Rabensturm von Bernhard Hennen
Reihe: Das Schwarze Auge
Rezension von Holger Hennig
Bernhard Hennen ist sicherlich momentan der deutsche Star der Fantasy, man könnte gar sagen, er hat Wolfgang Hohlbein so ein bisschen vom Thron gestürzt. Heyne sieht dies als gute Möglichkeit, mit ihm mehr Geld zu verdienen und stöbert nun im Archiv. Rabensturm ist dabei herausgekommen, eine alte DSA-Trilogie von Hennen, die nun in einem Buch und ohne äußeres Kennzeichen eines Rollenspielromans auf Fantasyleser lauert, die „Das große Fantasy-Epos“ nicht verpassen wollen.
Der alte Geschichtenerzähler Mahmud sitzt im Basar der Teppichhändler und erzählt eine lange Geschichte, die Geschichte um den Sklaven Omar und die schöne Melikae, eine Tänzerin, die mit ihrem Tanz sogar Magie bewirken kann. Gemeinsam mit einem Söldner und einer weiteren Sklavin fliehen die beiden in die Wüste, quälen sich über einen Salzsee, werden aber wieder gefangengenommen und Omar wird zum Sterben zurückgelassen. Doch als der fiese Magie Abu Dschenna, der Melikae gefangen hat, sie ihrem Vater zurückgeben will, ist die Heimatstadt Unau im Krieg, der Vater gefallen, die Al’Anfaner greifen an.
Melikae ist frei, beginnt mit unorthodoxen Mitteln den Krieg zu unterstützen, wird aber dann verschleppt. Omar ist inzwischen von einem Wüstenelfen gerettet und ausgebildet worden, ist nun ein außergewöhnlicher Fechter. Er folgt Melikae nach Al’Anfa und noch viel weiter ...
909 Seiten einer ziemlich geradlinigen Handlung zu erzählen, würde jedem möglichen Leser den Spaß verderben, fast ist das bisher berichtete schon zu viel. „Rabensturm“ ist kein schlechtes Buch, aber auch kein Fantasy-Epos. Es sind einfach drei durchaus unterhaltende, orientalisch angehauchte Rollenspielromane, die in diesem Genre zum besseren gehören, aber auch nicht unbedingt das Prädikat „herausragend“ verdienen. Man erkennt im „Rabensturm“ dass Bernhard Hennen auch mal Karl May gelesen hat, dass er sich einigermaßen mit dem Orient auskennt, auch wenn dieser Orient irgendwo in Aventurien liegt und Rastullah statt Allah angebetet wird – die Engstirnigkeit der Rastullah-Anhänger ist übrigens übelst ausgereizt, ab einem gewissen Punkt sollte auch der letzte Leser gemerkt haben, dass ein solcher Geisteszustand rückständig ist.
Wer auch mal etwas behäbig erzählte Geschichten mit einem 1001 Nacht-Charme zu schätzen weiß, der wird am „Rabensturm“ lange Freude haben, für die meisten anderen wird es ein langwieriger Kamelritt, wenn auch selten ein langweiliger – kurz vor der Langeweile merkt man dann immer, dass Hennen ja auf jeden Fall schreiben kann.
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