Filmkritik von Christel Scheja
Es ist in Europa und Amerika mittlerweile üblich, erfolgreiche Filme auf die eine oder andere Weise zu kopieren und so ein wenig von dem Interesse der Zuschauer auf sich zu lenken. Warum also sollte das nicht auch asiatischen Filmen erlaubt sein, die zu dem ganzen noch ihre ganz ureigene Interpretation hinzu fügen?
Zu den neueren Werken, die ihre Vorbilder ganz und gar nicht verleugnen, gehört „Mr. & Mrs. Lee“, der ganz offen Elemente aus „True Lies“ und „Mr. und Mrs. Smith“ miteinander vermischt.
Die Geschichte beginnt damit, dass sich die hübsche Ahn Soo-ji sich wieder einmal eine Ausrede einfallen lassen muss, als ihr Freund Lee Jae-Joon sie anruft und wissen will, ob sie für ihn Zeit hat.
Leider kann sie ihn nicht die Wahrheit sagen, denn sie ist Geheimagentin im Dienst der koreanischen Regierung und gerade dabei einen Verdächtigen auszuhorchen. Auch bei der Verfolgungsjagd im Brautkleid kann sie nicht auf seine verzweifelten Versuche reagieren, noch einmal mit ihr zu reden.
Weil er nun endlich die Nase voll hat, macht Jae-Joon kurzerhand mit ihrer Schluss und verschwindet spurlos aus der Stadt. Soo-ji ist am Boden zerstört, ist er doch der einzige in ihrem Leben, der sie überhaupt noch geerdet hat, der ihr das Gefühl gab, ein normales Leben zu führen.
Drei Jahre später sieht sie ihn auf einer Mission wieder. Als Toilettenfrau verkleidet ist sie einem russischen Terroristen und seiner Bande auf der Spur. Doch all das ist vergessen, als sie ihren Freund wiedererkennt und nichts besseres zu tun hat, als sich mit ihm so zu streiten, dass sie beide bei der Polizei landen.
Auch Jae-Joon ist mehr als überrascht. Er ist zurück gekommen, weil er sich auf seiner ersten Mission nach der Ausbildung befindet und jemanden observieren soll. Er ahnt nicht, dass er den gleichen Auftrag wie seine ehemalige Freundin hat, nur von einer anderen Dienststelle aus.
Damit beginnt ein munteres Verwirrspiel, in das nicht nur die Chefs und Ausbilder der beiden gegen ihren Willen verstrickt werden, sondern auch einiges aufgedeckt, was besser verborgen geblieben wäre. Die Russen gewinnen dadurch die Oberhand und könnten mit ihrem Plan, Killerviren zu verkaufen und einzusetzen Erfolg haben, wenn Soo-ji und Jae-joon es nicht schaffen, sich zusammen zu raufen und gemeinsam an dem Fall zu arbeiten.
Man merkt dem Film schon den fernöstlichen Humor, denn einige Gags und Verhaltensweisen sind westlichen Zuschauern doch ein wenig fremd, sei es der besondere Eifer, der etwas mit Ehre und Berufung zu tun hat.
Dann sind da die manchmal etwas überspitzten Reaktionen der jungen Frau oder einiger Untergebener gegenüber ihren Chefs, die sogar in Kotaus und Kopfständen münden. Und auch der Running Gag, wer eigentlich wessen Ausbilder ist, gefolgt von verbissenem Schweigen und der Meinung, man würde es doch sowieso heraus bekommen, wirkt hin und wieder doch fast schon albern.
Nichtsdestoweniger kann man seinen Spaß haben. „Mr. & Mrs. Lee“ ist eine abgedrehte Action-Komödie mit einer erstaunlich überschaubaren Handlung und einer guten Mischung aus Abenteuer und Humor. Die Stunts können sich sehen lassen, passen sie doch zum Setting und sind nicht einmal übertrieben .Ruhige Szenen gibt es nur wenige, und wenn, dann beleuchten sie die Beziehung zwischen den Figuren genauer und zeigen, was der eine dem anderen eigentlich wirklich bedeuten.
Alles in allem ist der Inhalt der Geschichte abgerundet und kann mit vielen westlichen Filmen mithalten. Auch Bild und Ton sind klar, nur an Extras wurde etwas gespart, es gibt nur die Trailer.
„Mr. und Mrs. Lee” lohnt sich für alle, die auch schon westliche Action- und Verwechslungskomödien im Agentenmilieu sehr mögen, denn die koreanische Produktion kann in Punkto Spannung und Humor ohne Probleme mithalten – ist stellenweise sogar noch abgedrehter als ihre Vorbilder. Ein Blick hinein lohnt sich auf jeden Fall.
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