Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Uatu ist ein mächtiger Außerirdischer, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, alles zu beobachten. Doch irgendjemand ist in seine Basis auf dem Mond eingebrochen, hat den Beobachter ermordet und zudem einige höchst gefährliche Dinge gestohlen. Nicht nur SHIELD-Veteran Nicky Fury, sondern auch zahlreiche Superhelden wie die Avengers, Ant-Man, der Punisher und der Winter Soldier machen sich auf die Suche nach dem Mörder. Doch ist der Killer wirklich ein Superschurke?
Die Ermordung des Beobachters Uatu - den die Marvel-Masterminds Stan Lee und Jack Kirby vor mehr als 50 Jahren kreierten – sowie die Suche und Jagd nach dem Täter stehen im Mittelpunkt von „Original Sin – Sündenfall“. Der Sammelband enthält die zehn Hefte, die in den USA zwischen Januar 2012 und November 2014 erschienen.
Für den Plot ist vor allem Jason Aaron verantwortlich, der nicht nur bereits für sein Debüt („The Other Side“) eine Eisner-Award-Nominierung erhielt, sondern auch für kreative Geschichten („Scalped“, „Southern Bastards“) bekannt ist. Lediglich die einleitende Kurzgeschichte und der Prolog stammen von Ed Brubaker und Mard Waid. Während Waid eine passable Einführung liefert, in der die Leser unter anderem erfahren, warum Uatu sich auf das Beobachten beschränkt, enttäuscht Eisner-Award-Gewinner Brubaker mit seinem wenig inspirierenden Einstieg. Zum Glück nimmt die Geschichte unter Jason Aarons Fittichen richtig Fahrt auf und bietet nicht nur viel Spannung, sondern auch zahlreiche unerwartete Wendungen. Aaron beleuchtet auch die Hintergründe einiger Figuren und selbst Kenner des Marveluniversums dürften über mindestens einen vermeintlich bekannten Charakter noch etwas herausfinden. Zudem sorgen Perspektivwechsel immer wieder für Abwechslung.
Bei den Zeichnern verhält es sich fast genauso wie bei den Autoren. Javier Pulido gestaltet Ed Brubakers einleitende Geschichte so altbacken, als wäre sie dem Silbernen Zeitalter des Comics entsprungen. Einige Panels wirken lieblos und auch die Gestaltung der Figur des Beobachters kann nicht überzeugen. Für eine deutlich ansprechendere Optik sorgen Jim Cheung und Paco Medina im eigentlichen Prolog. Nicht nur der Beobachter ist hier interessanter gestaltet. Auch die Panels sind deutlich detail- und variantenreicher. Da ist es zu verschmerzen, dass einige Superhelden – vor allem Thor – nicht so gut getroffen sind. Zeichnerisch den besten Eindruck macht die Arbeit von Mike Deodato, der glücklicherweise acht der zehn Geschichten in Szene setzt. Der erfahrene brasilianische Künstler arbeitet nicht nur die Mimik seiner Charaktere sehenswert heraus – sehr gut etwa beim wütenden Hulk erkennbar - sondern spielt auch immer wieder gekonnt mit Licht und Schatten. Seine Zeichnungen sind brillant und die Panelvariationen passend. Zudem passt sein düsterer Stil hervorragend zum Sujet dieses Comics.
Als Zusatzmaterial enthält der Sammelband – neben einer kurzen Einführung von Christian Endes und Informationen über die Macher – leider lediglich einige Variant-Cover.
Fazit:
„Original Sin – Sündenfall“ ist – dank des kreativen Duos Aaron und Deodato - ein spannender, wendungsreicher und über weite Strecken hervorragend optisch in Szene gesetzter kosmischer Superheldenkrimi, dem man den etwas schwächeren Auftakt gerne verzeiht.
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