Patria (Autor: Steve Berry)
 
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Patria von Steve Berry

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt:

Nachdem er jahrelang in den Staaten für das Justiz-Department gearbeitet hatte, gibt sich Cotton Malone mit seinem Job als Buchverleger in Dänemark gänzlich zufrieden. Doch der Stress alter Tage holt ihn wieder ein, als seine Ex-Frau Pam in seine Behausung stürzt und aufgelöst berichtet, dass ihr Sohn und Cottons Ziehkind Gary von einer mysteriösen, radikalen Gruppierung gekidnappt wurde. Noch bevor er überhaupt reagieren kann, erfährt Malone auch schon, zu welchen Bedingungen sein Kind wieder in die Freiheit gelassen wird. Malone soll sein Wissen über die verschollene Bibliothek von Alexandria preisgeben und die Organisation direkt in deren Schoß führen. Nur er kennt die direkte Verbindung zu den verloren geglaubten Schriftstücken, möchte sie aber zunächst nicht weitergeben, da seine moralischen Bedenken über die Konsequenzen seines Handelns wirklich massiv sind. Doch die Verbrecher, deren Wurzeln offenbar in oberste Regierungskreise reichen, lassen nicht mit sich spaßen und verleihen ihren Forderungen gleich mehrfach gewaltigen Nachdruck. Binnen 72 Stunden ist es an Malone, die halbe Welt zu umreisen, den Link zur Bibliothek zu öffnen und somit die letzte Überlebenschance für Gary zu erkämpfen – oder eben die radikalen Burschen in einem halsbrecherischen Manöver zur Strecke zu bringen…

 

 

Rezension:

In „Patria“ erweckt Steve Berry seinen bereits in „Alpha et Omega“ gefeierten Helden Cotton Malone wieder zum Leben und schenkt ihm einen mitunter noch brisanteren Fall, der das thematische Spektrum noch einmal erheblich ausbreitet. Berry nimmt dabei wieder religiöse Verschwörungen mit ins Boot, wie er sie bereits in „Urbi et Orbi“ zum zentralen Thema machte, greift auf historische Relikte zurück und mischt das ganze in einen finsteren, modernen Thriller ein, dessen erbarmungsloses Tempo von Beginn an schwindelerregende Ausmaße annimmt.

In diesem Fall lässt sich der Autor für die Einführung von Charakteren und Haupthandlung erst gar keine Zeit mehr. Blitzschnell ist man im Entführungskomplott gefangen, muss sich mit einer ganzen Anzahl wichtiger Figuren vertraut machen und zumindest den Versuch einer objektiven Analyse darüber wagen, inwiefern die einzelnen Charaktere zusammenhängen und welche Bedeutung sie für die Suche nach der Bibliothek von Alexandria haben. Berry holt hierzu allerdings auch weit aus, wirft zwischenzeitlich einige kurze Flashbacks ein und lässt sein gewaltiges Konstrukt Schritt für Schritt wachsen. Langsam aber sicher erfährt man mehr über die Verbindungen des Hauptdarstellers sowie den Wert der verlorenen Schriftstücke und kann schließlich auch einordnen, welche Folgen ihre Publikation für die Religionen und Kriegstreiber dieser Welt bedeuten könnte.

Anlässlich dieser Brisanz gelingt es dem Schreiber gerade in den ersten Kapiteln sehr schön, die Spannung am Siedepunkt zu halten, während die Szenerie immer wieder schlagartig wechselt. So erfährt man immer mehr über die politischen Verstrickungen, die finanzstarken Wirtschaftskräfte, die möglicherweise in den Komplott eingebunden sind, aber eben auch über Malones persönlichen Background, der unmittelbar mit einer Person namens George Haddad verknüpft ist, dem Schlüssel zur Bibliothek, der als Todgeglaubter Zuflucht im englischen Exil gefunden hat. Dies alles geschieht, ohne dass das Tempo ob der enormen Detailfülle in irgendeiner Form abreißen würde, was sich jedoch gerade im Schlussdrittel als kleines Problem herauskristallisiert. Bisweilen erhält man hier den Eindruck, Berry habe frühzeitig sein Pulver verschossen und müsse nun die letzte Überzeugungskraft durch die reine Darstellung der fulminanten Action gewinnen. So verliert der Roman abschließend leider noch ein wenig von seiner anfangs beachtlichen Tiefe und entwickelt sich mit wachsender Seitenzahl mehr und mehr zum modernen Action-Thriller, dem die Effekte nahezu ebenso wichtig sind wie die Story selber.

Andererseits ist der Spannungsaufbau bis zum Schluss absolut respektabel. Berry hält das Prickeln bis zur letzten Sequenz aufrecht, führt den Leser durch einige stark einschneidende Wendungen bis zuletzt an der Nase herum und belohnt die Geduld nach en kurzzeitigen Längen mit einem furiosen Finale. Dass man in manchen Passagen dennoch einige berechtigte Zweifel haben durfte, ob der offenkundige Tiefgang tatsächlich über die Ziellinie gerettet würde, ist somit auch leicht zu verschmerzen. Denn auch wenn „Patria“ mancherorts ein wenig routiniert daherkommt, so ist die Story und die Inszenierung einmal mehr packend und spannungsvoll ausgearbeitet – und das ist bei den vielen literarischen Fremdzitaten, die der Autor bewusst oder unbewusst in den Plot einbaut schon eine kleine Überraschung!

 

 

Fazit:

Mit „Patria“ erlebt der ansehnliche Katalog des aufstrebenden Thriller-Autors Steve Berry ein weiteres Highlight, mit Cotton Malone wiederum einen Helden, der in kein schematisches Muster hineinpassen will und der Story sowie der Ausstrahlung des Romans die nötige Individualität verleiht. Auch wenn der Leser zwischendurch fürchten muss, der Autor würde auf kurz oder lang Opfer seines hohen Erzähltempos werden, so bleibt die rasante Handlung bis zur letzten Seite überzeugend und beschließt einen potenziellen, verdienten Bestseller.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404191051025973356b
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Patria

Autor: Steve Berry

Broschiert: 420 Seiten

Verlag: Blanvalet (Mai 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3442370272

ISBN-13: 978-3442370276

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 09.06.2008, zuletzt aktualisiert: 05.06.2023 19:35, 6669