Palast der Vampire von Chelsea Quinn Yarbro
Rezension von Ramona Schroller
Klappentext:
Im Jahre 1490 erbaut der Graf da San Germano den prachtvollsten Palast von Florenz und begegnet Estasia, der sinnlichen Kusine des Malers Botticelli. In ihr findet er eine Frau, deren unstillbare Leidenschaft seine eigene weit übertrifft. Doch der Graf hegt ein dunkles Geheimnis, das ihn zu einem Leben voll Qual und ewiger Wanderschaft verurteilt.
Dies ahnt der fanatische Mönch Savonarola, der mit hypnotischer Kraft die Bürger von Florenz in seinen Bann zieht. Unter der Schreckensherrschaft des besessenen Asketen soll alle Schönheit ausgemerzt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Die Stadt verwandelt sich in einen Hexenkessel religiöser Eiferei, und Blut fließt durch ihre Straßen.
Der Graf muss jetzt eine Entscheidung treffen, die seiner Geliebten zum Verhängnis wird ...
Inhalt:
Im Jahre 1490 trifft ein geheimnisvoller Fremder in Florenz ein und lässt sich einen Palast erbauen, wie ihn die Einheimischen noch nicht gesehen haben. Schnell fasst der Graf da San Germano Fuß in der Stadt der Künste, steigt auf zu einem Freund und Vertrauten der Medici.
Abgesehen von Lorenzo scheint niemand zu ahnen, was sich hinter ihm verbirgt.
Doch dann kommt alles anders: Il Magnifico Lorenzo de Medici erkrankt schwer, die Dominikaner gewinnen immer mehr politische Macht in Florenz und San Germano sitzt plötzlich zwischen zwei Stühlen: Auf der einen Seite die sinnliche, fast unersättliche Estasia, die Cousine des berühmten Malers Botticelli, mit der er ein Verhältnis hat, auf der anderen Seite die junge Witwe Demetrice, die ihn mit ihrem Scharfsinn und ihrer Gelehrsamkeit fasziniert. San Germano muss eine Entscheidung treffen, eine Entscheidung, die auch die Zukunft von Florenz beeinflussen könnte.
Und dann kommt Savonarola, der asketische und fanatische Dominikaner, San Germano in die Quere ...
Rezension:
Vampire, damit verbinden wir weitestgehend Blutsauger, die sich mit Vorliebe über junge und hübsche Frauen hermachen und wahre Blutbäder anrichten. Wie blutrünstige Tiere fallen sie über einander und auch die Menschen her und metzeln alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt ...
Oder die Vampire bilden eine mehr oder minder verschworene Gemeinschaft, sind jung und hübsch und verführerisch und betören die Menschen allein durch ihren Auftritt. Manchmal scheinen sie melancholisch, ja deprimiert, und beklagen ihr Schicksal, das sie für so lange Zeit auf Erden hält.
Nun, diese beiden Varianten waren mir bisher als Schemata F bekannt. Das es noch einen dritten Weg geben kann, zeigte mir nun Chelsea Quinn Yarbro in ihrem „Palast der Vampire". Ihr San Germano wird nur ein einziges Mal erwischt, wie er Blut zumindest etwas näher kommt. Er wandelt im Sonnenlicht, hegt ein reges Interesse an Kunst und Bildung und benimmt sich auch sonst wie ein wahrer Gentleman.
Tatsächlich taucht das Wort „Vampir" im ganzen Roman nicht sehr häufig auf, man kann es geradezu an einer Hand abzählen. Zwar ist klar, dass San Germano nicht das ist, wofür die Menschen ihn im allgemeinen halten, dennoch gelingt es der Autorin, die Spannung zu halten, bis ihr Hauptakteur schließlich selbst die Beichte ablegt, was genau er ist.
Dabei aber bleibt der Leser immer etwas unbefriedigt zurück. San Germanos Geschichte umfasst mehrere tausend Jahre, soviel ist zum Schluss klar, doch warum verließ er sein Heimatland? Was ist mit den anderen Vampiren, mit denen er Umgang pflegt? Was hat es mit den Abtrünnigen zu tun, von denen seine Bekannte Olivia spricht? All diese Fragen bleiben bis zum Ende ungeklärt, so dass der Eindruck entsteht, die Autorin habe noch einiges mehr für ihren so untypischen Vampir geplant. Ob dem so ist, wird die Zeit zeigen.
Der Roman an sich ist sehr episodenhaft gehalten, was es dem Leser vielleicht etwas erschwert, bei der Stange zu bleiben. Für Freunde der „Action" gibt es nicht allzu viel zu erleben, die mageren Ausbrüche San Germanos erklären sich an für sich von selbst. Interessant, und die ganze Geschichte in einen Zusammenhang bringend, sind vor allem die Briefe, die als Zwischenspiele die einzelnen Kapitel verbinden.
Ein wenig enttäuschend fand ich, dass die geschichtlichen Tatsachen und auch der Handlungsort Florenz immer wieder gern in den Hintergrund treten. Hier hätte ich mir etwas mehr Atmosphäre gewünscht. Dieses Manko können auch die mit italienischen Begriffen gespickten wörtlichen Reden nicht wirklich abschwächen. Vor allem die Verbrennung von Botticellis Bildern blieb bei mir als eine sehr unbefriedigende Szene zurück.
Alles in allem ein interessanter Roman mit einer etwas anderen Deutung des Vampirs als dem allgemeinen. Als wirkliches Highlight würde ich es nicht bezeichnen, aber eine überraschende Lektüre, die auch durchaus spannend ist.
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