Need For Speed: Shift (PS3)
 
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Need For Speed: Shift (PS3)

Rezension von Björn Backes

 

Nach den letzten schweren Ausfällen war bei der stark angeschlagenen „Need For Speed“-Serie dringender Handlungsbedarf angesagt. Mit „Pro Street“ konnten die Publisher bei EA noch einen Kompromissvorschlag einschieben, doch spätestens mit dem ziemlich anstrengenden „Undercover“-Release wurde allen Beteiligten klar: Die Sache steht endgültig auf der Kippe. Bei Electronic Arts hat man die Zeichen der Zeit erkannt und entsprechend reagiert. Das Entwicklerstudio wurde ausgewechselt, das Street Racing aus dem Spielkonzept verbannt und auch sonst eine Menge Ballast abgeworfen. Gesund schrumpfen nennt man wohl das Prinzip, das für den aktuellen Ableger „Need For Speed: Shift“ gewählt wurde. Und siehe da: tatsächlich scheint sich das einst so frenetisch gefeierte Franchise wieder erholt zu haben!

 

 

Inhalt:

eine der wichtigsten und wesentlichsten Änderungen, die die Herrschaften von Slighly Mad herbeigeführt haben, ist sicherlich die partielle Rückkehr zur reinen Simulation. Zwar ist die neueste „Need For Speed“-Veröffentlichung meilenweit davon entfernt, es einem „Gran Turismo“ gleichzutun und auf den absoluten Realismus hinterm Steuer zu setzen. Jedoch spürt man sofort, dass man am Fahrverhalten, ja generell am Feeling gearbeitet hat und es sich – auf den Punkt gebracht – sofort wieder besser anfühlt, die insgesamt 70 Boliden über die Rennstrecken zu jagen. Klarer Fall also: „Need For Speed“ ist durch den Schritt zu den Wurzeln des Spiels wieder dorthin gekommen, wo die Serie schon vor dem „Pro Street“-Release hätte stehen sollen.

 

Nachdem man die ersten Proberunden gefahren ist und sich auch für die üblichen Fahrhilfen entschieden hat, geht es direkt zur Qualifikation für die Live Tour, dem Hauptmodus des aktuellen Games. 37 Kurse an insgesamt 18 Stationen können gefahren werden, dies jedoch erst nach intensiver Vorbereitung und nicht minder intensiven Wettkämpfen. Was nämlich prompt auffällt, ist die noch einmal angewachsene Stärke der KI, die einem schon in den ersten Rennen und Qualifikationsrunden das Leben schwer macht. Zwar kämpft man anfangs nur gegen neun Konkurrenten, allerdings spürt man schon hier, wie heftig die Sache umkämpft ist. Oftmals kommt es schon am Start zu verheerenden Crashs, die einem das ganze Rennen versauen und eventuell sogar die gesamte Karosserie zermatschen. Hat man sich einmal mit dem aggressiven Fahrverhalten der anderen Boliden arrangiert, folgt direkt die nächste große Herausforderung, nämlich der Umgang mit den Bremsen. Der leidige Spruch “wer bremst, verliert“ zieht hier absolut nicht. Im Gegenteil: Gerade in den schärferen Kurven ist hier eine enorme Sensibilität erforderlich, denn auch wenn man am Ende mit geschickten Slides und Drifts einige schwierigere Kurven meistern kann, läuft ohne die Bremsen rein gar nichts. Speziell hier merkt man dann auch, dass „Shift“ wieder den bewussten Schritt zur Simulation macht.

Um die Sache noch realistischer zu gestalten, reagieren die einzelnen Fahrzeuge sehr, sehr individuell auf die jeweiligen Steuerungsoptionen. Eine häufige Schwierigkeit besteht im Übersteuern bei höheren Geschwindigkeiten. Aber auch die Beschleunigung ist manchmal behäbiger und kommt dem realistischen Feeling einer Simulation viel näher als die reinen Arcade-Schlachten und Verfolgungsjagden der letzten Titel. Fest steht jedenfalls, dass „Shift“ so viel Übung erfordert wie kaum ein anderer Serientitel bisher. Die Challenge ist gewaltiger, die Gefahr durch die stärkeren Konkurrenten größer. Wenn man im späteren Spielabschnitt dann auch noch mit 16 Flitzern über die Piste rast, hat man aber auch genau das zurückerlangt, was schon seit Jahren von „Need For Speed“ gefordert wird – und das ist ein sehr gutes Gefühl!

 

So stark das Feeling, so brillant ist auch die Präsentation des aktuellen Racers. Mal ganz davon abgesehen, dass die Strecken- und Wagenauswahl wieder gigantisch ist, hat man auch in der Aufarbeitung der Wagen und Pisten eine ganze Menge Liebe zum Detail bewiesen. Die Cockpits sind beispielsweise nicht nur den originalen nachempfunden, sondern glänzen auch mit vielen kleinen Feinheiten, die besonders Tuning-Liebhabern die Freudentränen in die Augen locken sollten. Apropos Tuning: Hier muss man heuer ein wenig zurückstecken, was aber insofern in Ordnung geht, dass „Need For Speed: Shift“ in der Gesamtkonzeption basischer und natürlicher ist. Es geht einfach wieder mehr um das Racing an sich, nicht mehr so sehr um das Drumherum – und das ist eine Seite, die man wirklich längere Zeit vermisst hat.

 

Die Spielmodi setzen letzten Endes auf Bewährtes, sind aber ebenfalls prima ausgearbeitet: Das Karriere-Game fordert in erster Linie Platzierungen und Siege; dadurch wiederum gibt es Sterne, die einem helfen, in der Karriereleiter aufzusteigen und neue Kurse zu fahren. Später gibt es auch spezielle Drift-Events und spezielle Aufgaben während der Rennen, für die man weitere Punkte sammelt. Ziel ist es schließlich, in der Rangliste aufzusteigen und am Ende den ersten von immerhin 50 Plätzen zu erobern – und das kann selbst den erfahreneren Konsolen-Racer Wochen kosten.

 

 

Technik/Grafik:

Im technischen Bereich darf man umgekehrt nicht von einer Rückbesinnung sprechen. Gerade was die Steuerung betrifft, fühlt man sich viel intensiver mit der jeweiligen Karosse verbunden, was auch daran liegt, dass man den Autos ihre individuellen Eigenheiten gelassen bzw. diese noch stärker hervorgehoben hat. Hinzu kommt, dass man kleinste Veränderungen beim Feintuning später auf der Strecke sofort spürt und die Fahrzeuge bzw. das Spiel selber überhaupt sehr sensibel auf externe Eingriffe reagieren. Das macht die Sache noch realistischer als sie mittlerweile ohnehin schon wieder ist.

Grafisch ist „Shift“ hingegen das Sahnestück im mittlerweile sehr großen „Need For Speed“-Zirkus. Die neuen Perspektiven sind grandios, gerade die Cockpit-Ansicht, deren Detailfülle einen schnell ins Staunen versetzt. Aber auch die Bewegungsabläufe sind harmonischer als noch zuletzt: Kein Ruckeln, keine nervigen Pop-Ups und nichts Pixeliges mehr in hektischen Manövern. Man muss einfach noch einmal betonen, dass man mit dem Wechsel zu den Slightly Mad Studios einen Schritt zurück (historisch) mindestens fünf nach vorne gemacht hat (inhaltlich).

 

 

Spielspaß:

Unter den neuen Voraussetzungen beschleicht einen ganz schnell wieder das heimelige Gefühl, das man seinerzeit noch zu seligen „Most Wanted“- und „Carbon“-Zeiten verspürte. Die Action auf den Pisten macht wieder Spaß, die überschüssigen Elemente, die eh ständig in der Kritik standen, sind nicht mehr Grund zur Diskussion, und am Ende kann man sich wirklich auf das konzentrieren, was bei einem Rennsport-Game an erster Stelle stehen sollte: Der Rennsport selber! Durch den deutlich angehobenen Schwierigkeitsgrad und die realistischere Steuerung ist die Herausforderung an den Spieler gleichsam auch wieder viel größer geworden. Der Effekt bleibt natürlich nicht aus. Man fühlt sich wieder sehr stark von der Punkte- und Sternjagd auf den Strecken angezogen, freut sich wieder über neu erspielte Fahrzeuge, genießt die Atmosphäre wieder mehr und lässt sich am Ende von der rundum verbesserten Grafik mitreißen. Spielspaß Galore – „Need For Speed: Shift“ fesselt für Wochen an den Bildschirm!

 

 

Fazit:

Ein längst überfälliger Schritt ist getan und hat eine der wichtigsten Konsolenserien vor dem endgültigen Absturz ins Mittelmaß bewahrt. Nach mehreren halbgaren Releases meldet sich „Need For Speed“ mit der neuen „Shift“-Edition dort zurück, wo die Serie eigentlich immer hingehört hat. Zum ersten Mal kann man eine bedenkenlose Empfehlung für einen NfS-Titel auf der PS3 aussprechen!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240422212739a2cb8ab2
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MEDIUM:

Need For Speed: Shift

System: Playstation 3

Entwickler: Slightly Mad Studios

Publisher: Electronic Arts

USK-Einstufung: Freigegeben ab 6 Jahren gem. 14. JuSchG

ASIN: B0024NKD44

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 19.10.2009, zuletzt aktualisiert: 13.02.2015 09:16, 9417