Prince of Persia (PlayStation 3)
 
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Prince of Persia (PlayStation 3)

Rezension von Christian Günter

 

Liest man an einen Titel wie „Der Prinz von Persien“ eröffnet sich vor dem inneren Auge unweigerlich die märchenhafte Welt des mythischen Orients. Schwere Wandteppiche bedecken plötzlich die Wände, der kühle Abendwind streicht durch die hohen von Mosaiken geschmückten Säle und dicke Gewürzaromen benebeln die Sinne. Riesige, mit feinsten Brokatstoffen umhüllte Kissen bieten eine komfortable Ruhestätte, während die liebliche Stimme der Sherazade erklingt. Sie kündet von Ali Baba und seinen Räubern, Aladin, oder den Abenteuern des Seefahrers Sindbad und tragen dich sanft durch die Nacht bis das der Morgen dämmert.

Schon wieder auf dem Sofa eingeschlafen! Die schweren Wandteppiche sind doch nur die olle Raufaser, die Aromen dringen aus den Styroporschachteln, die noch die kalten Reste aus dem China-Imbiss bergen. Das Fenster ist auf und was da aus der Winternacht hereinweht ist keine kühle Brise, sondern verdammt nochmal a**** kalt. Aber vielleicht hilft ja Ubisofts neuester Teil der „Prince of Persia“-Reihe über das schläfrige Fernweh hinweg.

 

Inhalt

 

Das Abenteuer, welches nun vor fast zwanzig Jahren begann und sich über etliche Episoden fortsetzte, verschlägt den persischen Prinzen wieder einmal ins mythische - wer hätte das gedacht - Persien, wo er zwischen die Fronten im ewig währenden Kampf Gut gegen Böse gerät. Der dunkle Gott Ahriman konnte die Grenzen seines Gefängnisses überwinden und das Land in Dunkelheit hüllen. Natürlich versucht unser Protagonist mit Unterstützung der letzten Hüterin des Gefängnisses und der Hilfe des guten Gottes Ormazd den Bösewicht erneut in seine Schranken zu weisen und das Land wieder fruchtbar zu machen. Dabei entpuppt sich die neue Gefährtin des Prinzen nicht etwa als Kerkermeisterin sowjetischen Formats, sondern als äußerst attraktive, schlagfertige, sowie magisch begabte junge Dame. Der Prinz bildet als immer lustiger Wandersmann mit flottem Witz den Gegenpol zur fast altklugen Prinzessin Elika. Dieses dynamische Duo unterhält den Spieler mit mal spitzfingen, flapsigen, mal nekischen, aber immer unterhaltsamen Dialogen. Man klettert, rätselt und kämpft zusammen und wenn alle Stricke reißen, ist Elika zur Stelle, um den Prinzen zu retten. Um Ahriman wieder zu bannen gilt es in einer relativ offenen Spielwelt fruchtbare Gebiete zu finden und von dessen Schergen zu befreien um das Gute zu stärken.

 

Technik

 

Die Grafik von „Prince of Persia“ erstrahlt in illustrativem Layout, was ungefähr so viel heißt, dass die Spielszenen wie colorierte Artworks in Bewegung wirken. Der Comic-Charakter tritt dabei in den Vordergrund, was jedoch keinen Rückfall in alte 2-D-Zeiten bedeutet. Vielmehr wirken die Figuren in ihren Bewegungen durch ein lebendiges Licht- und Farbspiel äußerst geschmeidig, aber auch die Umgebung kann sich sehen lassen. Dabei haben die Entwickler auf schön designte Kletterwelten gesetzt, die aber auch nur dies sind und manchmal dort etwas leer wirken, wo sie orientalischen Charme hätten versprühen können. Leider fallen gelegentliche Ruckler, kurze Soundaussetzer und Bugs im normalen Spielgeschehen stärker ins Gewicht, die zwar eigentlich nicht stören aber trotzdem zu Abzügen in der B-Note führen, da man für den Preis eines Konsolenspiels etwas mehr erwarten kann. Versöhnlich stimmt einen dann aber wieder die gelungene Musik- und Soundkulisse, die zusammen mit dem eigenwilligen Artwork-Stil ein wunderbares Bilderbuchabenteuer auf den Bildschirm und ins heimische Wohnzimmer bringt.

Doch die anfängliche Freude über eine gelungene Präsentation währt beim zweiten Blick, diesmal auf die Steuerung, nicht allzu lange. Zu Beginn der Quest wider der Dunkelheit, reagiert der Prinz von Persien nach kurzer Eingewöhnungsphase zwar direkt auf Anweisungen, doch je mehr man spielt, desto häufiger werden Ungenauigkeiten deutlich. Zum Beispiel reagiert der Analogstick schwammig bei Schalterrätseln, oder gewünschte Aktionen werden manchmal mit kurzer aber nerviger Verzögerung ausgeführt. Aber auch die Kameraführung hätte noch Verbesserungsbedarf, damit es während rasanter Kletterpartien nicht mehr zu „Blindflügen“ kommt. Trotzdem ist der Titel wegen einer eher gutmütigen Sprung- und Kollisionsabfrage gut spielbar, was aber auch häufig den Eindruck entstehen lässt, der Prinz würde auf Schienen laufen. Eine nahezu grenzenlose Kletterfreiheit, wie etwa in „Assassin's Creed“ ist so natürlich nicht drin.

 

Gameplay

 

Wie spielt sich nun der aktuelle „Prince of Persia“? Der Spieler bahnt sich seinen Weg durch einen weitläufigen Kletterparcours um die vier Schergen Ahrimans aufzuspüren, zu besiegen und die vom Dunkeln befallenen Gebiete zu „heilen“. Im Anschluss müssen noch pro geheilter Landschaft 45 Lichtkeime eingesammelt werden um Elikas Magie zu stärken und später bestimmte Teile der Spielwelt zugänglich zu machen, manchmal eine lästige Aufgabe, da bestimmte Passagen wiederholt werden müssen. Natürlich ist das Klettern Hauptbeschäftigung in diesem Spiel und man wird schnell von unterschiedlichen Klettterpassagen in den Bann gezogen und immer in makelloser Akrobatik präsentiert. Der vielfältige Klettermix wird auch mal zu einer rasanten Rutsch-, Sprung- und Schwingpartie die schnell Jump'n'Run-Feeling aufkommen lässt. Doch dieses Klettern ist frei von Tücke, keine abbrechenden Simse, keine Fallen, und ist meist durch die richtige Reihenfolge bestimmer Tasten zu meistern. Bedauerlicher Weise ist dieses Prinzip einfach wie unverzeihlich gegenüber „Verdrückern“ und wirkt nach einer Weile wie ein Reaktionstest mit vier Tasten.

Im Gegensatz zu den Vorgängern wurde der kämpferische Aspekt stark reduziert und es tauchen seltener Gegner auf, welche in Duellsituationen bezwungen werden müssen. Das unblutige Kampfsystem setzt vor allem auf das Blocken und Anbringen verschiedener Angriffskombinationen, sowie auf eingestreute Reaktionstests. Da es in diesem eigentlich gelungenem System keine großartigen Variationen im Laufe des Spiels gibt, werden die Kämpfe schnell eintönig, da sich Gegner häufig gleichen und man weder zu Taktikwechseln greifen, noch den Tod fürchten muss. Letzteres kommt dadurch, dass Elika als der ewige Schatten des Spielers immer in letzter Sekunde rettend eingreift, der Gegner zur Strafe seine Lebensenergie wieder auffüllt und es normal weiter geht. Zu Beginn des Spiels mag man diese Tatsache noch als hilfreich empfinden, doch spätestens wenn man bei einem inflationären und leider konsequenzlosen Gebrauch Elikas helfender Hand angelangt ist, wird es nervig. Da springt man lachenden Auges in den Abgrund um einen Lichtkeim zu ergattern und wird kurz darauf in der immer gleichen Sequenz gerettet, ein regulierbarer Schwierigkeitsgrad hätte Abhilfe schaffen können.

Doch genug der Schelte, denn so sehr manche Punkte auch ärgern, bringen die Dialoge und Kommentare der beiden Spielfiguren den Spieler immer wieder zum schmunzeln und tragen ihn über die rund 15 Stündige Spielzeit. Das wirklich gelungene und vor allem abwechslungsreiche Design kann auch im späteren Verlauf des Spiels noch begeistern und die eingestreuten knackigen Rätselpassagen komplettieren das Erfolgstrio Kämpfen, Klettern, Rätseln.

 

Fazit

„Prince of Persia“ kann auch trotz seiner kleinen Schwächen in Steuerung und Spielmechanik mit seiner charmanten Aufmachung überzeugen. Diese entführt einen zwar nicht in fremde Länder, da sie eher einer verwestlichten Form orientalischer Mystik entspricht, kann aber trotzdem gut unterhalten. Die Geschichte lebt von seinen beiden Hauptcharakteren, ist aber leider auch frei von großer Dramatik, ebenso wie die verzeihlichen Kampf- und Kletterabschnitte. Der Sultan wäre bei so einer Geschichte wohlmöglich schon vor Morgengrauen eingeschlafen und hätte der erzählenden Sherazade den Kopf abschlagen lassen. Im übrigen eine martialische Thematik die im Spiel nicht weiter behandelt wird, was eine Altersfreigabe von 12 Jahren rechtfertigt. Freunde von kurzweiligem Abenteuerspaß werden mit Sicherheit nicht enttäuscht, noch Unentschlossenen sei angeraten, „Prince of Persia“ einmal zur Probe zu spielen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419031105d8a37719
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Prince of Persia

von Ubisoft

Plattform: PLAYSTATION 3

USK-Einstufung: Freigegeben ab 12 Jahren gem. 14 JuSchG

Erscheinungsdatum: 4. Dezember 2008

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 07.01.2009, zuletzt aktualisiert: 31.01.2015 07:04, 8054