Nick Knight, Staffel 2 Teil 1
Filmkritik von Christel Scheja
Rezension:
Die in der ersten Hälfte der 1990-ger Jahre entstandene Serie „Nick Knight“ ist der Vorreiter der modernen Vampir-Serien. Angeregt durch die veränderte Sichtweise, die nicht zuletzt die Romane von Anne Rice bewirkt hatten, wurden die Blutsauger nicht mehr nur als gierige Monster dargestellt.
Nach knapp 1 1/2-jähriger Drehpause wurde die Serie nach der ersten Staffel mit einer zweiten fortgesetzt, die nun ebenfalls wieder in zwei DVD-Boxen erscheint.
Mit dem Titelhelden stand erstmals ein Vampir im Mittelpunkt, der mit seinem Schicksal hadert, gerne wieder ein Mensch sein möchte und versucht Buße für die Missetaten der letzten Jahrhunderte zu tun, indem er Verbrecher jagt. Aus diesem Grund arbeitet er als Ermittler für die Polizei in Toronto.
Bisher ist es ihm gelungen, seine Besonderheiten sogar vor seinem Partner Schanke geheim zu halten. Die Einzige, die neben den Vampiren sein Geheimnis kennt, ist die Gerichtsmedizinerin Nathalie.
Zu Anfang der Staffel gesellt sich eine weitere Person zu denen, mit denen Nick Knight bereits engeren Kontakt hat. Es handelt sich dabei um seinen Schöpfer La Croix, der um Jahrhunderte älter als Nick ist . Bisher ist er so gut wie gar nicht selbst aufgetreten, sondern hat immer nur eine Nachtsendung im Radio moderiert, doch das ändert sich jetzt.
Er hat auch Janette die Unsterblichkeit geschenkt Die Vampirin leitet inzwischen eine Bar für ihresgleichen, in der sie seit einiger Zeit aber auch Prostituierten ermöglicht, die Nacht sicher zu überstehen, wenn das Geschäft nicht gut läuft, oder diese vor Zuhältern und Kunden Zuflucht suchen.
Neben Einblicken in ihre Vergangenheit, die ihre Verbundenheit mit den jungen Frauen erklärt, merkt man sehr deutlich, dass sie ihrem Schöpfer weitaus mehr ergeben ist und ihr Schicksal freiwillig und ohne Reue angenommen hat.
Im Verlauf der Staffel stellt La Croix sein Blutkind Nick immer wieder auf die Probe, denn er will ihm beweisen, dass Widerstand gegen die Natur des Jägers sinnlos ist. Er freut sich jedes Mal darüber, wenn sein „Kind“ dem Blutrausch nicht widerstehen kann und versucht ihn regelmäßig dazu zu verleiten, sich ganz dem Instinkt der Vampire hinzugeben.
Neben Fällen, in denen es um die Aufklärung von ganz normalen Morden und die Entdeckung der Täter geht, drehen sich diesmal aber auch einige Geschichten um die Vampire selbst.
In einer Episode müssen Schanke und Knight den Schutz einer jungen Autorin übernehmen, die täuschend genau die Welt der Vampire wieder zu geben vermag. Hat sie einen besonderen Sinn dafür oder aber nur eine überbordende Phantasie. La Croix und andere ältere Vampire befehlen ihren Tod. Doch kann Nick das wirklich zulassen?
In einer anderen Folge beginnt ein Serienkiller Toronto in Angst und Schrecken zu versetzen. Ein irischer Inspektor eilt dem Team zur Hilfe, da er bereits in früheren Jahren mit diesem Täter zu tun hatte.
Und auch Nick muss bald erfahren, dass dahinter ein Monster steckt, dass enger mit ihm und seiner Vergangenheit verbunden ist als er denkt.
Wie in der ersten Staffel, so steht auch in der zweiten das Streben Nick Knights nach Menschlichkeit und Vergebung im Mittelpunkt. Diesmal jedoch hat er einen Gegenspieler, der ihn immer wieder heraus fordert und erneut dazu zu verführen versucht, dem Jäger die Führung in sich zu überlassen.
Man merkt sehr deutlich, wie sehr der Held darum kämpft, sein Ziel zu erreichen und nicht auch noch das zu verlieren, was er schon erreicht hat. La Croix verspottet und verhöhnt ihn, ist immer dann nahe, wenn Nick wieder einmal vor der Wahl steht.
Man erfährt mehr als in der ersten Staffel wie komplex die Beziehung zwischen dem uralten Vampir und seinem Blutkind eigentlich ist. Aus diesem Grund nehmen in einigen Folgen auch die Rückblicke in die Vergangenheit zu.
Auch wenn die Handlung nicht durchlaufend ist, so zeigt sich doch schon am Anfang der Staffel, dass eine Konfrontation der beiden Vampire unausweichlich sein wird.
Ansonsten sind andere Episoden dazu da, Nick mit der Hoffnung zu erfüllen, er könne sein Ziel wieder ein Mensch zu werden schneller erreichen und dann doch wieder scheitern zu lassen. So ist er bereit dazu, sich einer obskuren Sekte und deren charismatischen Anführer zu unterwerfen, oder gar eine neu entwickelte Maschine auszuprobieren um darin den Tod zu finden.
Die einzige Konstante auf dem Weg, sein Ziel zu erreichen ist die Gerichtsmedizinerin, deren Bedeutung für Nick wächst. Zumindest von ihrer Seite ist nun mehr zwischen ihnen als nur Freundschaft - sie ist sogar bereit ihn zu decken.
Alles in allem bietet die zweite Staffel von Nick Knight den gewohnten Mix an klassischen und übernatürlichen Kriminalfällen, garniert mit einem sich ausweitenden Hintergrund, der gleichzeitig die Motivation und Entwicklung des Helden bestimmt. Die Beziehung des Helden zu seinem Umfeld bleibt eher nüchtern, romantische Gefühle tauchen in der Serie so gut wie gar nicht auf, da die Helden sich mehr auf die Lösung der Fälle konzentrieren.
Interessant ist nur, dass Schanke immer noch nicht erkennt, was sein Partner eigentlich ist, auch wenn manchmal die Hinweise sehr deutlich sind und sogar offen von einem Gegenspieler ausgesprochen werden.
Alles in allem kann man auch in der ersten Hälfte der zweiten Staffel feststellen, dass die Serie gekonnt mit den Klischees und Versatzstücken zum Thema Vampire spielt und klassische mit moderneren Vorstellungen verbindet. Man merkt den Spezialeffekten zwar immer noch die Low-Buget-Produktion an, aber die Geschichten tendieren nun mehr zur phantastischen Seite und werden auch für Genrefans immer interessanter.
Die Qualität entspricht wie in der ersten Staffel dem Standard der frühen 1990-er Jahre. Bild und Ton sind nicht sonderlich aufbereitet. An Extras gibt es auf der DVD immerhin einige Audiokommentare mit den Darstellern, Outtakes und nicht zuletzt ein kurzes Making-of.
Fazit:
„Nick Knight“ unterscheidet sich zwar von den modernen Vampir-Serien wie „Blood Ties“ oder gar „Moonlight“, da Gefühle und Romanzen noch sehr in den Hintergrund gestellt wurden, die manchmal etwas steife und ungelenke Serie ebnete aber den Weg für alle modernen Ausprägungen des Mythos.
Die zweite Staffel präsentiert erstmals einen lockeren übergreifenden Handlungsbogen und dem sich immer weiter forcierenden Konflikt zwischen dem Helden und seinem Schöpfer und sorgt so für eine unterschwellige Spannung, die den einzelnen Folgen doch mehr Spannung gibt als zuvor, da es erstmals einen aktiv wiederkehrenden Gegenspieler gibt.
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