Ordensbuch: Urieliten
 
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Ordensbuch: Urieliten

Reihe: Engel

Rezension von Christoph Fischer

 

Das vierte Ordensbuch zu Engel widmet sich den Bewahrer der Wege. Das Herrschaftsgebiet er Urieliten ist das blühende Eiland Iberia im Westen Europas mit sitzt der Engelsburg in Mont Salvage. Während die Himmel der Gabrieliten, der Michaeliten und der Ramieliten inmitten oder am Rande mehr oder minder pulsierender Metropolen liegen und selbst die Ordensfeste der Heilenden Hände in unmittelbarer Nähe einer bedeutenden menschlichen Ansiedlung aufragt, gibt es aber keine Stadt, die den Namen Mont Salvage trägt. Das Fundament der Engelszitadelle wurde in die Flanke eines trutzigen Berges in den Pyrenäen geschlagen und heute heißt das ganze Hochtal Mont Salvage.

Gemessen an den Flut von Pilgerströmen, derer sich die anderen Himmel erwehren müssen, verirren sich nur sehr wenige Pilger in das von schroffen Bergklippen umschlossene Tal. Trotz dieser Abgeschiedenheit hat es kein anderer Orden geschafft eine Symbiose zwischen den Dogmen der Angelitischen Kirche und dem primitiven Volksglauben so perfekt umzusetzen wie die Diener Uriels. Nicht zuletzt haben auch die dampfenden Dschungel, zerklüftete Felsbarrieren und die eigenbrötlerische Bevölkerung das Land bislang vor allzu eifrigen Reformern und Feinden bewahrt. Doch diese jahrelange Abgeschiedenheit scheint nun in Zeiten stetigen Wandels ihren Tribut zu fordern …

 

Der Aufbau und das Layout des Ordensbuch Urieliten entsprechen dem der bereits erschienenen Ordensbücher. Dementsprechend wird auch dieses Quellenbuch durch eine Kurzgeschichte eröffnet. „Der Pfeil im Laich“ berichtet von der Arbeit eines einfachen Bauern und wie schnell man vom Jäger zum Gejagten werden kann. Dabei muß es sich in den gefährlichen Dschungeln Urielsland nicht immer gleich um Traumsaatkreaturen handeln.

 

Ähnlich dem ersten Kapitel des Ordensbuch Raphaeliten wird „Geographia Terra Urielitorium“ durch den Reisebericht eines urielitischen Armatura eingeleitet. Die Geschichte dieses Umbro, so heißen in Urielsland die Templer, wurde von einem Ramieliten für die Nachwelt aufgezeichnet. Eingeleitet wird die unterhaltsam zu lesende Erzählung durch folgende Worte: „Wobei an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll, dass der Diener Jeremiels an mancher Stelle den etwas schlichten und groben Stil des Umbros verfeinert haben mag.“ Diese „Verfeinerung“ ist dem Reisebericht sehr gut bekommen. Die ganze Aufzeichnung wirkt in sich geschlossener und ist vom Wortlaut deutlich besser als die des Ordensbuch Raphaeliten.

Nach dem Reisebericht schließt sich eine ausführliche Beschreibung der Bevölkerung, des besonderen Körperschmucks der im Dschungel lebenden „Wilden“ und ihrer kulturellen Eigenheiten an. Weiterhin werden sämtliche bereits im Reisebericht erwähnten Städte nochmals im Detail vorgestellt. Die Städte unter den Schutz der Bewahrer der Wege bzw. unter der Herrschaft der verhaßten Garballeros, so nennt man die Schrottbarone in Iberia, welche dabei noch keinen Einzug in den Reisebericht hielten, werden an dieser Stelle natürlich auch vorgestellt. Besondere Aufmerksamkeit erfährt in diesem Kapitel natürlich das Hochtal um den Himmel der Urieliten, sowie die Schutzmassnahmen des Ordens vor unliebsamen Besuchern.

 

Die Kurzgeschichte „Der Faulende Schatten“ lüftet eins der vielen Geheimnisse der Verstoßenen und im besonderen der Loge „Der Meßkelch der Ewigkeit“. Die Verstoßenen sind jene Beginnen und Monachen, die sich um den Erhalt der vorsintflutlichen Technologie bemühen. Ein Angehöriger dieser Loge macht nun eine furchtbare Entdeckung, die nicht nur das Geheimbündnis zerschlagen, sondern vielleicht auch den Heer der Heiligen Mutter Kirche den Sieg in der wohl bald bevorstehenden Endschlacht zwischen Gut und Böse kosten könnte.

So interessant diese Geschichte auch ist, stellt sie doch ein Problem dar. Will man seine Spieler vielleicht im späteren Verlauf mit dieser Loge konfrontieren, sollte man ihnen nicht gewähren diese Geschichte zu lesen. Immerhin wird extra die Beschreibung der Logen weiter hinten im Ordensbuch durch folgende Worte eingeleitet: „[Die Spieler] sich selbst eine ganze Menge Spielspaß berauben, sollten sie der Versuchung nicht widerstehen können, sich die letzten Seiten dieses Kapitels (Anmerkung: „Auf anderen Pfaden“) durchzulesen.“

 

Das folgende Kapitel „Castra Urielitorium“ widmet sich auf neun Seiten dem Himmel des Ordens in Mont Salvage. Es erinnert dabei sehr stark an die Beschreibungen der anderen Engelsburgen. Die auffälligsten Unterschiede liegen eigentlich nur in anderen Namen für die jeweiligen Bereiche und dem Erscheinungsbild des Himmels selbst. Entsprechend der Naturverbundenheit ihres Erzengels haben die Urieliten die ganze Engelszitadelle innerhalb und die Außenwände bis zur obersten Plattform bepflanzt. Durch die begrünten Außenseiten erweckt die Engelsburg von weitem den Eindruck eines gewaltigen Baumes, dessen Krone sich weit über die Wolkendecke erhebt. Und gleich einem Baum werden von der Wurzel bis in die höchsten Spitzen die Besonderheiten des Himmels beschrieben.

 

Die Überleitung zum nächsten Kapitel übernimmt die Kurzgeschichte „Tod aus den Bäumen“. Der Leser wird hierbei Zeuge eines Überfalls auf eine Karawane. Obwohl der Tross bewacht ist, steht es um die gut bewaffneten Söldner gegenüber den Fanatismus der sehr gläubigen Einwohners Urielsland schlecht. Die Karawane transportiert nämlich ketzerisches Gut für einen Schrottbaron. Schnell kann man erahnen, warum die von Gott abgefallenen die Dschungel Iberias so fürchten müssen.

 

Im Kapitel drei „Machinationes Urielitorium“ dreht sich alles um die Ausbildung der jungen Engel und der Templer. Von der Kammer der Nacht, in der die jungen Engel das Licht der sterblichen Welt erblicken, über ihre Ausbildung im Himmel und im Monte, bis zum Aufbruch nach Roma Æterna, um die Engelsweihe zu empfangen, ist hier alles enthalten. Im Monte ist das wichtigste Ausbildungslager des Ordens. Hier werden die urielitischen Templer und Engel zusammen für den Kampf im Dienste des Erzengels gestählt.

Vier Logen mit ihren geheimen Zielen schließen das Kapitel ab: der Quell des Lebens, der gerechte Pfad, der Meßkelch der Ewigkeit und die Heger der Schöpfung. Gerade der gerechte Pfad hat bei seinem Wirken ein Stein ins rollen gebracht, der bereits jetzt die Angelitische Kirche bedroht und sollte das schrecklich Geheimnis ans Tageslicht gezerrt werden, könnte es den Orden vernichten.

 

In der Kurzgeschichte „Das Ende eines Traumes“ zeigt sich, dass hinter manchen Gerücht ein noch düsteres Geheimnis stecken kann. Auf dieser Doppelseite wird dem Leser ein weiter vorne im Buch nur angedeutete Gerücht offenbart. Es ist die Rede von Strafexpeditionen der Uriels-Templer, die über Nacht ganze Orte auslöschen. Doch welch schreckliches Geheimnis die Bewahrer der Wege dazu bewegt selbst die von ihnen gegründeten Gemeinschaften zu vernichten, damit niemals ein anderer Orden von ihnen erfahren kann, sollte vorerst nur der Spielleiter wissen.

 

Kapitel vier „Sub Specie Uriels“ ergänzt das erste Kapitel um Klöster, Abteien und anderen Orten, auf die Uriels schatten außerhalb des Eiland Iberia fällt.

Rodez, diese halbverfallene Stadt, wird einmal im Jahr zur Pilgerstätte der Beutereiter um ihrer Heiligen Phillip zu gedenken. Dabei beschränkt sich die Beschreibung nicht nur auf die Stadt selbst, sondern es wird auch ausführlich auf den Ablauf dieser Feierlichkeit eingegangen.

Das Kloster Stavanger an der sturmumtosten Westküste Skandinavien war einst Besitz der Ragueliten. Doch seit der Vernichtung des Himmels und der Abberufung der Monachen und Beginen wachen die Urieliten über dieses Städtchen. Sehr zum Leidwesen der Ramieliten, die eine wichtige Hinterlassenschaft der Ragueliten hier vermuten.

Pontevera ist neben dem bereits angesprochenen Monte eine weitere Ausbildungsstätte für Umbros, die hauptsächlich auf dem Wasser kämpfen.

Ein weiter Dorn im Auge der Ramieliten ist das Kloster in Arkadien. Dieses wurde in einem wunderschönen Tal errichtet und dient heute hohen Würdenträgern der Angelitischen Kirche als Ruhestätte. Die Hüter des Wortes haben es aber eher auf einen kleinen Berg in unmittelbarer Nähe des Klosters abgesehen. Unter Tonen von Schutt ist die Ruine der ehemaligen Heimstätte der Raphaeliten verborgen. Welch geheime Wunder könnte dieser nie fertig gestellte Himmel wohl beherbergen.

Die letzte Beschreibung widmet sich weniger einem Ort, den einer Gemeinschaft von aus dem Orden verbannter Monachen und Beginen. Diese haben in Wien, dem Zentrum der Urbanis-Liga eine neue Heimart gefunden. Als Handelshaus Da Cora haben sie aber noch nicht alle Brücken zum Orden hinter sich abgebrochen. Gerade wegen ihrem neuen Sitz in der Ketzerstadt Wien dienen sie heute der Ordensführung als Spione und Attentäter.

Abgerundet wird das Kapitel durch die Vorurteile und Meinungen, welche die anderen Orden über die Urieliten hegen.

 

Die letzte Kurzgeschichte des Ordensbuches „Der Leib des Luchses“ erzählt von der Jagd und wie der Jäger aus dem Gedärm der erlegten Beute die Zukunft zu deuten versucht. Diese Geschichte hat gegen Ende eine sehr interessante Wendung, als man erfährt wer der Jäger überhaupt ist.

 

Das Kapitel fünf „Dramatis Personae“ widmet sich mit der Ordensführung der Urieliten. Hier finden sich die Beschreibungen samt Aussehen, Wesen und Charakterwerten im d20-System von Ab Guillaume, Prior Fidel, Kustode Miro y Monte, der Kardinälin Ning und fünf Beispielscharaktere. Dieses Kapitel besticht vor allem durch die schön anzuschauenden Charakterzeichnungen.

 

Der „Appendix“ umfasst diesmal die Vorstellung von urielitischen Waffen, bestimmten Drogen und einer Auswahl von abgerichteten Tieren. Die Standardwaffe eines jeden Templers des Ordens ist die Harpune. Darüber hinaus wird noch gerne die Ibererfaust verwendet, eine Art Rammbock. Für den Urielit in der Schar sind sicher die verschiedenen neuen Pfeiltypen interessant: Panzerbrecher, Brandpfeil, Kapp-Pfeil, Signalpfeil, Betäubungspfeil und Jagdpfeil. Mehr für die sterblichen Diener von Interesse könnten Kokablätter, Schlafmohn, und Hanf sein. Diese Drogen erfreuen sich aufgrund bestimmter Wirkungen bei den Urieliten besonderer Beliebtheit. Den Abschluss des „Appendix“ und damit des Ordensbuch Urieliten stellt eine kleine Auswahl von abgerichteten Tieren - Eule, Kampfhund, Wiesel - mit Werten für das d20-System dar.

 

Die Autoren des Ordensbuch Raphaeliten Ole Johan Christiansen und Thomas Plischke haben auch die vorliegende Ausgabe inhaltlich gestaltet. Kleinere Ungereimtheiten und unschöne Formulierungen, wie sie in ihrem ersten Beitrag zu Engel zu finden waren, finden sich im Ordensbuch Urieliten nicht mehr.

Für die graphische Untermalung sorgte diesmal Eva Widermann. Ihre Illustrationen passen sich sehr schön in das Bild von Engel und laden zum Verweilen ein. Zum Standard mittlerweile eines jedes Ordensbuch gehört natürlich auch die drei DIN A4 Seiten große Risszeichnung des Himmels. Die Naturverbundenheit des Ordens und die dadurch entstehende individuelle Note des Himmels, werden durch die Detailverliebtheit Tobias Mannewitz super in Szene gesetzt. Es entstand erneut ein beeindruckendes Handout für die Spieler, sollen sie jemals das Glück haben in der Engelsburg der Urieliten unterzukommen. Darüber hinaus befinden sich noch im ersten Kapitel eine Karte von Iberia mit wichtigen Städten und Handelsstrassen, und eine Karte vom Umland des Himmels in Mont Salvage.

 

Fazit:

Mit dem vorliegenden Quellenband erhält man erneut einen tiefen Einblick in Land und Kultur, diesmal im Herrschaftsgebiet der Urieliten, sowie natürlich in das Leben im Himmel zu Mont Salvage selbst. So manche Abenteurer-Idee steckt zwischen den Seiten. Zusammen mit den Beschreibungen interessanter Orte liefert es dem Erzähler für seine Engels-Schar einiges an Potential für spannende Geschichten. Ans Herz legen kann ich das Ordensbuch Urieliten dementsprechend jeden begeisterten Engel-Rollenspieler, besonders natürlich denen von Urieliten und dem Erzähler an sich.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404231634596c2f3c3c
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Ordensbuch: Urieliten

Autoren: Ole Johan Christiansen, Thomas Plischke

Art: Quellenband

Softcover - 102 Seiten – Feder&Schwert

Erscheinungsdatum: März 2004

ISBN: 3-935282-87-7

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 13.07.2005, zuletzt aktualisiert: 12.02.2015 08:23, 563