Perry Rhodan: Die Chronik Band 4: Von 1996 – 2008 (Autoren: Alexander Huiskes und Rainer Nagel)
 
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Perry Rhodan: Die Chronik Band 4: Von 1996 – 2008 von Alexander Huiskes und Rainer Nagel

Rezension von Matthias Hofmann

 

Für einige langjährige Fans der Heftromanserie Perry Rhodan überraschend, ist im Frühjahr 2021 der vierte Band der Perry-Rhodan-Chronik dann doch noch erschienen.

 

Überraschend, weil seit Band 3 stolze acht Jahre vergangen sind. Das ist eine sehr lange Zeit, in welcher sich der Autor dieses Sekundärbuchs aus verschiedenen Gründen mehrfach änderte. Auf den ursprünglichen Verfasser Eckhard Schwettmann, der 2014 überraschend verstarb, folgte Heiko Langhans und dann übergab dieser schließlich 2020 das Zepter an das Duo Rainer Nagel und Alexander Huiskes.

 

Hat sich das Warten gelohnt? Sagen wir es mal so: Es kommt darauf an … welchen Maßstab man anlegt.

 

Durch die Fan- und Nerd-Brille betrachtet ist das Buch genau das, was man erwartet hat: eine riesige Ansammlung von Informationen, chronologisch sortiert, ganz im Stil der ersten Bände. Es gibt ein Namensregister und zwei längere Bild- und Fotostrecken, die mit ihrem Old-School-Layout und der schlechten Schwarzweißdruckqualität den Charme alter Fanzines aus der Zeit der Schwarzweißkopierer verströmen.

 

Inhaltlich machen die beiden Autoren dort weiter, wo Hermann Urbanek vor einer gefühlten Ewigkeit aufgehört hat. Wir starten im Jahr 1996 und bewegen uns bis nach 2008. Einer der Höhepunkte dieser Zeit ist sicherlich Perry Rhodan Band 2000.

 

Dieser trug den Titel ES, wurde von Robert Feldhoff und Ernst Vlcek geschrieben und erschien rechtzeitig zur Jahrtausendwende am 21. Dezember 1999. Aufgrund von Rechtsstreitigkeiten und der Titelähnlichkeit von dem gleichnamigen Roman von Stephen King musste Heft 2000 später für Nachdrucke oder die E-Book-Version in Die ES-Chroniken umbenannt werden. Mit dieser Ausgabe begann der 31. Zyklus Die Solare Residenz. Aktuell ist man übrigens bei Band 3131 und dem 43. Zyklus mit dem Titel Chaotarchen angelangt.

 

Natürlich ist in der Zeit von 1996 bis 2008 rund um »Perry Rhodan« so viel passiert, dass man das in einer Rezensionen nicht auch nur ansatzweise streifen könnte. Die Autoren der »Chronik« bemühen sich um größtmögliche Vollständigkeit und schaffen dadurch eine leicht grenzwertige Fragmentierung in viele verschiedene Arten von Texten und Textblöcken.

 

Das Problem: Für altgediente PR-Fans dürfte das meiste bekannt sein, denn sie waren ja dabei, als die Romanhefte zuerst erschienen sind und das Drumherum passierte. Dennoch sollte die Lektüre für sie eine wohlige Fahrt auf der Straße der Erinnerungen sein.

 

Richtig problematisch wird es erst, wenn man die zuvor erwähnte Nerd-Brille abnimmt. Dann wird man erschlagen von einem enormen Berg an Texten, denn es scheint, dass Nagel und Huiskes keinerlei inhaltlichen Filter angewandt haben. Gleich zu Beginn wird die Unfähigkeit zur Selektion des Duos deutlich: Stolze fünf Einführungen gibt es zu dem Buch. Das wirkt wie damals, als die Super-8-Filmer erstmals eine Videokamera in die Hand bekamen und plötzlich nicht mehr wussten, wo man kürzt und wie man sich sinnvoll auf das Wesentliche konzentriert.

 

Es schließt sich eine Orgie von Fremdtexten an, sodass unterm Strich das Wenigste in dem Buch von Nagel und Huiskes selbst geschrieben worden ist, sondern einfach aus dem Internet, den Romanen oder diversen Fanzines, hauptsächlich dem Fanzine SOL der Perry-Rhodan-Fanzentrale, entnommen und nachgedruckt wurde.

 

Besonders ermüdend sind die seitenlangen Handlungszusammenfassungen der »Perry-Rhodan«-Serie. Der Gipfel der Reprint-Exzesse ist ein als »Essay« getarnter Conbericht vom PERRY-RHODAN-WeltCon 1999, geschrieben von Florian Breitsameter. Diesen findet man seit dem 23. Januar 2000 im Internet. Wo früher gezielt zitiert wurde, hat man hier einfach komplette Artikel, Interviews und weiteres übertragen.

 

Der genannte Conbericht ist symptomatisch für ein Buch, das unnötig aufgebläht wurde, und stellenweise wie ein unkritisches Fanzine wirkt, voller allseits bekannter Texte und Fakten, die man locker in der Perrypedia nachlesen kann, und nicht wie eine seriöse Chronik.

 

Diese Tendenz hatten die ersten Bände auch schon, aber nicht so stark und schamlos ausgeprägt und deren Autoren hatten damals die Schwierigkeit, dass sie nicht per »Schnipp-und-Bepp«-Verfahren einfach Texte kopieren konnten, weil es diese in der Fülle damals nicht gab und alles mühsam in akribisch erarbeitet werden musste.

 

Hier wäre es angebracht gewesen, wenn man nicht simpel einfach alles abgedruckt hätte, was einem angeboten wurde oder was so über die Jahre passiert ist, sondern die Spreu vom Weizen gesiebt oder zumindest gewichtet hätte. Es muss nicht jeder hinterletzte Perry-Fan erwähnt werden, nur damit er im Namensregister am Schluss auftauchen kann. Die große Kunst, eine Chronik im Informationszeitalter zu schreiben, ist die der Auswahl, der Priorisierung und Bewertung.

 

Somit ist dieser vierte Band von »Perry Rhodan: Die Chronik« eine vertane Chance, die Biografie der »Perry-Rhodan«-Serie auch für Außenstehende nutzbar zu gestalten. Ich kann sie den Aficionados, Fans, Komplettsammlern und Nerds durchaus empfehlen, dem Rest nur mit Einschränkungen.

 

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Buch:

Perry Rhodan: Die Chronik Band 4: Von 1996 – 2008

Autoren: Alexander Huiskes und Rainer Nagel

Hardcover, 528 Seiten

Hannibal Verlag, 29. April 2021

Titelillustration: Johnny Bruck

 

ISBN-10: 3854453434

ISBN-13: 978-3854453437

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B08QYPXGJW

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

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Erstellt: 31.08.2021, zuletzt aktualisiert: 18.06.2022 17:35, 20052