Cooper
Rezension von Christel Scheja
E. E. Cooper lebt mit ihrem Mann und einem verfressenen Hund in Vancover. Dennoch ist das Erstlingswerk der Autorin eine Geschichte, die in jeder besseren Highschool der USA spielen kann.
Kalah hat schon einmal eine High School wegen übler Nachrede verlassen müssen, deshalb reagiert die Tochter indischer Einwanderer auch recht empfindlich auf manche Dinge. Immerhin genießt sie die Freundschaft von Brittany genannt „Brit“ und Elisabeth, kurz „Beth“, den beiden angesagtesten Schülerinnen des Jahrgangs.
Alles scheint – so kurz vor dem Abschlussball, in Ordnung zu sein, aber dann verschwindet überraschend Beth und hinterlässt eine Lücke. Vor allem Kalah fragt sich, was passiert ist, denn sie glaubt nicht, dass ihre Freundin wirklich freiwillig verschwunden ist – dazu kennt sie sie zu gut.
Kurze Zeit später begeht Brit Selbstmord, und nun wird die sicher scheinende Welt von Kalah ganz auf den Kopf gestellt. Sie ahnt recht schnell, wenn sie über die letzten Begegnungen mit ihren Freundinnen nachdenkt, dass etwas zwischen den beiden ganz und gar nicht gestimmt hat und die Wahrheit viel schrecklicher sein könnte, als vermutet wird. Doch wie soll sie ihre Ahnungen beweisen, nun da sich jeder andere in ihrem Umfeld genau das Bild gemacht hat, dass ihr so sauer aufstößt?
„Missing Girl“ greift ein Thema auf, das vielen Leserinnen im gleichen Alter gar nicht so unbekannt sein dürfte: Die im Hintergrund schwelende Konkurrenz untereinander, selbst wenn man miteinander befreundet ist. Dazu kommt eine spannende Kriminalgeschichte, die ganz aus der Sicht von Kalah erzählt wird.
Das feinfühlige Mädchen erlebt die Ereignisse wie in einem schrecklichen Traum und muss damit fertig werden, gleichzeitig ahnt sie aber auch, dass hier jemand der Welt eine faustdicke Lüge auftischt.
Die Autorin konzentriert sich bewusst auf ihre Heldin und deren emotionale Entwicklung. Daher bleiben auch die meisten Nebenfiguren eher blass, gerade Beth und Brit wirken oftmals wie klischeehafte Archetypen der Zicken, die man in den meisten Highschool-Soaps findet. Deshalb muss man sich als Leser auch nicht wunder, wenn sie sich eigentlich genau so verhalten, wie man es erwartet hat.
Auch der Fall ist nicht so kompliziert, als dass man ihn mit ein wenig Erfahrung nicht selbst lösen könnte. Um so interessanter wird es aber, wie Kalah damit umgeht und lebt – und das ist die besondere Stärke des Buchs, das vor allem durch das angemessene Ende zu überzeugen weiß.
„Missing Girl“ ist ein weicher Krimi, der vor allem weibliche Teenager ansprechen soll, die das vertraute Highschool-Setting mögen und sich gerne in feinfühligere und aufmerksamere Heldinnen wie Kalah hineinversetzen mögen. Spannung und Dramatik bleiben auf einem eher niedrignen Niveau, die Geschichte kann aber durch die detaillierte Charakterentwicklung der Hauptfigur und das konsequente Ende punkten.
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