Druckversion: Need for Speed (PC)

Need for Speed

Rezension von Cronn

 

Ich gebe Vollgas und lenke in der Kurve in die Gegenrichtung. Sofort drifte ich um die Kurve und es gelingt mir sie eng zu nehmen. Schon bin ich wieder draußen und nähere mich dem ersten Fahrer von hinten.

Ich lege den Nitro ein und schon beschleunige ich mit tierischer Geschwindigkeit, während Flammen aus meinem Wagen schießen.

Der Gegner hat mich im Rückspiegel gesehen und versucht mich durch Hin- und Herfahren am Vorbeidüsen zu hindern. Ich lasse mich aber nicht abhängen und bleibe dicht hinter ihm.

Jetzt macht er einen Fahrfehler. Durch ein ungeschicktes Lenkmanöver kracht mein Gegner in eine Reihe von Mülltonnen. Zusätzlich ist dahinter ein Wasserhydrant, den er mit seinem Boliden abrasiert, auf dass das Wasser meterweit nach oben spritzt.

Ich grinse und ziehe an ihm vorbei, während er versucht, seinen Wagen wieder unter Kontrolle zu bringen. Dann knüpfe ich mir den nächsten Gegner vor.

Dieser ist etwas abgebrühter. Er versucht gar nicht erst mich mit Hin- und Herfahren am Vorbeikommen zu hindern, sondern wartet genüsslich ab. Aber auch ich kann das Spiel cool spielen! In einem Moment der Unachtsamkeit versuche ich ein Überholmanöver. Er hat es vorausgesehen und zieht blitzschnell nach links, womit er die Lücke zumacht.

Nun wird es mir zu bunt. Ich reiße das Steuer nach rechts, schalte einen Gang herunter und jage zusätzlich den Nitro-Boost durch meine Engine. Mein Wagen beschleunigt rasant, fast bricht er aus, doch ich halte ihn auf der Spur. Jetzt kommt es drauf an – werde ich die Nerven behalten oder wird er mich rammen?

In diesem Moment bin ich auf gleicher Höhe. Wenn ich die Zeit dazu hätte, könnte ich sein Gesicht sehen, wenn ich nach links kucken würde. Ich beiße die Zähne zusammen, quetsche noch etwas mehr Beschleunigung aus dem Gaspedal – und bin an ihm vorbei.

Das Rennen geht an mich – hurra!

Puh! Das hätte auch schiefgehen können!

Jetzt blitzt es mehrfach und Polizeisirenen gehen an.

Verdammt! Die Cops!

Rezension:

Need for Speed ist der neueste Ableger der erfolgreichen Reihe, die bei Electronic Arts ihr Zuhause hat. Diesmal stammt das Game von dem Entwickler Ghost Games, die viele ehemalige Burnout-Macher versammelt hat.

Nach „Need for Speed: Rivals“ hat die Serie ein Reboot bekommen. Wie gelungen ist es? Das soll die nachfolgende Rezension klären.

Hintergrund:

Der Spieler schlüpft in die Rolle eines neuen Fahrers, der in Ventura Bay in die lokale Racer-Szene aufgenommen wird. Dort steigt er durch seine Fahrkünste mehr und mehr in der Achtung nach oben.

Die Story ist durchschnittliche Kost, kann aber durchaus über die gesamte Spielzeit unterhalten. Wenn man sich auf die Klischees einlässt.

Die Geschichte wird durch Realfilme mit Schauspielern erzählt. Das besitzt großen Trash-Charme und erinnert in seinen besten Momenten an das alte Need for Speed: Most Wanted.

Gameplay:

»Need for Speed« spielt ausschließlich in Ventura Bay, aber das ist nicht weiter tragisch. Schließlich bietet die Stadt durchaus Abwechslung, auch mal mit Gegenden, die abseits des Downtowns liegen und von viel Natur geprägt sind. Meist jedoch ist man in urbanen Spielumgebungen unterwegs.

Was ebenfalls von Interesse ist, ist die Tatsache, dass man ausschließlich in der Nacht durch die Stadt düst. Das wird Fans von Need for Speed: Underground freuen, aber Fans anderer Need for Speed-Teile abschrecken. Doch das sollten sie nicht, wenn sie auf zugängliche Funracer-Action mit Hammergrafik stehen. Später dazu mehr.

 

Wie bekannt, stellt man sich in einem »Need for Speed«-Titel verschiedenen Renn-Events, so auch hier in »Need for Speed«. Die Rundkurse oder Abschnittsrennen sind schnell zugänglich, aber nicht immer fair. Manchmal fahren die NPC-Fahrer die Ideallinie, so dass man keine Chance hat. Selbst bei mehreren Versuchen ist oftmals Glückssache, ob man auf einen der vorderen Plätze kommt.

An anderen Stellen im Spiel sind die NPCs nahezu blind und beschleunigen kaum. Was der Grund für die KI-Aussetzer sein mag, ist schwer zu erkennen. Vielleicht braucht »Need for Speed« einfach noch den ein oder anderen Patch.

 

Denn Spaß machen die Races allemal. Das Fahrgefühl ist prima arcadig umgesetzt, wie man es von einem Funracer erwartet. Auch das Geschwindigkeitsgefühl passt, was auch an dem perfekt umgesetzten Grafikaufbau liegt. Aufploppende Gegenstände sind hier nicht zu erwarten.

 

Man darf auch an seinem Boliden in der Garage herumschrauben, sodass sich das Fahrgefühl anpassen lässt. Auch manuell darf geschaltet werden. In der Garage darf man sich als Tuning-Fan nach Herzenslust austoben. Und wer auf optisches Tuning steht, wird ebenfalls fündig werden, indem er sich verschiedene Designs aufs Auto klebt.

Zwischen den Rennen darf man nach Gusto in Ventura Bay herumfahren, sich besondere Orte ansehen und sogar Fotos schießen. Sightseeing ist also inklusive. Was man bei »Need for Speed« vermisst, ist eine Cockpit-Ansicht. Es gibt allerdings eine Stoßstangen-Kamera, die zwar kein Ersatz für eine Cockpit-Ansicht ist, aber immerhin das Geschwindigkeitsgefühl nochmals aufwertet.

 

Wer die Cops bislang in der Rezension vermisst hat, wird sich jetzt freuen: Sie sind wieder mit von der Partie, man darf aufatmen. Die Rennen gegen die Polizei sind wieder eines der Highlights von »Need for Speed«. Gelingt es einem, die Cops abzuschütteln, muss man eine Cooldown-Phase abwarten, ehe das Fahndungslevel sinkt.

Grafik und Sound:

Unter der Haube von »Need for Speed« schnurrt der gut geölte Motor der Frostbite Engine. Dieses Grafikgerüst wird von Electronic Arts inzwischen für nahezu jedes Spiel eingesetzt. Erstmals geschehen bei Battlefield 3 ist die Engine inzwischen gewachsen und hat neue Features in sich vereint. Das sieht man bei »Need for Speed« sehr gut.

Die Grafikleistung der Engine ist wahrlich beeindruckend. Der Übergang von Filmszenen zu Ingame-Szenen ist kaum zu bemerken. Nahezu fotorealistisch wird hier in 4K-Auflösung die nächtliche Stadt in Szene gesetzt. Atemberaubend! Was hier alles schimmert und glänzt! Das muss man gesehen haben! Hut ab!

Soundtechnisch wird viel Hip-Hop an Musik aufgefahren, dazu die Umgebungsgeräusche und vor allem die Motoren. Das technische Grundgerüst passt, da geht nichts schief.

Fazit:

»Need for Speed« setzt auf Alway-on-Multiplayer, wobei man die anderen Fahrer aber auch ignorieren kann. Doch das soziale Feature weicht in den Hintergrund, sobald es um die Singleplayer-Erfahrung geht.

Das Reboot von »Need for Speed« setzt sich zwischen die Stühle. Weder ist es missglückt, noch kann man von einem wahren Überraschungscoup sprechen. Die Rennen sind das A und O des Racers, und hier ist zwar der Spielspaß immer wieder spürbar, doch wiegen die KI-Probleme noch so stark, dass es nicht immer überzeugt. Was hingegen funktioniert, ist die Technik. Noch nie war ein »Need for Speed«-Titel seiner Zeit grafiktechnisch dermaßen voraus, wie das Reboot. Wer die Zukunft der PC-Grafik sehen will, muss »Need for Speed« besitzen.

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PC-Game:

Need for Speed

Ghost Games / Electronic Arts, 17. März 2016

FSK: 12

 

ASIN: B00Y2JXNWW

 

Erhältlich bei: Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403291133462eea8ddb
, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 10:38