Otherland (Autor: Tad Williams)
 
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Otherland von Tad Williams

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

"Otherland“ ist wohl Tad Williams´ berühmteste und interessanteste Schöpfung. In vier Bänden entwirft der US-amerikanische Autor eine vielschichtige Welt, die scheinbar im Ersten Weltkrieg beginnt. Hier nämlich lernt Paul Jonas die Schrecken des Krieges kennen. Doch schon bald zerfällt die Welt und erweist sich schließlich als komplexe Science-Fiction-Dystopie, die gegen Ende des 21. Jahrhunderts spielt. In dieser versucht eine geheime Gesellschaft, die sich selbst Gralsbruderschaft nennt, etwas zu erringen, das ihnen absolute Macht verleihen würde. Dabei gehen sie über Leichen.

 

Schon der Auftakt ist furios. Der Hörer findet sich förmlich zusammen mit Paul Jonas mitten im Dreck der Schützengräben des Ersten Weltkriegs wieder. Regen peitscht hinab. Hier knattern Maschinengewehre, dort hört man Explosionen, dann wieder sind Schreie zu vernehmen. Kurz: Die Effekte sind großartig. Selten ist es einem Hörspiel gelungen, seine Hörer so unmittelbar in die fiktionale Romanwelt zu ziehen.

 

Dass dieses gelingt, ist auch der grandiosen Riege von Sprechern geschuldet. Hier findet sich fast alles, was in Deutschland in diesem Bereich Rang und Namen hat, Darunter sind so berühmte und herausragende Sprecher und Schauspieler wie Ulrich Matthes, Andreas Fröhlich, Nina Hoss oder Ulrich Noethen. Insgesamt sorgen über 250 Akteure dafür, dass jeder der vielen Charaktere einzigartige Nuancen erhält.

 

Um den Hörern die Orientierung zwischen den vielen Erzählsträngen zu erleichtern, werden allein ein Dutzend verschiedene Erzähler eingesetzt, die jeweils die Geschichte eines Charakters oder einer bestimmten Gruppe schildern. Aufgelockert wird die Handlung durch eingestreute - von Andreas Fröhlich teilweise herrlich ironisch mit einem Augenzwinkern vorgetragene - Netfeeds, in denen die neusten - mal erschreckenden, mal erschreckend hellsichtigen - Nachrichten einer konsequent dystopisch weitergedachten Welt präsentiert werden.

 

„Otherland“ erfordert Aufmerksamkeit. Denn hier wird dem Hörer am Anfang keine eindimensionale Welt vorgesetzt. Vielmehr offenbart sich nach und nach ein beeindruckender und vielschichtiger Weltentwurf, bei dem es manchmal anfänglich schwer fällt, sich zurechtzufinden. Dabei greift Tad Williams immer wieder auf Versatzstücke von alten und neuen Werken - angefangen bei Homers „Odyssee“ und ägyptischer Mystik bis hin zu Tolkiens „Herr der Ringe“ und Baums „Der Zauberer von Oz“ - zurück, verleibt sie seinen Welten ein und schafft auf Basis des ehrwürdigen Alten durch seine Imagination etwas vitales Neues.

 

Wenn man an der Schöpfung von Tad Williams etwas bemängeln möchte, dann, dass diese an einigen Stellen etwas arg albern wird. Die meisten Hörer hätten beispielsweise sicherlich auf drei im Trio singende Mäuse und eine Miniaturschlacht im Kühlschrank verzichten können. Für Fans wäre es noch das Sahnehäubchen gewesen, wenn man nicht nur die vier Romane, sondern auch die Kurzgeschichte „Der glücklichste tote Junge der Welt“ vertont hätte. Die Kritikpunkte verblassen aber angesichts des Endergebnisses.

 

Fazit:

Unter Federführung des erfahrenen Hörspielspezialisten Walter Adler ist eine grandiose Hörspielfassung von Tad Williams´ Meisterwerk „Otherland“ gelungen, die dank der vielen großartigen Sprecher - aber auch wegen der stimmigen Bearbeitung sowie der atmosphärischen Effekte - überzeugen kann und Hörer, die sich auf das komplexe Spiel einlassen, in ihren Bann zu ziehen vermag.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419121258fad2c0da
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Hörspiel:

Otherland

Autor: Tad Williams

Laufzeit: 1.365 Minuten

Umfang: 4 MP3-CDs

Regie: Walther Adler

Hörverlag, November 2011

ISBN-10: 3867178194

ISBN-13: 978-3867178198

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Sprecher:

Ulrich Matthes

Andreas Fröhlich

Nina Hoss

Ulrich Noethen


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Erstellt: 05.03.2012, zuletzt aktualisiert: 12.02.2024 15:44, 12384