Rezension von Christel Scheja
Die mit ihrer Familie in Atlanta lebende Kate Brady ist eigentlich Chorleiterin und Musikdozentin. Sie entdeckte allerdings auch die Liebe zum Schreiben und begeisterte bereits mit ihrem Debütroman „Puppengrab“ Kritiker und Publikum, erhielt sogar den begehrten RITA-Award dafür.
Beth Dennison ist Antiquitätenexpertin und alleinerziehende Mutter. Sie könnte eigentlich ganz zufrieden sein, wenn nicht seit einiger Zeit ein anonymer Anrufer ihr das Leben zur Hölle machen würde.
Denn er führt keine obszönen Reden wie man es erwarten könnte , sondern spricht erst ganz normal mit ihr und spielt ihr dann die Todesschreie seiner Opfer vor. Ganz offensichtlich ist er der Serienkiller, der seit einigen Monaten die USA in Angst und Schrecken versetzt und eine Spur von geschändeten Frauenleichen hinterlässt – und vermutlich sind auch seine Anrufe nur der Vorgeschmack auf das, was er mit ihr anstellen wird.
Dennoch wagt sie es nicht, die Polizei zu informieren.
Stattdessen bekommt sie eines Tages Besuch vom FBI, denn man hat die Anrufe von den Mobiltelefonen der Toten zu ihr zurückverfolgen können. Erstaunlicherweise fasst sie zu Neil Sheridan schon bald Vertrauen, denn er scheint zu wissen, was sie denkt und fühlt.
Sie ahnt nicht, dass der Agent selbst erst seit einiger Zeit wieder im Dienst ist, nachdem er an einem eigenen düsteren Vorfall in seinem Leben, fast zerbrochen wäre. Da er immer wieder Parallelen zwischen ihrer und seiner Situation entdeckt, bleibt er länger an ihrer Seite als gut ist.
Gemeinsam kommen sie dem Täter immer mehr auf die Schliche und finden schließlich heraus, in welcher Verbindung er eigentlich zu Beth Dennison steht und warum er es auf die junge Frau abgesehen hat. Doch keiner von beiden ahnt, dass der Unbekannte im Schatten ihnen immer noch einen schritt voraus ist.
Kate Brady geht einen interessanten Weg. Von Anfang an ist auch der Täter bekannt. Man erfährt aber nicht nur seinen Namen, und erlebt mit, wie er einige seiner Opfer tötet, nach und nach erfährt der Leser tatsächlich auch, warum er es so auf Beth Dennison abgesehen hat, und warum er sie leiden sehen will.
Das sorgt für einen rasanten Einstieg, denn der ständige Wechsel zwischen den Figuren sorgt für Spannung, man ist besser informiert als die Figuren selbst und kann so mitverfolgen, wie diese sich nach und nach auf die Schliche kommen.
Jede Figur, auch der Killer hat einen gut ausgearbeiteten Hintergrund, der den Motiven Hand und Fuß gibt. Auch die Situation des später dazu kommenden FBI-Agenten, für den der Fall die Chance ist, sein Trauma zu überwinden und die Angst, die ihn über all die Jahre gelähmt und in den Suff gestützt hat, abzuschütteln wird lebendig geschildert.
Die Autorin verzichtet darauf, zu dramatisieren oder übertreiben, so dass ihre Figuren sehr natürlich wirken. Das ist auch gut so, denn mit zunehmender Seitenzahl verdrängen die Gefühle zwischen Beth und Neil etwas die Ermittlungen und die Suche nach dem Täter.
Dennoch verliert die Autorin bei der Auflösung glücklicherweise nicht die Fäden aus der Hand und schließt die Geschichte so glaubwürdig und angemessen ab.
Alles in allem entsteht ein auf weite Strecken spannender Psycho-Thriller, der auch mit der Action nicht spart. Allein die Dominanz der Liebesgeschichte in der zweiten Hälfte des Buches ist ein wenig störend und lenkt vom eigentlichen Thema ab. Nur gut, dass die Autorin es dennoch schafft, das Bild am Ende zusammen zu fügen und so den Lesegenuss abzurunden.