Rezension von Christel Scheja

Ist die Geschichte zweier Helden erst einmal erzählt, neigen gerade die Autorinnen der romantischen Genres oft dazu, sich nun Nebenfiguren vorzunehmen und zu zeigen, wie diese ihre Bestimmung und vielleicht auch zueinander gefunden haben. Auch Jeaniene Frost geht diesen Weg.

„Nachtjägerin“ ihr neuster Roman, ist nicht direkt Teil der „Cal & Bones“-Reihe sondern wendet sich Denise McGregor und dem Vampir Spade zu, die dort schon mehrfach aufgetreten sind und erzählt deren Geschichte.

Schwere Schicksalsschläge haben Denise gezeichnet, als sie erfahren musste, dass die Menschen die Welt mit Blutsaugern und anderen Wesen der Finsternis teilen, denn Vampire haben ihren Ehemann umgebracht und auch sie fast getötet. So ist es kein Wunder, dass sie den Geschöpfen der Nacht sehr misstrauisch gegenüber steht.

Doch ihre Leiden haben noch kein Ende, denn ehe sie sich versieht, gerät sie in die Fänge des Dämons Rom, der ihr ein Ultimatium stellt: Er zeichnet sie mit seinen Symbolen, die ihr zerstörerisches Werk in Denise beginnen und sie selbst in eine dämonische Gestaltwandlerin verwandeln werden, wenn sie nicht innerhalb einer gewissen Zeitspanne jemanden für ihn findet. Denn einst schloss ihr eigener Vorfahr Nathanial einen Pakt mit Rom und hat bis heute noch nicht seinen Teil der Abmachung erfüllt.

Da sie weiß, dass sie alleine keine Chance hat, wendet sie sich trotz ihrer Vorbehalten an Spade, den Vampir, der mit ihren Freunden Cal und Bones ebenfalls eine Verbindung pflegt. Aber sie will diejenigen, die ihr in den letzten Monaten sehr geholfen haben, nicht auch noch in die Sache hinein ziehen.

Tatsächlich unterstützt sie Spade ohne Vorbehalte und macht der jungen Frau damit deutlich, dass es auch noch Blutsauger gibt, die die Menschen achten. Nach vielen Schwierigkeiten spüren sie sogar Nathanial auf, doch dieser ist nicht dazu bereit, sich zu opfern. So bleibt Denise nichts anderes übrig, als sich selbst den Forderungen Roms zu stellen.

„Nachtjägerin“ gehört zu den Romanen, in denen der Thriller im Mittelpunkt der Geschichte steht und sich die Beziehung zwischen den Helden aus den Ereignissen heraus entwickelt und diese nicht forciert. Der Roman ist so angelegt, dass ihn auch diejenigen verstehen können, die die „Cal & Bones“-Reihe nicht kennen.

Sicherlich gibt es den ein oder anderen Querverweis zu den Abenteuern der beiden, aber die Kenntnis darüber ist für das vorliegende Buch nicht wichtig, die wenigen Infos die benötigt werden um die beiden kennen zu lernen finden sich im Text.

Dementsprechend halten sich Action und Romantik die Waage und das tut dem Buch auch sehr gut. Jeaniene Frost erzählt überzeugend, wie Denise durch die neue Aufgabe langsam aus ihrer depressiven Lethargie erwacht und wieder zu sich selbst findet. Die Beziehung zu Spade entwickelt sich tatsächlich sehr glaubwürdig und in kleinen Schritten, so dass auch Romantikmuffel zufrieden sein dürfen. Immerhin bekommen der Vampir und die leidgeprüfte Frau dadurch auch ein wenig mehr Profil und werden dem Leser so sehr vertraut.

Letztendlich merkt man aber schon, dass der Roman für ein weibliches Publikum geschrieben wird, da die Helden zwar sehr viel und schön leiden dürfen, die Gewalt aber nicht so explizit und detailreich beschrieben wird, wie man es erwarten könnte.

Alles in allem erweist sich „Nachtjägerin“ als unterhaltsamer und kurzweiliger moderner Romantic Thriller, der Liebe und Abenteuer gleichwertigen Raum gibt und so auch die Leser zufrieden stellt, die etwas mehr als nur Beziehungsdrama genießen wollen.