NCIS Los Angeles Staffel 1 (DVD)
Filmkritik von Christel Scheja
Es ist zwar selten, aber manchmal kommt es auch vor, dass Serien, die selbst bereits Ableger einer anderen Serie sind, ebenfalls einen Ableger produzieren. Nachdem „NCIS“, das aus „JAG“ hervor ging und sich mit der Aufklärung von Verbrechen beschäftigt, in denen Angehörige der Marine und ihre Familien irgendwie mitbeteiligt sind, sei es nun als Täter, bedrohter Zeuge oder Opfer, sich als sehr erfolgreich erwies, startete man 2009 einen Versuch eine weitere Serie zu etablieren. Zwar beschäftigt sich auch „NCIS Los Angeles“ mit der Aufklärung von Verbrechen, ist aber vom Inhalt und der Atmosphäre her etwas anders gewichtet.
In Folge 22 und 23 der sechsten Staffel lernte das NCIS-Team in Folge von Ermittlungen um den Mossad-Agenten Rivkin und seine umtriebigen Machenschaften erstmals das Undercover-Team von Los Angeles kennen. Die dortigen Agenten konnten zwar auf weiter entwickelte Technik zurückgreifen als das Hauptquartier, durften aber nicht so offen agieren wie Gibbs und seine Leute.
An Ende der Doppelfolge mussten die NCIS-Angehörigen von Los Angeles einen schweren Schlag und Verluste hinnehmen. Auch Top-Ermittler „G“ Callen wurde dabei lebensgefährlich verletzt.
Die eigentliche Serie setzt Monate später ein. Callen kehrt nach seiner Genesung wieder in den Dienst zurück und arbeitet von nun an mit Sam Hanna, einem ehemaligen Navy Seal zusammen. Gemeinsam haben sie die Aufgabe Kriminelle zu finden und zu verhaften, die eine Bedrohung für die Sicherheit der Vereinigten Staaten sind, seien es nun Verräter, Mitglieder von Terrorzellen oder Attentäter aus dem Ausland. Es geht um Waffenschmuggel, die Vereitlung von Anschlägen auf die Menschen von Los Angeles und Umgebung, aber auch die Aufspürung brisanter Informationen, die schnell an die richtigen Stellen weitergegeben werden müssen oder nicht in die falschen Hände gelangen dürfen.
Ihnen zur Seite steht die Forensikerin Kensi Blye, der Computerspezialist und Nerd aus Leidenschaft Eric Beal, seine Mitarbeiterin Nell Jones und nicht zuletzt Henrietta „Hetty“ Lange, die kleinwüchsige aber sehr eigenwillige Leiterin der Außenstelle, die eine schillernde Vergangenheit zu haben scheint, aber mehr auf den Kasten hat als sie den anderen gegenüber vorgibt.
Sie alle unterstehen Leon Vance, dem Direktor des NCIS, der hin und wieder vorbei schaut.
Dazu kommt dann noch Marty Deeks, der Verbindungsmann zum Los Angeles Police Departement (LAPD) und der gelegentlich auftauchende Psychologe Nate „Doc“ Getz.
Wie gefährlich der Dienst in der Sondereinheit ist, wird besonders an dem Schicksal von Dominic Vail deutlich, einem jungen Agenten. In der zwölften Folge verschwindet er spurlos. Erst einige Zeit später kommt durch entsprechende Lösegeld-Forderungen heraus, dass er von einer islamischen Terrorzelle gefangengehalten wird. Es gelingt ihm zwar, doch noch zu entkommen, doch man schießt ihn nieder. Am Ende stirbt er in den Armen seiner Kameraden.
Das ist auch der Grundtenor der Serie, denn „NCIS Los Angeles“ fehlt der heitere und familiäre Unterton der Mutterserie. Hier stehen die dramatischen Fälle und die Action im Vordergrund, nicht das freundliche Miteinander der Hauptfiguren und deren persönliche Entwicklung.
Zwar ärgern sich die einzelnen Charaktere gelegentlich, machen freche Bemerkungen zu Äußerungen und Taten der anderen, aber das ist eher schmückendes Beiwerk. Auch die Suche von Callen nach seinem Vornamen und seiner Erinnerung an sein früheres Leben wird nur gelegentlich angesprochen.
Das macht „NCIS Los Angeles“ natürlich weitaus rasanter und actionreicher, aber auch düsterer als „NCIS“. Die Bedrohung durch Terrorzellen, Waffenschieber und Informationshändler wirkt hier viel düsterer und brutaler, die Helden sind längst nicht so sicher vor dem Tod, wie in der Mutterserie.
Immerhin entwickelt die Serie dadurch schon in den ersten Folgen der ersten Staffel eine ganz andere Dynamik, so dass sie sehr schnell eigenständig wirkt und nicht zum billigen Abklatsch wird. Das liegt vor allem an den beiden Hauptdarstellern. Chris O’Donnell, der Ex-Robin aus den alten Batman-Filmen, zeigt recht deutlich die Gespaltenheit seines Charakters, der auf der einen Seite leidenschaftlich seinen Dienst versieht, auf der anderen aber auch mit den Geheimnissen seiner verlorengegangen Vergangenheit hadert.
Auch Linda Hunt beweist wieder einmal, dass man auch mit geringer körperlicher Größe andere Schauspieler mit Leichtigkeit an die Wand spielen kann und zudem als Respektsfigur dienen kann. Allerdings ist sie in ihrer kauzigen Eigenwilligkeit so etwas wie die „Abby“ der Serie.
Als Bonus gibt es die eingangs erwähnte NCIS-Doppelfolge „Legend“, allerdings nur im Original und mit englischen Untertiteln. Über weitere Extras und die sonstige Ausstattung kann leider keine weitere Aussage gemacht werden, da nur ein Pressemuster vorlag.
Bild und Ton entsprechen aber soweit zu erkennen, dem heutigen Serienstandard, die Special Effects sind zahlreicher als in der Mutterserie und daher auch ein wenig ausgereifter.
Alles in allem ist „NCIS Los Angeles“ eine durchaus gelungene Tochterserie zu „NCIS“, da sie deren Erfolgsmuster nicht nur kopiert, sondern recht schnell einen eigenen Stil entwickelt und eine ganz eigene Schwerpunkte in der Gewichtung der Handlung und der Atmosphäre entwickelt. Vor allem Action-Fans, die es rasant und etwas düsterer mögen, werden in dieser Serie auf ihre Kosten kommen.
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