Die 16-jährige Annie lebt in Berlin. Sie weiß, dass sie als Baby adoptiert wurde, jedoch keine Einzelheiten dazu. Als plötzlich Männer auftauchen und behaupten, sie müsse unbedingt auf ein irisches Internat wechseln, und zwar sofort, wundert sie sich, dass ihre Adoptivmutter ohne zu zögern zustimmt. Dort angekommen erfährt Annie, dass sie genau genommen kein Mensch ist, sondern eine Migra, ein Wesen, das zwischen der realen Welt und Buchwelten reisen kann.
Mit Liga Lexis und den Migra legt Mo Enders eine interessante Buchidee vor. Welcher Bücherfan hätte schließlich nicht schon davon geträumt, in die Welt seiner Lieblingsbücher reisen zu können? Und genau das können die Migra, um die es in diesem Mehrteiler geht.
Dass ein junger Mensch überraschend erfährt, dass er gar kein normaler Mensch ist, dient spätestens seit Harry Potter in zahlreichen Jugend-Urban-Fantasy-Geschichten als Einstieg. Und obwohl dieser Handlungs-Start seitdem schon so oft benutzt wurde, funktioniert er immer wieder, so auch hier. Auch dass die junge Protagonistin nicht von allen mit offenen Armen empfangen wird und zunächst gar nicht den Grund für die Ablehnung erkennen kann, ist ein bekanntes Stilelement. Die Idee, eine Brücke zwischen realer Welt und der Handlungswelt aller jemals geschriebenen Bücher zu sein, ist (zumindest mir) jedoch gänzlich neu. Dabei kommt es natürlich zu diversen Verwicklungen, die nach Ende des 1. Bandes natürlich noch längst nicht alle gelöst werden konnten. Bereits der Prolog deutet eine Entwicklung an, die in der Handlung dieses Bandes noch gar nicht absehbar ist. Inhaltlich darf man äußerst gespannt sein, was sich in der Welt der Migra noch alles ergeben könnte.
Jetzt kommt allerdings eine bedauerliche Einschränkung des inhaltlichen Lobs. Soweit wäre dieses Buch nämlich ein 5-Sterne-Kandidat. Leider hält es die Autorin jedoch für notwendig, zu gendern. Ständig wird von Lernenden statt von Schülern, von Lehrenden statt von Lehrern oder von Hütenden statt von Hütern gesprochen. Dazu kommen Aufzählungen wie Vampirinnen und Vampire. Hält die Autorin ihre Leser wirklich für so begriffsstutzig, nicht aus dem Textzusammenhang zu erkennen, dass es unter den Schülern auch weibliche Schüler, unter den Lehrern auch weibliche Lehrer gibt? Das nimmt mir einen erheblichen Teil des Lesevergnügens und führt dazu, dass ich das Buch nur mit 3 Sternen bewerten kann.
Die Autorin überlässt es ihrer Protagonistin, ihre Erlebnisse in Ich-Form zu berichten.