Rezension von Christel Scheja
Der 1977 in Leicester geborene britische Autor Chris Wooding veröffentlichte sein erstes Buch mit neunzehn Jahren und hat seitdem viele Fantasy-Romane für Kinder und Erwachsene geschrieben. Bei uns sind viele Bücher bei Bastei Lübbe erschienen, „Poison – Das Mädchen aus den Schwarzen Sümpfen“ ist allerdings der erste Jugendroman, der schon einmal als Hardcover heraus kam, nun aber auch als preisgünstigeres Taschenbuch erhältlich ist.
Poison ist in ihrem Dorf eine Außenseiterin mit dem Hang zur Rebellion, denn anders als viele Dorfbewohner hat sie sich nicht so richtig mit ihrem Schicksal und den noch kommenden trostlosen Leben abgefunden und steckt ihre Nase gerne in Bücher. Vor allem mit ihrer Stiefmutter versteht sie sich nicht besonders.
Einzig ihren Vater und ihre kleine Schwester Azalea mag sie gerne. Eines Tages aber wird das kleine Mädchen aus seiner Wiege entführt und mit einem Wechselbalg vertauscht. Das war ein Werk der Elfen, die die Menschen ohnehin schon in die unwirtlichen Sümpfe und Bergregionen abgedrängt haben.
So ist Poison um so mehr entschlossen, die Kleine zurückzuholen. Sie sucht sich Rat bei dem alten Fleet, der sie das Lesen und die Liebe zu Geschichten gelehrt hat und bricht heimlich auf, ohne ihre Eltern davon in Kenntnis zu setzen. Das ist der Beginn einer abenteuerlichen Reise durch gefährliches Gebiet, zu einem untoten Mager und in ein grusliges Hexenhaus, das der Eingang zum Elfenreich darstellt.
Und dort erweist es sich, dass Poisons Schicksal ganz anders ist als sie erwartet hat und neben der Begegnung mit dem mächtigen Elfenkönig auch noch die Enthüllung eines großen Geheimnisses auf sie wartet. Glücklicherweise hat sie in dem Händler Bram, dem Mädchen Peppercorn und dem Kater Andersen ganz besondere Freunde gefunden, so dass sie immer einen Grund findet, um weiter für ihr Ziel und um ihr Leben zu kämpfen,
Der Inhalt mag in der Zusammenfassung sehr märchenhaft klingen, aber wenn, dass sind es mehr solche für ältere Jugendliche und Erwachsene, denn die Zauberwesen, mit denen es die Heldin zu tun bekommt, zeigen sich fast alle nur von ihrer schlechten Seite, egal ob es sich um Elfen handelt oder Hexen.
Die Geschichte fängt sehr klassisch an – ein Kleinkind wird geraubt und die ältere Schwester macht sich auf den Weg, um das jüngere Geschwisterchen von den Elfen zurückzufordern. Durch dieses selbstlose Ziel gerät die Heldin auf eine Queste, die sie nicht nur verändert sondern auch ihr wahres Schicksal enthüllt.
Gerade diesen Wandel in der Handlung hat der Autor sehr geschickt angelegt und mit interessanten Ideen ausgeschmückt, die den Leser bei der Stange halten, denn das Vertraute wird immer wieder mit Überraschungen gewürzt, die sich homogen einfügen.
Auch die Heldin weiß zu gefallen. Sie ist zwar selbstbewusst und zynisch, hat aber auch ihre Schwächen und zeigt in den richtigen Momenten Angst. Freunde und Feinde sind nicht nur eindimensionale Archetypen, sie überraschen ebenfalls durch ungewohntes Verhalten.
Insgesamt ist der Roman sehr spannend aufgebaut und bietet eine gelungene Mischung aus klassischen Sagen- und Märchenelementen und einer rasanten Handlung voller ungewöhnlicher Wendungen.
Das macht „Poison – Das Mädchen aus den Schwarzen Sümpfen“ zu gelungener Jugendfantasy, die zwar ein wenig in die Kerbe von „Spiderwick“ und Co. schlägt, aber dennoch eine ganz eigenwillige und –ständige Fantasy-Geschichte mit vielen Überraschungen bietet.