Monsters (DVD)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Monsters

Filmkritik von Torsten Scheib

 

Rezension:

(Noch) ein Film mit Aliens? Gedreht mit dem läppischen Budget von gerade mal einer halben Million US-Dollar? Kann so ein Streifen denn überhaupt sehenswert sein?

 

Ja und nein; zugegeben. Doch bevor man auf das, fraglos relativ überschaubare Etat eindrischt, wäre ein Blick rüber zur – vermeintlichen – Konkurrenz eventuell angebracht. Denn ein Jahr vor Monsters gelang es dem bis dato völlig unbekannten Regie-Newcomer Duncan Jones (der übrigens der Sohn von Rock-Legende David Bowie ist, diese Tatsache aber stets außen vor lässt) mit dem Science Fiction-Kammerspiel Moon ein ähnlicher Überraschungserfolg. Doch wenngleich ihm für sein außergewöhnliches Debüt neben Sam Rockwell in der Hauptrolle zudem die zehnfache Summe von »Monsters« zur Verfügung stand, so sollte man dennoch nicht die Tatsache unter den Tisch kehren, dass selbst solch eine Summe in Zeiten immer horrender budgetierten Großproduktionen nüchtern betrachtet eher lächerlich wirkt; wohingegen der Film als solches weit von solch einer Deklassierung entfernt war. Im Gegenteil: Jones bewies mit »Moon« das eben nicht ausschließlich die Budenzauberqualitäten den Erfolg ausmachen, sondern immer noch eine gute Story.

 

Was hat also »Monsters« in dieser Hinsicht zu bieten?

 

Zunächst ein Déjà-vu-Erlebnis: Wackelnde Handkameraaufnahmen im Nachtsicht-Modus, Soldaten, die fröhlich den Walkürenritt (aus Apocalypse Now) pfeifen, um sich kurz darauf einer haushohen außerirdischen Lebensform zu stellen … Cloverfield, [●REC] und Blair Witch Projekt; alles auf einmal? Ist das nicht ein bisschen zu fadenscheinig?

Doch halt – denn unmittelbar nach diesem, fraglos spektakulären und zugleich überzeugendem Einstig nimmt Regie-Debütant Gareth Edwards bewusst das Tempo zurück und entführt uns nach Mexiko; SEINEM Mexiko. War das Land schon immer auf die eine oder andere Weise gebeutelt gewesen, kam es in dieser Version vor knapp sechs Jahren knüppeldick: in Form einer abgestürzten NASA-Sonde, deren Ziel das Einsammeln von Beweisen außerirdischen Lebens war. Insofern kann man die Mission durchaus als Erfolg bezeichnen, bringt die Sonde nämlich einige unerwartete Mitbringsel mit sich: seltsam anmutende, riesige Lebensformen, die entfernt an lumineszierende Kraken erinnern. Prompt wird das Gebiet rund um die Einschlagstelle zur infizierten Zone erklärt, die Grenze zur USA mit riesigen Betonzäunen gesäumt und die Militärpräsenz um ein Vielfaches erhöht.

 

Alles in allem sicherlich keine gute Werbung für den Fremdenverkehr – allerdings will der Photojournalist Andrew (Scoot McNairy) auch keine unbeschwerten Tage verbringen, sondern seinen Job erfüllen, der darin besteht, möglichst spektakuläre Aufnahmen von den Außerirdischen und/oder ihren Verwüstungen zu knipsen. Doch sein Boss hat andere Pläne. Da sich seine Tochter ebenfalls – und alleine – im Land aufhält, wird Andrew prompt zur Eskorte von Samantha (Whitney Able) degradiert, die von dem jungen Photographen schnellstmöglich zurück in die Heimat geschafft werden soll.

 

Andrew ist zwar alles andere als begeistert, willigt dann aber doch – im Hinblick auf seinen Job – ein. Zunächst herrscht zwischen den beiden, scheinbar vollkommen unterschiedlichen Individuen, ein eher kaltes Klima. Und was für Andrew inzwischen alltäglich geworden ist – besagte Verwüstungen der Außerirdischen – entlockt bei Samantha ungläubiges Stauen und auch Furcht. Als ihr Zug jedoch mitten in der Nacht vorzeitig dank der vorgelagerten Kriegszone im mexikanischen Hinterland Halt machen muss, sehen sich die beiden letztlich doch gezwungen, den Mantel des Schweigens abzulegen. Auf ihrer gleichermaßen beschwerlichen wie gefährlichen Reise gen Küste lernen sich die beiden besser kennen. So erkennt Andrew, dass Samantha keineswegs die verzogene Göre ist, für die er sie bislang gehalten hat, sondern vielmehr eine smarte, nachdenkliche – und leider auch verlobte – junge Frau ist. Im Gegenzug lernt Samantha die bisweilen sehr ernüchternde Weltsicht des Photographen zu akzeptieren und muss erkennen, dass die Vorsorge ihrer Heimat nicht unbedingt auf Logik und Fakten basiert. Schließlich kommen sich die beiden immer näher – die drohende Gefahr allerdings auch …

 

Eins vorweg: zu keiner Sekunde sieht man »Monsters« den kleinen Etat an. Dank der wunderbaren Landschaftsaufnahmen – die neben Mexiko unter anderem in Belize, Guatemala und Costa Rica entstanden – erhebt sich »Monsters« aus der Independent-Ecke und wird zu etwas Größerem. Die perfekt platzierten und auf ganzer Linie überzeugenden Spezialeffekte (Made by Adobe und Photoshop!) sind gewissermaßen die Kirsche auf der Torte. Wo andere mit ihren Pfunden gewuchert hätten, lässt sie Edwards gleichermaßen mit der Landschaft und der Story zu einer Einheit verschmelzen. CGI-Overkill? Von wegen. Und wenngleich besagter Plot durchaus gelegentlich mit der Logik im Widerspruch steht – er überzeugt gleichwohl auf ganzer Linie. Und das nicht nur auf eine Weise. Wer »Monsters« als einen sehr guten, spannenden Science Fiction-Film ansehen möchte, der irrt bestimmt nicht. Doch liegt unter dieser Oberfläche zudem der eine oder andere Wink in Richtung Gegenwart verborgen; wird der eine oder andere Giftpfeil dezent gen Vereinigte Staaten beziehungsweise deren fragwürdige Einstellungen abgefeuert. Dinge, unter denen samt und sonders die beiden Protagonisten des Films zu leiden haben. In dieser Hinsicht ebenfalls ein großes Kompliment an Scoot McNairy und Whitney Able. Sie erfüllen ihre Parts mit Leben, Glaubwürdigkeit, Tiefe – und sind übrigens seit Beendigung der Dreharbeiten Mann und Frau. Das am Set die Funken geflogen sind, lässt sich bisweilen auch nicht abstreiten, intensiviert aber die Beziehung zwischen ihren Alter Egos umso mehr.

 

Fazit:

»Monsters« dürfte sicherlich kein Film für die Generation XBox sein. Freunde von zweckentfremdeten Schnitt- und CGI-Orgien der Marke Michael Bay sollten vielleicht ebenfalls einen Bogen darum machen. Allen anderen jedoch kann dieses kleine Meisterwerk nur ans Herz gelegt werden, dass durch eine intelligente Story, grandiose Aufnahmen und einer gleichermaßen bedrohlich-dichterischen Atmosphäre zu überzeugen weiß. Ein besserer Einstand hätte Regie-Novize Gareth Edwards nicht inszenieren können. Umso spannender wird daher auch die Frage sein, ob er mit seinem nächsten Projekt an »Monsters« anknüpfen kann – der Neuauflage von Godzilla.

Nach oben

Platzhalter

DVD:

Monsters

Großbritannien, 2010

Regisseur: Gareth Edwards

Format: PAL

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9 - 2.35:1

Umfang: 1 DVD

FSK: 12

Capelight Pictures (AL!VE), 20. Mai 2011

Spieldauer: 90 Minuten

 

ASIN: B004Q84Z6M

 

Erhältlich bei: Amazon

DarstellerInnen:

  • Whitney Able

  • Scoot McNairy

  • Kevon Kane

  • Mario Zuniga Benavides

Eintrag in der PhilmDB:

Monsters


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 18.09.2011, zuletzt aktualisiert: 12.09.2023 16:21, 12102