Rezension von Thomas Pichler
John Kovalic und seine Illustrationen für Munchkin sind zumindest in Rollen- und Fantasy-Spielerkreisen schon ziemlich bekannt. Jetzt lassen sie ihre ganze Power raushängen und erobern einen Spieleklassiker. 32 Munchkin-Motive ergeben ein Memory-Spiel, dessen Bilder nicht restlos kindergeeignet sind.
Spielziel, Spielregeln und all das Zeugs
Für alle, die sich nicht nur auf seltsamen Internet-Abwegen hierher verirrt haben: Munchkin Memo ist ein Memory und funktioniert auch so. Der einzige Unterschied ist, dass diesmal Bilder von John Kovalic aus Munchkin drauf sind statt wie meistens irgendwelche bunten Motive, die für Kleinkinder geeignet sind. (Naja, und, dass es sich Memo statt Memory nennt, vermutlich weil letzteres eine Wortmarke von Ravensburger ist.)
Und jetzt eine Kurzerklärung für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass das hier tatsächlich jemand liest, der so wenig mit Spielen am Hut hat, dass er nicht einmal Memory kennt. Die Kärtchen werden verdeckt gemischt. Wer an der Reihe ist, deckt zwei auf und findet er ein Paar gleicher Motive, nimmt er es an sich und darf nochmals aufdecken. Andernfalls dreht er die Kärtchen wieder um, der nächste ist dran. Sind alle Paare gefunden gewinnt der, der die meisten an sich genommen hat. Ein wenig ausführlicher gibt es das auf der Rückseite der Verpackung.
Das ganze braucht ein wenig Glück, ein gutes Gedächtnis der bereits aufgedeckten Karten und kann je nach Anzahl und Verhalten der Mitspieler so amüsant und spannend sein wie ein gutes Partyspiel, aber auch wie Farbe beim Trocknen zuzusehen.
Aufmachung
So, damit sind wir bei dem Punkt, wo sich Munchkin Memo von der Masse der Memo(ry)-Spiele unterscheidet. Insgesamt 32 Motive aus den Fantasy-Varianten des Kartenspiels Munchkin in leicht braunstichigen Graustufen zieren die Kärtchen, darunter der berühmte beliebte „Super-Munchkin“ und der knappe „Kettenbikini“. Das ist zwar richtig nett für Fans, aber eigentlich nicht wirklich spektakulär. Zu den Motiv-Paaren kommt noch ein Blanko-Pärchen. Die Kärtchen kommen in Druckbögen, aus denen sie sich aber extrem leicht und unbeschadet ausdrücken lassen. Bei Beanspruchung erweisen sie sich als relativ stabil.
Die Rückseite der Kärtchen zieren Pegasus-Spiele-Schriftzüge und der Pegasus-Pegasus. Da kommt Nostalgie auf, das erinnert total an die Werbe-Memo(ry)-Spiele meiner Kindheit (okay, und derer meiner älteren Geschwister, von denen ich etliche Spiele geerbt habe). Allerdings kommt Werbespiel-Nostalgie bei einem Kaufprodukt nicht so wirklich gut. Dafür hat die Rückseite laut Pegasus den Vorteil, dass man das Spiel mit anderen Pegasus-Memos zu einem Riesen-Memo kombinieren kann. Ob das wirklich klappt oder ob z.B. die Rückseiten doch etwas unterschiedliche Farbschattierungen haben, kann ich mangels eines weiteren Pegasus-Memos allerdings nicht überprüfen.
So richtig Munchkin-mäßig sind die Kärtchen-Ränder. Manche Motive ziehen sich nämlich auffallen in den Randbereich der Karte, sodass es mit etwas Anstrengung möglich ist, das bei auf dem Tisch liegenden Kärtchen zu erkennen. Mit anderen Worten, echte Munchkins können bei diesem Memo auch schummeln. Wenn das wenigstens definitiv beabsichtigt wirken würde, dann wäre es zumindest voll im Geiste der Franchise.
Apropos Franchise: Fans des Kartenspiels dürften schon gewohnt sein, dass nicht-so-direkt-Kartenspiel-Produkte, die unter das Munchkin-Label fallen, eigentlich irgendetwas enthalten oder können, dass einem echten Munchkin bei seinem Kartenspiel einen Bonus bringt. Das gilt für gekaufte T-Shirts ebenso wie als Promo gratis verteilte Lesezeichen. Doch bei Munchkin Memo heißt es „Fehlanzeige“: Hier ist ein Memo drin, das nichts spezielles kann, und das war’s.
Fazit
Das Munchkin Memo ist vermutlich das Richtige für den Munchkin-Fan, der sonst schon alles hat. Das war es aber dann auch: Für ein Memo mit 64(+2) Karten und sonst nichts ist der empfohlene Verkaufspreis von knapp 13 Euro eigentlich nicht so attraktiv, und der zusätzliche Munchkin-Kaufanreiz in Form von was für einem Bonus auch immer fehlt.