Die griechischen Sagen und Mythen springen normalerweise nicht sehr nett mit Frauen um, egal ob sie Göttin oder einfacher Mensch sind. Oft genug müssen sie die Launen und Gelüste ihrer Herren ertragen, sind Beute oder gar die Auslöser von Kriegen so in diesem Fall. Princess, Prophet, Savior geht einen anderen Weg, denn Bea Fitzgerald erzählt den trojanischen Krieg ganz anders als erwartet.
Kassandra ist eine der unzähligen Prinzessinnen Trojas, hat aber kein Interesse daran, für das Wohl ihrer Familie zu heiraten. Statt dessen wird sie Priesterin des Apollon. Eines Tages beehrt sie der Gott mit seiner Präsenz und verleiht ihr die Gabe der Prophetie, allerdings zu einem Preis, den die junge Frau nicht bezahlen will.
Deshalb glaubt ihr in den folgenden Wochen und Jahren niemand, die meisten halten sie sogar für völlig verrückt, als sie das drohende Unheil geradewegs herausschreit. Es ist ausgerechnet Helena, die sie zunächst als Feindin sieht, die bald mehr wird als eine Verbündete im Versuch das Schicksal Trojas zu wenden.
Im Großen und Ganzen folgt Bea Fitzgerald schon dem Verlauf der Geschichte, wie die meisten Leser ihn kennen, angefangen mit dem Raum Helenas in Sparta bis zu dem Angriff der vereinten Kräfte Griechenlands um die Stadt an der Küste Kleinasiens zu vernichten.
Allerdings sind von Anfang an bereits einige Dinge anders, denn Kassandra ist nicht bereit, sich Apollon hinzugeben und wehrt sich selbstbewusst gegen ihn. Mit Helena findet sie eine Freundin, die vielleicht ein anderes Leben hatte, aber genau versteht, was mit Kassandra los ist. Gemeinsam stellen sie sich mit ihrem Können und Wissen gegen die Götter selbst und vereinen auch viele andere Frauen des trojanischen Hofes hinter sich, um am Ende das Beste für ihre Stadt heraus zu holen.
Das alles wird durchaus actionreich und spannend erzählt, lässt die beiden Figuren, die in der Saga eher schlecht weg kommen als selbstbewusste Heldinnen erscheinen und macht letztendlich auch nicht vor Queerness halt. In der Hinsicht unterscheidet sich der Roman deutlich von der üblichen Romantasy, denn die Heldinnen versuchen erst einmal ihren eigenen Weg in einer von Männern bestimmten Welt zu finden, ehe sie dann nach und nach merken, dass sie sich voneinander angezogen fühlen.
Dabei stehen die Frauen und ihre Selbstbestimmung in Vordergrund, Männer kommen oft wesentlich schlechter weg, auch wenn die Autorin durchaus zu differenzieren weiß und nicht alle als lüsterne Monster darstellt, sondern auch andere Bilder zeichnet.
Man merkt auch, dass die Geschichte für die jüngere Generation geschrieben ist – wird sie doch stilistisch eher flott und modern erzählt, hält sich von altertümlicher Sprache fern.