Queen of Clouds: Die Wolkentürme (Autorin: Susanne Gerdom)
 
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Queen of Clouds: Die Wolkentürme von Susanne Gerdom

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Ihr Leben könnte gegensätzlicher nicht sein: Der junge Adelige Valentin wächst im Prunk und im Luxus der Wolkentürme auf, von Kindesbeinen an dazu erzogen, einmal seinen Vater, den mächtigen Panarchen, zu beerben. Elster ist ein Kind der Schluchten – groß geworden in den endlosen Wäldern und seit ihrer Geburt dazu verpflichtet Frondienste zu leisten und den Türmen zu dienen. Was bewegt Om, das allwissende Prinzip und Oberhaupt der Schluchter, und den Panarchen, den Herrscher der Türme, dazu, ausgerechnet diese beiden gemeinsam auf eine riskante Mission zu schicken? Zumal das Schicksal ihrer beider Völker vom erfolgreichen Ausgang dieser Aufgabe abhängt …

 

Rezension:

Liest man den Klappentext von Queen of Clouds: Die Wolkentürme könnte man schnell an typische Queste-Fantasy denken. Zwei Jugendliche werden ausgesandt, die Welt zu retten.

Aber so einfach macht es sich Susanne Gerdom nicht.

 

Elster ist ein hibbeliges Schluchtermädchen, lebt in einem Dorf, dass dem beherrschenden Turm der Gegend Abgaben in Form von Lebensmitteln, Dienstleistungen und Menschen liefern muss.

Die Dorfgemeinschaft muss hart dafür schuften und es bleibt kaum etwas für sie selbst übrig. Den Hunger ersticken sie mit Hilfe von Dirrumblättern, dessen Rauch den nagenden Schmerz im Bauch erstickt.

Zusammen mit ihrem Freund Indigo unternimmt Elster immer wieder Ausflüge. Entweder versucht sie die Turm zu erklettern, ohne dabei je auch nur in die Nähe der untersten Plattform zu gelangen, oder sie suchen verbotener Weise in den unterirdischen Tunneln nach Schätzen aus längst vergangenen Tagen.

Denn die Welt hat eine technische Vergangenheit. Relikte wie Gleiter und die metallenen, riesigen Türme samt Aufzüge, zeugen davon.

Darüber hinaus gibt es unter den Menschen die in den Schluchten zwischen den Türmen leben, also den Schluchtern, immer wieder Magiebegabte. So ist auch Elsters Schwester Winter eine jener weißhaarigen Schluchtern, die eine bestimmte Gabe haben.

Elster hingegen hat nur eine dünne weiße Strähne, was auf eine kleine magische Spielerei hinweist, die irgendwann aus ihr herausbrechen wird. Für Elster kein Grund zu Freude, wenn sie an das komplett weiße Haar ihrer Schwester denkt, die daraufhin auch zur Lehre bei der Oberschamanin, dem Prinzip berufen wurde.

 

Parallel dazu lernen wir Valentin kennen. Der ist Lieblingssohn des Panarchen, Herrscher über eine Reihe von Türmen und Lehnsherr auch des Dorfes von Elster.

Die Gesellschaft im Turm unterliegt einer strengen aristokratischen Ordnung. Die Stellung innerhalb der Hierarchie muss man sich erkämpfen. Attentate sind an der Tagesordnung, doch Leibwächter sind nur für die Frauen vorgesehen. Der beständige tödliche Konkurrenzdruck bestimmt auch das Leben von Valentin.

Sein Vater kämpft inzwischen mit einigen drängenden Problemen. Die Vormachtstellung seines Turmes wird wieder einmal in Frage gestellt, ein Krieg droht. Gleichzeitig führt ein Geburtenrückgang sowohl im Turm, als auch bei den Schluchtern, zu wirtschaftlichen Problemen, die zunehmend soziale Unruhe stiften, denn in den Untergeschossen des Turmes führt eine Geheimorganisation aufrührerische Reden.

Und dann gibt es da noch eine Prophezeiung, die vom Fall der Türme spricht. Er beschließt, seinen Sohn und dessen engste Vertraute auf die Suche nach dem legendären Turm Null zu entsenden, denn nur wenn das Erwachen des schlafen Königs verhindert wird, bleibt die alte Ordnung bestehen.

Leider muss man dafür mit den Schluchtern zusammen arbeiten. Die finden den Fall der Türme natürlich ganz prima und so schickt das Prinzip Elster und ihre Schwester auf dieselbe Mission nur mit anderen Vorzeichen.

Die Auserwählten begeben sich an Bord des größten Luftschiffes, der Queen of Clouds …

 

Man sieht es der Handlungsbeschreibung bereits an, die eigentliche Queste spielt nicht die Hauptrolle. Vielmehr geht es Susanne Gerdom darum, die sozialen Konflikte ihrer Gesellschaft zu thematisieren. Entsprechend viel Zeit nimmt sie sich auch mit den Figurenbeschreibungen und der Darstellung ihrer Lebensumstände.

Während Elster und Indigo zwar unter dem Hunger und der unberechenbaren Willkür seitens der Türmer leiden, erleben sie die cooleren Abenteuer und genießen eine gewisse Art von Freiheit.

Bei den Türmern hingegen, wird bis ins Privateste hinein alles durch die starre Ordnung bestimmt. Zwangsheirat, Intrigen, Komplotte und gesellschaftliche Verpflichtungen werden nur erträglich durch Drogen, Sex und Kämpfe.

Dieses scheinbar eindeutige Gut/Böse-Schema wird jedoch mehrfach durchbrochen. An oberster Stelle findet sich hier die neueste Favoritin des Panarchen. Melania hat es über das Bett geschafft, Einfluss auf die Politik des Turmes zu gelangen. Ihr Pläne sind zunächst nebulös, doch verheißen sie nichts Gutes für den Panarchen. Wenn der nur nicht plötzlich privat so ganz anders wäre …

Auch Valentin und seine Braut entsprechen nicht dem üblichen Standard für verzogene Adelskinder. Man beginnt sich zu fragen, ob sich hier nicht eine friedliche Lösung des Konflikts anbahnt.

 

Möglichkeiten gibt es viele und es ist Susanne Gerdoms Verdienst, am Ende doch noch zu überraschen. Es scheint sogar bewusst auf eine Fortsetzung angelegt zu sein, obwohl die wichtigsten Handlungsstränge aufgelöst wurden. Ziemlich familiär zwar, aber durchaus glaubwürdig.

Über die ganzen menschlichen Zwistigkeiten kommt die Umwelt leider etwas zu kurz. Die phantastische Tier- und Pflanzenwelt darf immer nur kurz mitspielen und auch der technische Unterbau, besonders was die Wolkentürme selbst anbelangt, wird immer wieder nur kurz angerissen. Hier wurde etwas Potential zugunsten der inneren Handlung verschenkt.

So wird etwa auch auf die grandiose Geheimsprache Speak nicht weiter eingegangen, mit der sich Elster und Indigo verständigen und die noch einige andere Schluchter sprechen. Im Buch werden diese Dialogstellen durch eine Mischung aus Buchstaben und Sonderzeichen dargestellt, die erstaunlicherweise immer lesbar bleibt. Sehr coole Idee und Umsetzung!

 

Aber das Buch ist ja auch so schon recht dick geworden und dennoch zu keiner Zeit langweilig.

Der Verlag gibt für das Buch eine Leseempfehlung ab Vierzehn, dass könnte vielleicht etwas zu niedrig gegriffen sein. Die Mischung aus sozialen Problemen, Sex, Gewalt und Suche nach dem eigenen Weg in dieser Welt, stellt gewisse Anforderungen an die Fantasy-LeserInnen.

Wer auf der Suche nach einfacher Action oder Romantasy ist, könnte enttäuscht werden.

 

Fazit:

Susanne Gerdom wagt mit »Queen of Clouds: Die Wolkentürme« das Experiment eines Sozialfantasy-Romans. Die gesellschaftlichen Probleme ihrer Welt stehen im Vordergrund und bilden den Nährboden einer mitreißenden Coming of Age Geschichte.

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Buch:

Queen of Clouds: Die Wolkentürme

Autorin: Susanne Gerdom

Taschenbuch, 507 Seiten

bloomoon, 3. September 2014

Cover: Romy Pohl

Altersempfehlung: 14

 

ISBN-10: 3845802073

ISBN-13: 978-3845802077

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00K1EJXXK

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

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Erstellt: 04.11.2014, zuletzt aktualisiert: 04.03.2023 14:43, 13756