Projekt Babylon (Autor: Andreas Wilhelm; Projekte-Trilogie 1)
 
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Projekt Babylon von Andreas Wilhelm

Reihe: Projekte-Trilogie Band 1

 

Rezension von Christel Scheja

 

Seit dem großen Erfolg von Mystery-Thrillern wie „Sakrileg“ reißt der Strom ähnlicher Veröffentlichungen nicht ab. Es ist mittlerweile erstaunlich, wie viele Geheimnisse das Christentum in all ihren Ausprägungen mittlerweile besitzt, wie viele Querverbindungen zwischen zwielichtigen Ritterorden, geheimen Gesellschaften und okkulter Esoterik mittlerweile gezogen werden.

Auch „Projekt Babylon“ von Andreas Wilhelm kann sich davon nicht frei sprechen, obwohl der Ansatz ausnahmsweise einmal ein ganz anderer ist, und die Kirche weitestgehend außen vor lässt.

 

Der englische Historiker Peter Lavell, der als Professor in Deutschland im Fach Geschichte doziert und auch in den Bereichen Anthropologie und Mythologie noch weitergehende Kenntnisse hat, wird zusammen mit dem französischen Ingenieur Patrick Neveux von Verantwortlichen der ESA zu einem vertraulichen Gespräch eingeladen.

Die beiden Männer sollen sich eine geheimnisvolle Höhle in Südfrankreich ansehen, die der Schäfer Jaques Henrot erst vor wenigen Wochen entdeckt hat und dabei offensichtlich den Verstand verlor. Das ganze soll sehr diskret ablaufen, da man keine öffentliche Aufmerksamkeit erregen will.

Warum - das begreifen die beiden Männer erst, als sie ihr Ziel erreichen. Der Teil der Höhle, der nicht von einer dunklen Wand verborgen wird, ist über und über mit Schriftzeichen aus der ganzen Welt bedeckt und nur ein Bruchteil davon überhaupt entzifferbar. Einige der Wandmalereien lassen sich auf das 12. Jahrhundert datieren, viele Inschriften sind jünger, so dass man davon ausgehen kann, das die Höhle in der Vergangenheit öfters frequentiert wurde.

Aber das macht das Geheimnis um so reizvoller.

Zusammen mit der Sprachenkundlerin Stephanie Krüger machen sich Peter und Patrick daran, das Geheimnis der Höhle zu lösen.

Doch je mehr sie sich mit dem Rätsel beschäftigen, erste Verse entschlüsseln und miteinander in Zusammenhang bringen, desto deutlicher wird auch, dass sich nicht nur die ESA für die Lösung des Mysteriums interessiert. Verschiedene Geheimbünde wie die Freimaurer haben Witterung aufgenommen und versuchen nun ihrerseits von den Erkenntnissen der Forscher zu profitieren oder eine weitere Aufdeckung der Geheimnisse zu verhindern, damit dieses Rätsel der Öffentlichkeit auf immer verschlossen bleibt. Vor allem Peter bekommt das schließlich schmerzhaft am eigenen Leib zu spüren.

 

Für einen Mystery-Thriller legt „Projekt Babylon“ ein vergleichsweise behäbiges Tempo vor. In erster Linie konzentriert sich das Buch auf die drei Helden, die nach und nach der Lösung des Rätsels immer näher kommen und sich den Mysterien begeistert öffnen, wenngleich sie auch unterschiedliche Interessen haben.

Man merkt, dass sich Andreas Wilhelm mit dem Thema ausgiebig beschäftigt und auch sorgfältig recherchiert hat, denn die Erkenntnisse der Helden werden den Lesern glaubwürdig nahe gebracht.

Etwas anders sieht es mit der Handlung aus. So lange die drei Helden fachsimpelnd unter sich sind und man nach und nach die einzelnen Puzzlestückchen aneinander fügen kann, wird auch die Intrige nur angedeutet wird. Das macht den Roman spannend und es fällt schwer, ihn aus der Hand zu legen, da man zwar von vertrauten Mythen liest, diese aber einmal anders als gewohnt präsentiert bekommt.

Anders sieht es mit den letzten Kapiteln aus. Durch unnötig eingebaute okkulte Versatzstücke wie eine schwarze Messe, die für vordergründige Action sorgen sollen, geht die geheimnisvolle Aura des Buches verloren und wird durch oberflächliche Dramaturgie ersetzt, die man schon oft genug in anderen Romanen gelesen hat. In diesem Moment verliert das Buch sehr an Atmosphäre und beginnt zu enttäuschen, auch die Auflösung kann letztendlich nicht in dem Maße überzeugen.

 

„Projekt Babylon“ bietet sehr zweischneidige Lektüre. Nach einem interessanten Beginn und Mittelteil, setzt der Autor leider wieder zu sehr auf oberflächliche Spannung und macht damit viel von der Atmosphäre zu Nichte, die er aufgebaut hat. Schade eigentlich.

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Buch:

Projekt: Babylon

Reihe: Projekte-Trilogie Band 1

Autor: Andreas Wilhelm

Taschenbuch, 447 Seiten

Blanvalet, Dezember 2007

Titelbild: Corbis

 

ISBN: 978-3-442-36832-7

 

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 03.01.2008, zuletzt aktualisiert: 05.06.2023 19:35, 5572