Purpurmond von Heike Eva Schmidt
Rezension von Christel Scheja
Die aus Bamberg stammende Autorin Heike Eva Schmidt lebt heute in der Nähe von München. Nach ihrem Studium der Schulpsychologie wechselte sie zum Journalismus und arbeitete bei Radio, Zeitungen und zuletzt beim Fernsehen. Auch heute verfasst sie noch Drehbücher für eine Serie des Bayrischen Fernsehens. Ihr Kindheitstraum war es jedoch immer, Bücher zu veröffentlichen, was ihr 2010 erstmals gelang. „Purpurmond“ ist allerdings ihr erster Fantasy-Roman.
Bei einer Party mit ihren Klassenkameraden an einem eigentlich verbotenen historischen Ort, wird die siebzehnjährige Catlin von den anderen eingesperrt und zurückgelassen. Auf der Suche nach einem Ausweg findet sie einen alten Kupferhalsreif und ein Gedicht, das auf ein Lederstück geritzt wurde.
Aus lauter Neugier legt sie ihn sich an und spricht die Worte laut aus. Ehe sie sich versieht, landet sie an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit. Geschockt muss sie einer Hexenverbrennung beiwohnen.
Das Intermezzo ist allerdings so kurz, dass sie zunächst glaubt, nur in einen wirren Traum gefallen zu sein. Doch ihre verblichenen Markenklamotten und der Reif um ihren Hals sprechen eine deutlichere Sprache...
Cat muss feststellen, dass sie den Schmuck nicht mehr abnehmen kann. Und was noch schlimmer ist – er zieht sich unerbittlich um ihren Hals zusammen und wird sie früher oder später erwürgen. Nun ist guter Rat teuer.
Derweil versucht sich die ebenfalls siebzehn Jahre alte Dorothea nach dem Tod der Mutter alleine durchzubeißen, was in der Zeit der Hexenverfolgungen nicht gerade einfach ist. Sie liebt Daniel, den Sohn des Richters Föhr, merkt dann aber, dass der Vater selbst ein Auge auf sie geworfen hat und nun mit aller Kraft versucht, das von ihr zu bekommen, was er will.
Und das könnte ihm auch gelingen, denn wie leicht lässt sich ein unverheiratetes Mädchen, dass sich auch noch mit Kräutern auskennt als Hexe anklagen...
Die Dramatik der Vergangenheit mit einer Zeitreisegeschichte zu verbinden mag zwar nur bedingt neu sein, wird aber von Heike Eva Schmidt geschickt ausgenutzt, um vor allem junge Leserinnen zu interessieren. Cat ist ein Teenager wie er leibt und lebt. Sie schlägt sich mit den üblichen Problemen in Schule und Freizeit herum, sehnt sich nach der großen Liebe, die bisher an ihr vorüber gegangen ist.
Glücklicherweise wird sie selbst aktiv, als sie merkt, dass sie von einem Fluch getroffen wurde und sucht selbst nach einem Ausweg, indem sie in der Vergangenheit recherchiert und selbst noch einmal Sprünge zurück wagt.
Wie man sich denken kann, ist ihr Schicksal eng mit dem von Dorothea verknüpft, die für ihre Zeit ähnlich unabhängig und selbstbewusst agiert, indem sie nicht den gängigen Traditionen folgt und sich dem Willen anderer fügt.
Zwar ist die Geschichte für erfahrene Leser leicht durchschaubar, macht aber dennoch Spaß, da die Autorin die gängigen Handlungsmuster etwas variiert. Jüngeren Lesern kommt sie entgegen, indem sie die Schrecken der Hexenverfolgung nur andeutet und niemals ganz ausführt, weder Dorothea noch Cat kommen wirklich in den Genuss der Folter. Das Denken und Fühlen der Menschen des 18. Jahrhunderts ist andeutungsweise wiedergegeben, gerade die wichtigen Figuren agieren moderner als man es gewohnt ist – und Verhaltensweisen sind dem angepasst, was der heutigen Leserschaft vertraut sein mag.
Dafür gibt es Romantik satt, denn neben Dorothea findet auch noch Cat am Ende die große und wahre Liebe – auch wenn diese erst einmal ein paar Jahre überdauern muss. Alles in allem erfüllt das Buch seinen Zweck – es ist flüssig geschrieben und weiß gut zu unterhalten, wenn man nicht mehr als das erwartet.
„Purpurmond“ verbindet den historischen mit dem fantastischen Jugendroman und dürfte seine Leserinnen vor allem durch die sympathischen Figuren und liebevolle Romantik für sich gewinnen. Die Vergangenheit ist zwar relativ akkurat wiedergegeben, die Autorin erlaubt sich aber auch genug Freiheiten und Vereinfachungen, um die Handlung spannend, aber nicht all zu grausam zu gestalten.
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