Druckversion: Nevermore (Autorin : Kelly Creagh)

Nevermore von Kelly Creagh

Rezension von Christel Scheja

 

Nachdem Vampire und Werwölfe in der romantischen Fantasy schon zuhauf zu finden sind, müssen sich junge Autoren etwas einfallen lassen. Die junge amerikanische Autorin Kelly Creagh machte 2008 ihren Abschluss in Kreativen Schreiben und hat für ihren ersten Roman eines ihrer Lieblingsthemen ausgesucht. Edgar Allan Poe. Ihre Heimat Louisville in Kentuck bietet ihr immer wieder genug Inspiration, um sie auch in Geschichten zu verarbeiten, wie in ihrem Debüt „Nevermore“.

 

Isobel Lei könnte eigentlich zufrieden sein, denn sie gehört zu der angesehenen Clique in ihrem Jahrgang, ist im Cheerleader-Team aktiv und tritt sogar schon mit diesen auf, ja sie hat sogar einen Freund, nämlich den sportlichen Brad, um den sie nicht wenige beneiden.

Dennoch ist sie nicht ganz so zufrieden wie sie sein könnte, denn etwas scheint in ihrem Leben zu fehlen.

Dieses gerät ganz durcheinander, als sie für eine Hausaufgabe im Literaturunterricht mit Varen zusammenarbeiten muss. Der gehört zu den Typen, denen sie bisher immer aus dem Weg gegangen ist, kleidet er sich doch anders als die anderen und scheint sowohl in den Hobbys als auch Interessen eher ein Freak zu sein.

Außerdem scheint er auch genau zu wissen, was er will und scheint sich mit dem Thema des Referats bestens auszukennen – Edgar Allan Poe.

Auch wenn sich Isobel zunächst dagegen sträubt, mehr als nötig mit Varen zu tun zu haben und auch die Lektüre eher gruslig als interessant findet, so beginnt sie der düster gekleidete Junge doch immer mehr zu faszinieren, besitzt er doch einen Charme und die Feinfühligkeit, die andere vermissen lassen. Während sie sich immer wohler bei ihm fühlt und sogar mit Brand Schluss macht, der ihr zu oberflächlich geworden ist, bemerkt sie aber auch, dass sich um sie herum einiges tut, was nicht nur mit den üblichen Teenager-Problemen zu tun hat. Denn Varen scheint eng mit einer magischen Welt verbunden zu sein, der er immer mehr Tür und Tor in die Realität öffnet...

 

Die Autorin verarbeitete in „Nevermore“ ihre eigene Leidenschaft für Edgar Allan Poe, das merkt man daran, dass sie gelegentlich aus seinen Werken zitiert und es sich nicht nehmen lässt, ihn immer wieder zu loben. Das Ganze vermischt sie mit einer klassischen High-School-Geschichte – in der Klasse eigentlich anerkanntes Mädchen verliebt sich in den an den Rand gedrängten Freak, der ihr weit mehr geben kann als der oberflächliche Rest der Klasse.

Dazu kommt ein ordentlicher Schuss Urban Fantasy, auch wenn die phantastischen Elemente eher im Hintergrund bleiben und erst zum Ende hin zunehmen. Allerdings scheint sie diesen Teil der Handlung nur als Nebensache zu betrachten, da sie den Alltagssorgen des jungen Mädchens, ihre Schwierigkeiten mit den ehemaligen Freunden, die nicht verstehen können, warum sie sich dem Freak zugewandt hat und der Rebellion gegen die Eltern auf dem Weg zum Erwachsenwerden viel mehr Raum bietet.

Dabei bleiben die Figuren leider recht blass. Isobel und Varen erhalten zwar einige Facetten mehr als der Rest der Schüler, im allgemeinen aber folgen gerade die Nebencharaktere den gängigen Klischees.

Die Handlung ist zwar flüssig geschrieben und ohne Längen, bleibt aber dennoch sehr an der Oberfläche.

 

Alles in allem dürften sich von „Nevermore“ vor allem junge Leserinnen ab zwölf Jahren angesprochen fühlen, die nach den ganzen Blutsaugern und Gestaltwandlern auch einmal ein ganz anderes Setting für ihre Liebesgeschichte brauchen, aber ansonsten mit dem romantischen Drumherum zufrieden sind. Genrefans dürfte die Geschichte trotz einiger interessanter Ansätze zu seicht sein.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240424175525aa84a77b

Nevermore

Autorin : Kelly Creagh

Klappbroschur, 558 Seiten

Loewe, erschienen Januar 2012

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Viktoria Fuchs

ISBN-10: 3785573898

ISBN-13: 978-3785573891

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 07.03.2023 15:49