Der zweite Band der neuen Nightwing-Serie, Die gekreuzten Schlüssel, konfrontiert Nightwing alias Dick Grayson zunächst mit seiner Vergangenheit. Vor zwei Jahren hatte er nämlich einen für ihn bestimmten Umschlag im Lager einer Geheimorganisation hinterlegt, ohne dessen Inhalt zu prüfen. Nun wurde jedoch der Standort des Lagers aufgespürt und der Quartiermeister der Organisation getötet. Nightwing ermittelt und sticht schließlich in See – auch weil der Getötete mit Bea Bennett zu tun hat: seiner Ex-Freundin. Danach bleibt keine Zeit zum Ausspannen: Denn im Rahmen des Titans-Events »Beast World« verwandeln sich Bestien in Menschen. Zu den Unglücklichen gehört auch Damian Wayne.
Die Hauptstory des Bandes stammt aus der Feder von Tom Taylor (Batman – One Bad Day: Ra’s al Ghul). Der führt Nightwing und das Publikum auf ein Piratenabenteuer. Dabei kann das Setting um das geheime Lager einer mysteriösen Organisation grundsätzlich überzeugen. Auch Bea Bennett gefällt als starke Frauenfigur und auch die Chemie zu ihrem Ex-Lover stimmt. Letztlich macht der australische Autor aber etwas zu wenig aus der guten Grundidee. Das liegt vor allem daran, dass der direkte Gegenspieler von Bea Bennett, um den es in diesem Teil der Geschichte geht, ziemlich blass bleibt. Die Strippenzieher dahinter haben leider nur einen kurzen Auftritt. Zudem wirkt Dick Graysons Entscheidung, einen für ihn bestimmten Umschlag jahrelang einfach nicht zu öffnen, wenig nachvollziehbar. Hier geht es einfach zu sehr darum, Spannung für das Lesepublikum zu erzeugen und nicht, eine glaubwürdige Geschichte zu erzählen.
Immerhin sind die Zeichnungen von Stephen Bryne größtenteils gelungen. Er arbeitet die Mimik und Gestik seiner Figuren ansprechend und realistisch aus. So verdeutlicht er Gefühle unabhängig von Aussagen. Auch seine Bewegungssequenzen sind mehrheitlich ansprechend gestaltet. Durch die Wahl eines etwas seltsamen Outfits im zweiten Teil lässt Bryne den Titelhelden allerdings etwas merkwürdig aussehen. Das soll wahrscheinlich witzig sein, kommt aber eher albern daher.
Das letzte Drittel des Bandes bezieht sich auf das Event »Beast World«. Bei der Geschichte unterstützt Michael W. Conrad (Wonder Woman & Shazam: Die Rache der Götter) Tom Taylor. Dabei ist der von Conrad gestaltete Anfang wenig mitreißend. Das von Taylor gestaltete Finale ist etwas besser geraten, auch wenn die Spannung durch das Eingreifen von Supermans Sprössling ziemlich leidet.
Beinharte Manga-Fans werden die Zeichnungen von Serge Acuna, der Conrads Beitrag zum »Beast World«-Event bebildert, vielleicht zu schätzen wissen. Doch sein Manga-Stil mit den übergroßen Augen und der übertriebenen Mimik der Charaktere wirkt hier schlichtweg deplatziert. Da macht es Saimi Basri, der Tom Taylors »Beast World«-Geschichte bebildert, im Vergleich besser. Die von ihm gestalteten Actionsequenzen wirken insgesamt knackiger und die Atmosphäre fällt stimmiger sowie düsterer aus.
Als Bonus bietet Panini am Ende des Bandes noch einige Variant-Cover. Hier finden sich einige sehr stimmungsvolle Zeichnungen. Punkten können dabei vor allem die Werke von Gabrielle Dell’otto und Mike Deodato Jr.