Powershot Fußball
 
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Powershot Fußball

Rezension von Björn Backes

 

 

Quasi als Nachlese zur leider etwas unbefriedigenden Fußball-Europameisterschaft folgt nun im Pegasus eine ziemlich interessante Themenserie um das runde Leder, in der man einige herbe Schlachten der vergangenen EM noch einmal leibhaftig nachempfinden kann. Das Ganze hört auf den Namen „Powershot Fußball“ und ist als Kartenspiel-Serie konzipiert, die ähnlich dem Muster der populären Trading Card-Games aufgebaut ist. Allerdings wird der Sammelfaktor hier nicht durch Booster verstärkt, sondern wird bereits durch die vollständigen Päckchen von insgesamt zehn Mannschaften befriedigt. Zum Einstieg gibt es dabei auch direkt einige Doppelpacks, mit denen man die Spielregeln erlernen kann, bevor es dann kunterbunt durch die beteiligten Nationen geht. Eines dieser Packages besteht aus den Teams von Deutschland und Spanien, also der Begegnung des EM-Finals und bietet allen Liebhabern des Ballsports nun die Möglichkeit, Rehabilitation für das verlorene Endspiel zu schaffen. Auch wenn dies nicht dringend das erklärte Ziel des Spiels sein muss…

 

 

Spielidee:

In „Powershot Fußball“ übernimmt jeder Spieler die Regentschaft über eine Fußballnation und tüftelt in der Trainerfunktion Spielzüge aus, die in den zwei Spielhalbzeiten den Sieg bringen sollen. Die Waffen des Trainers sind dabei lediglich Karten, deren jeweiliger Wert bestimmt, wer in Ballbesitz gerät, wer in Offensive und Defensive Erfolg hat, und wann man endlich auch mal aufs Tor schießen kann. Gespielt wird, wie auch im realen Spiel, über zwei Hälften, so dass jeder Spieler auch in den Genuss kommt, zuerst in Ballbesitz zu gelangen und seinen Sturmlauf von der ersten Minute an zu starten.

Wichtig ist überdies, dass die Qualitäten einer jeden Mannschaft natürlich anders sind und sich diesbezüglich ganz deutlich an die tatsächlichen Gegebenheiten anlehnen. Daher macht es natürlich auch Sinn, sich ständig mit neuen Kartendecks zu erweitern, um das Spielprinzip interessant und variabel zu halten. Aber dazu später mehr!

 

 

Ausstattung:

Das Spielmaterial ist allerdings ziemlich dürftig, da man schlichtweg verpasst hat, den Kartensets eine entsprechend spektakuläre Grafik zu verpassen. Die Karten unterscheiden sich in ihren Farben kaum voneinander, die Eigenheiten eines Teams werden daher auch kaum hervorgehoben, und sieht man mal von den statistisch festgehaltenen Unterschieden in den Wertungskästen ab, variieren die Mannschaften kaum.

Dem entgegen ist das Spiel zumindest sehr leicht verständlich aufgebaut. Zwar könnten sich die Kartentypen farblich noch deutlicher voneinander unterscheiden, aber dies fällt dem Spiel später auch nicht wirklich zur Last. Nur die mangelnde Individualisierung beim Design der unterschiedlichen Teams sticht leider als negatives Element heraus.

 

 

Die Karten:

Jedes Kartenset gliedert sich in zwei verschiedene Kartentypen, nämlich die roten Ballbesitz-Karten und die blauen Verteidigungs-Karten. Angriffe laufen über die Funktionen ‚Dribbeln’, ‚Passen’ und natürlich ‚Schießen. Um die jeweilige Technik abzuwehren, stehen klare Pendants wie ‚Tackling’, ‚Abfangen’ und ‚Halten’ zur Verfügung, die es einzusetzen gilt, um den Angriff zu verteidigen und bestenfalls sogar noch in Ballbesitz zu kommen.

Auf den Karten sind nun Werte angegeben, die man einsetzt, um einen Angriff auf das gegnerische Tor zu starten. Die gegnerische Defensive muss nun entweder eine passende Karte von gleichem oder höherem Wert spielen, um den Angriff abzuwehren. Dazu gibt es noch spezielle Karten wie ‚Weitschuss’, ‚Balltricks’, ‚Doppelpass’ und den ‚Star-Spieler’, die den offensiven Spieler noch weiter unterstützen und die Verteidigung zur wirklich kniffligen Aufgabe machen. Da diese Karten größtenteils als positiver Modifikator auftreten, ist Taktik in der Defensive das A und O, denn insgesamt ist der Angriff in den jeweiligen Decks weitaus besser positionier als die Verteidigung.

 

 

Spielaufbau:

Vor jedem Spiel mischen die Spieler ihre Kartendecks durch und ziehen anschließend die obersten elf Karten vom Stapel. Die übrigen Karten werden als Nachziehstapel bereitgehalten. Bevor es nun losgehen kann, wird noch geklärt, welcher Spieler den Anstoß übernimmt. Dieser nämlich darf nun von seiner Kartenhand die erste Ballbesitz-Karte spiee und den Gegner in seiner Hälfte bedrängen. Dazu legt er eine Karte vor sich in die offene Auslage und zeigt seinem Kontrahenten, welcher Wert zum Abwehren und Kontern notwendig ist. Wichtig jedoch: Jeder Angriffskarte ist auch eine spezielle Verteidigungs-Karte zugeordnet – und wer diese nicht auf der Hand hat, kann dem ersten Angriffszug nichts entgegensetzen und gerät bereits mächtig in die Bredouille. Nach einem zweiten erfolgreichen Angriff darf die Offensive nämlich zum ersten Mal auf das Tor schießen und möglicherweise schon für die Führung sorgen. Oberste Prämisse sollte daher also auch sein, den stürmenden Spielern sofort den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Allerdings haben es die Angreifer vergleichsweise leichter. Wer Doppelpässe spielt, mit Balltricks arbeitet oder Weitschüsse vollführt, genießt Vorteile beim Wert des Schusses oder darf individuell sogar schon früher aufs Tor schießen. Andererseits kann man auch gezielt angreifen und über mehr als zwei Stationen seinen Torschuss vorbereiten. Jede weitere eingebaute Karte dient als weiterer Modifikator für die schlussendliche Torschusswertung und verstärkt somit die Chancen für die angreifende Mannschaft.

Jedes Mal wenn nun eine Hand von der Karte ausgespielt wird, zieht man sofort eine neue Karte nach, um die Kartenhand konstant auf elf Karten zu halten. Dies geht so lange, bis die Karten aufgebraucht sind. Nach einer Halbzeitpause geht das Spiel dann ein weiteres Mal in derselben Form los, nur eben mit Seitenwechsel und Übergabe des Anstoßes an die zweite Mannschaft. Nach deutlich weniger als 90 Minuten sind schließlich beide Kartenstapel ein zweites Mal aufgebraucht. Derjenige, der bis hierhin die meisten Torchancen genutzt hat, hat das Spiel für sich entschieden.

 

 

Spielspaß:

Keine Fantasy, nix Skurriles, sondern einfach nur Fußball. Man durfte berechtigterweise skeptisch sein, da sich der Pegasus Verlag in den vergangenen Jahren vor allem durch sehr eigenwillige, außergewöhnliche Themen und Spielideen ausgezeichnet hat, und sich nun plötzlich an ein vergleichsweise plumpes Spiel wie Fußball heranwagt. Und die Skepsis ist berechtigt, wenn man alleine das grafische Gesamtbild des Spiels beurteilen müsste, denn dieses ist wirklich ziemlich dürftig.

Mehr Kritik ist dann aber auch schon nicht mehr nötig, denn vom Spielprinzip her ist „Powershot Fußball“ weitaus besser als die ersten Vorzeichen. Das Spiel bietet nämlich gerade Taktikern und Tüftlern ein gehöriges Potenzial und dazu einen äußerst lebendigen Schlagabtausch. Insbesondere die Tatsache, dass man immerzu elf Karten auf der Hand hat, ermöglicht einen unheimlich großen Handlungsspielraum, der die mangelnden Variationen im Design locker wieder überblendet. Darüber hinaus sind die Zweikämpfe jederzeit spannend und abwechslungsreich, eben so wie in jedem packenden Stadionduell in Echtzeit. Und da jede Mannschaft ihre Vorzüge hat - bei den Spaniern sind’s die Dribblings, bei den Deutschen Passgenauigkeit und Schusskraft – ist immer wieder eine sehr individuelle Vorgehensweise notwendig, um a) den Gegner in den Schatten zu stellen und b) eben auf die Vorzüge der anderen Teams zu reagieren.

Kurzum: „Powershot Fußball“ macht dem wohl populärsten Mannschaftssport alle Ehre und ist trotz vergleichsweise dünn bestücktem Kartenmaterial Garant für viele packende Zweikämpfe und lebendige Kicks.

 

 

Fazit:

Auch wenn Stadionatmosphäre sicherlich anders aussieht als das Duell am Spieltisch, so ist „Powershot Fußball“ doch eine rundum gelungene Umsetzung ‚unseres’ Sports, die gerade auf strategischer Basis einiges zu bieten hat. Daher sollten nicht nur Lederball-Fanatiker, sondern vor allem auch passionierte Taktiker mal eine Testpartie wagen und sich selbst von der tollen Idee hinter „Powershot Fußball“ überzeugen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404191711025c2f313d
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Powershot Fußball

Verlag: Pegasus

Alter: ab 8 Jahren

Spieler: 2

Inhalt: jeweils 56 Spielkarten, 4 Torkarten und Anleitung

 

Dieses Spiel benötigt zwei Team-Schachteln zum Spielen, so dass jeder Spieler sein eigenes Team hat!


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Erstellt: 17.09.2008, zuletzt aktualisiert: 22.02.2016 13:09, 7377