Filmkritik von Christel Scheja
Die Realität hat es vorgemacht – ein Krieg ist noch lange nicht zu Ende, selbst wenn die Waffen längst schweigen. Denn noch immer gibt es Menschen, die ihre Verbrechen unter den Teppich kehren wollen, liebgewonnene Pfründe und Machtgewinne nicht her geben wollen und die, die aus dem Elend anderer ihren Profit schlagen.
Dieser „Zeit danach“ nimmt sich die 24.teilige Anime-Serie aus dem Jahr 2006 an. Im Mittelpunkt steht eine auch „Pumpkin Scissors“ genannte Sondereinheit, die nach Beendigung des Krieges zwischen dem „Imperium“ und der „Republik von Frost“ geschaffen wurde, um Kriegsverbrecher zu überführen und heraus zu finden, inwieweit noch Not und Leid im Land herrscht.
Angeführt werden die Spezialisten von dem erfahrenen und ruhigen Major Hunks und dem idealistischen Second Lieutenant Alice L. Malvin, die es besonders ärgerlich findet, wie wenig ernst ihre Leute und sie vom Militär eigentlich genommen werden, obwohl sie schon in so manche gefährliche Situation geraten sind.
Sehr schnell wird deutlich, dass auch das Militär einiges zu verbergen hat, denn Korporal Randel Oland, der ihnen erst frisch zugeteilt wurde, scheint Opfer grausamer Experimente der eigenen Leute geworden zu sein. Doch immer wenn die Pumpkin Scissors mehr über die Hintergründe erfahren wollen, die ihren herzensguten Kameraden zu einem blindwütigen Berserker machen, werden die geblockt.
Nach einem unangenehmen aber aufregenden Zusammenstoß mit einer ausländischen Prinzessin, müssen Malvin und die anderen wieder Routineaufgaben erfüllen. Es geht darum, die Flüchtlinge, die sich noch immer im unterirdischen Kanalsystem aufhalten, in neue Wohnungen umzusiedeln oder nach Hause zurück zu bringen. Dabei entdecken sie, dass Drogenhändler die unschuldigen Männer, Frauen und Kinder als Deckung für ihre undurchsichtigen Geschäfte mit Freund und Feind benutzen.
Nun gilt es den Unterschlupf und das Lager der Verbrecherbande zu finden, ehe sie noch mehr Schaden anrichten und sich zu einer gefährlichen Organisation entwickeln können. Dass sie schon auf dem besten Wege dazu sind, beweist die ausgesprochen gute Bewaffnung der Fußtruppen.
Doch noch jemand anderes ist in den unterirdischen Kanälen unterwegs – eine Gestalt in einem Vollkörperanzug, der einen lange geächteten Flammenwerfer mit sich herum trägt und alle umbringt, denen er begegnet...
Während die erste Episode der DVD eher ein humorvolles Zwischenspiel zu sein scheint, sind die restlichen Folgen wieder sehr ernst und bedrohlich – kehren die Schattenseiten des Krieges und die krassen Gegensätze, die sie geschaffen haben hervor. Wieder einmal bekommen sie es mit Leuten zu tun, die das nicht verlieren wollen, was sie durch das Leid der anderen gewonnen haben – und müssen sich weiteren Kriegsverbrechen stellen – denn auch der Mann mit dem Flammenwerfer ist nicht nur ein Täter. Bis es so weit ist, haben sie viele Abenteuer zu bestehen – immerhin kommt es mehrfach zu wilden Schießereien, Verfolgungsjagden und Nahkämpfen.
Damit das Szenario nicht all zu düster wird und in Bitternis ertrinkt, gibt es wie immer eine ordentliche Prise Humor dazu, ohne dass die Serie gleich in Albernheiten abgleitet. Erneut gibt es nur sozialkritische Andeutungen, mehr aber nicht.
Durch das Setting, das sehr stark an die ersten beiden Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts erinnert und die entsprechenden Inhalte erinnert die Serie weiterhin sehr stark an „Full Metal Alchimist“, verzichtet aber weiterhin auf den Einsatz von Magie oder Wundern. Alles wird durch Technik und Wissenschaft begründet, auch wenn man das Gefühl nicht los wird, dass bei Randel und seinen Leidensgenossen mit Dingen herum gespielt wurde, die die Menschen lieber in Ruhe gelassen hätten.
Wie immer überzeugen vor allem die sympathischen Hauptfiguren, die zwar alle ihre Macken haben, aber gerade durch Schwächen und Fehler oder die Stärke ihre Ideale und moralischen Prinzipien nicht aufgeben zu wollen, sehr lebendig werden. Es bleibt abzuwarten, wie gut sich Alice Malvin und ihre Freunde weiterhin gegen ihre offenen und verborgenen Feinde wehren und ob sie schließlich auch der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen können. Zumindest merkt man, dass die Handlung jetzt langsam anzieht und sich alle Hinweise auf das Ziel ausrichten.
Insgesamt bietet „Pumpkin Scissors“ actionreiche Unterhaltung, mit dem Anspruch, die behandelten Themenkreise ohne Albernheiten und mit einer Menge Respekt behandeln zu wollen, was bei vielen japanischen Abenteuerserien nicht unbedingt selbstverständlich ist. Da der Hintergrund doch komplexer ist als erwartet, werden vermutlich vor allem ältere Zuschauer ihre Freude an der Serie haben, da die Hinweise und Andeutungen nur für sie wirklich nachvollziehbar sind.
Nach oben
