Reihe: Der Killer Bd. 6
Rezension von Christian Endres
Im französischen Original erschien ›Der Killer‹ zwischen 1998 und 2003 bei Casterman. Nachdem die Serie im ersten Anlauf beim originären Splitter Verlag gescheitert war, nahm sich schließlich Ehapa des gediegen inszenierten Noir-Mörder-Stoffes an und brachte die fünf großformatigen Alben dankenswerterweise komplett nach Deutschland. Doch damit nicht genug: Denn obwohl die Serie eigentlich einen guten Abschluss hatte und keine Fortsetzung gebraucht hätte, kehrten Texter Matz und Zeichner Luc Jacamon kürzlich nun doch wieder zu ihrem Profi-Killer zurück.
Was wohl in erster Linie daran liegt, dass sich inzwischen auch Hollywood für die Comic-Reihe interessiert – kein Wunder, wenn man sich kommerziell extrem erfolgreiche Comic-Verfilmungen wie Iron Man oder The Dark Knight ansieht. Brad Pitt und Fight Club-Regisseur David Fincher sollen es letzten Gerüchten zu Folge sein, die sich der Leinwand-Zukunft des frankobelgischen Comic-Killers annehmen wollen. Ob daraus etwas wird, muss sich in den nächsten Jahren zeigen. Nichtsdestotrotz sind Matz und Jacamon nun schon einmal zu ihrer Serie zurückgekehrt und haben ihren Killer vorsorglich reaktiviert, nachdem sie ihn im fünften Album eigentlich in den Ruhestand nach Venezuela geschickt hatten.
Doch die Rente genügt dem Killer nicht mehr. Also nimmt er erneut einen Auftrag an und beendet seinen Vorruhestand in den Tropen. Schnell bereut unser namenloser Experte in Sachen Mord jedoch seinen Entschluss. Nicht nur, dass er sein neu gefundenes Glück in seiner exilantischen Wahlheimat gefährdet – plötzlich ist er mit seinem Job auch in dubiose politische Machenschaften verwickelt, die allesamt um Erdöl kreisen. Und je intensiver er versucht, Licht in das Schattenspiel seiner anonymen Auftraggeber zu bringen, desto mehr bringt er sich selbst in Gefahr....
Schon auf den ersten Seiten gelingt es Matz und Jacamon, das Feeling der ersten Alben einzufangen. Tolles, lässiges Artwork, gute Texte – daran hat sich zum Glück nicht viel geändert. Als der Killer dann jedoch kurzzeitig seinen Moralischen kriegt und in den Textboxen etwas zu aufdringlich gegen Religionen und Glaube geschossen wird, kommt die Fortsetzung kurzzeitig ins Straucheln. Aber der Routinier unter den frankobelgischen Auftragsmördern fängt sich wieder und zieht seinen Auftrag bis zum vermeintlichen Ende durch – nur um zu erkennen, dass das noch nicht alles war und schon der nächste Job auf ihn wartet. Cliffhanger-Time also...
Hätte ›Der Killer‹ eine Fortsetzung gebraucht? Nein. Die exzellente Geschichte war nach fünf Alben erzählt. Nimmt man Matz und Jacamon den sechsten Band deshalb aber gleich krumm? Nein, auch nicht. In Sachen »Modus Vivendi« ist der Name am Ende Programm – denn letztlich können alle Beteiligten mit dem sechsten Album recht zufrieden sein und damit leben.
Nun kommt es vor allem drauf an, was das kreative Duo nach dieser soliden Übergangsepisode weiter mit dem Killer vorhaben.