Rise Of The Argonauts (Playstation 3)
 
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Rise Of The Argonauts (Playstation 3)

Rezension von Björn Backes

 

Wartet da etwa ein adäquater Nachfolger für „God Of War“, dessen NextGen-Debüt ja ebenfalls in den nächsten Monaten angekündigt ist? Auf jeden Fall herrscht im Hause Codemasters Aufbruchstimmung, was den Release des antiken Gemetzels namens „Rise Of The Argonauts“ betrifft, welcher als Priorität noch pünktlich zum Weihnachtsgeschäft in die Läden gestellt wurde. Allerdings ist der Anspruch, den die Designer an ihren mythologischen Titel haben, auch relativ hoch gegriffen: Denn mit verdrehten historischen Daten, lahmer Story, wenig Tiefgang im Gameplay und ziemlich verkorksten Dialogen gewinnt man heute nicht mal mehr einen Blumentopf – geschweige denn die Gunst des Zielpublikums…

 

 

Inhalt:

Das Dilemma beginnt eigentlich schon beim zugrunde liegenden Storyaufbau, der grundsätzlich einen großen Stellenwert einnimmt, aber in seiner Konzeption schon wenig glaubhaft erscheint. Die Geschichte baut auf dem Tod von Alkmene, Jasons Ehefrau auf, die vor den Augen ihres Gatten gemeuchelt wird und nun ins Reich der Toten übergehen soll. Der König von Iolkos versucht jedoch mit aller Kraft, dies zu verhindern, indem er gemeinsam mit Herkules und einigen ausgewählten Argonauten das Orakel von Delphi aufsucht, um dort einen Ausweg aus seiner Misere zu finden. Dort wird er auf das goldene Vlies aufmerksam, welches den Übergang nach Hades rückgängig machen kann und Alkmene vor dem endgültigen Tod bewahren soll – und schon startet eine umfassende Reise durch die Ägäis, deren oberste Prämisse in der Schlachtung der zahlreichen Feinde besteht, die Jason und seine Kumpanen auf ihrer Mission aufhalten wollen.

Das Spiel ist daraufhin aufgebaut wie eine Mischung aus Action-Adventure und RPG, wobei die Elemente aus letztgenanntem System sich auf das Aufleveln und die vielen Dialoge bezieht, die zu einem wesentlichen Spielanteil avancieren. Genau dies beschreibt aber auch schon eine erhebliche Schwierigkeit dieses Spiels, denn wenn man mao nicht gerade damit beschäftigt ist, seine Gegner mit Speer, Axt und dergleichen in mehrere Teile zu spalten, schlägt man sich mit den umherlaufenden Personen herum, zwingt ihnen ein Gespräch auf und kommt irgendwann aus dem vermeintlichen Smalltalk nicht mehr heraus. Ziel des Ganzen soll sein, die Story variabel zu gestalten, da sich das Ganze durch die verschiedenen Optionen in der Dialogführung verschieben soll. Insgesamt ist die Umsetzung jedoch wenig befriedigend, da der Einfluss der eigenen Entscheidungen in diesem Fall sehr gering ist. Irgendwann neigt man daher dazu, das Gespräch zu meiden und stattdessen lieber die Waffen sprechen zu lassen. Kriegsgott Ares sieht’s gerne, da er die Kampfkraft infolge dessen gerne erhöht, Athene hingegen wird sich ärgern, da die ihr eigene Diplomatie nicht mehr von Janus toleriert wird. Die Art und Weise, wie die Gespräche bzw. die Art und Weise des Dialogs und einer damit verbundenen Konfliktlösung spielen also nur dahingehend eine Rolle, wie sich der eigene Charakter weiter entwickeln wird. Nur eben, dass dies zu unspektakulär aufgearbeitet ist.

Während der einzelnen Missionen auf dem Weg zum Goldenen Vlies ist leider auch nicht wirklich viel Abwechslung geboten. Die RPG sind kaum ausgebildet, das Hack & Slay-System verlangt unterdessen nach Spieltiefe, die auch die oberflächliche, sehr bemüht wirkende Story nicht wieder rausholen kann. Immerhin ist das Kampfsystem ganz ordentlich: Hier ein kleiner Zauber, dort ein kräftiger Schwerthieb, und zudem auch an gegebener Stelle eine mächtige Axtattacke – das macht hin und wieder schon wieder eine Menge Eindruck. Doch alleine dieser Umstand kann die vielen Schwächen kaum mehr kompensieren. Die Spielwelten sind zu steif, das Gameplay kaum flexibel, und die Linearität der Level nicht selten störend. Gelegentlich fragt man sich daher tatsächlich, ob man Alkmene auch wirklich vor ihrem Schicksal bewahren möchte…

 

 

Technik/Grafik:

Wie bereits angesprochen, ist das Handling bzw. das Kampfsystem in „Rise Of Argonauts“ eine der wenigen Stärken. Allerdings wären die positiven technischen Aspekte auch schon genannt. Alles beginnt bereits mit der Einführung und Integration der Story, die nicht nur inhaltlich, sondern auch in ihrer Präsentation echt dürftig ist. Parallelen zu „God Of War“? Nein, nicht wirklich! Weiter geht’s mit der Synchronisation der Dialoge, die in vielen Szenen wie ein schlechter Witz anmutet. Die offenkundige Dramaturgie, die vom historischen Background ausgehen soll, wird hier schnell zu Grabe getragen. Rein optisch kann man schließlich auch nicht von einer Augenweide sprechen. Die Texturen sind stellenweise erschreckend matschig, die Animationen selten auf NextGen-Niveau. Viele Szenen erscheinen halbfertig, manche wiederum hektisch und überfrachtet. Ein gesundes Mittelmaß sieht man nur selten – eigentlich sogar nur dann, wenn man selber so in die Action vertieft ist, dass man den Blick fürs Detail unbewusst ausspart…

 

 

Spielspaß:

“Rise Of The Argonauts“ startete in der Vorab-Promotion mit großen Ambitionen, die in der späteren Ausarbeitung nun aber deutlich heruntergefahren müssen. Die großen Vorbilder, namentlich eben „God Of War“, sind sowohl konzeptionell, als auch in Sachen Gameplay weit entfernt, und auch was die Präsentation angeht, entpuppt sich der neue Codemasters-Titel überraschend flott als Spaßbremse, weil man die Möglichkeiten der Hardware nicht mal im geringsten auszuschöpfen vermag. All diese Schwächen werden durch einen hohen Blutzoll auszugleichen versucht, was jedoch von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, weil die Effekte erstens nicht die gewünschte Wirkung zeigen, und man zweitens clever genug ist, sich von solchem Kalkül nicht beeinflussen zu lassen. Menschen spalten und köpfen ist nur auf dem Papier Aufsehen erregend. In „Rise Of The Argonauts“ ist es aber insgesamt nur unnötiges, schmückendes Beiwerk.

Da das kümmerlich eingeflochtene RPG-System eher langatmig als spektakulär aufgebaut ist und man der unzähligen Dialogoptionen alsbald überdrüssig ist, geht der Spaß schneller verloren, als den Entwicklern lieb sein mag. Action-Adventure-Liebhabern, die lieber auf den dritten Teil von „God Of War“ warten möchten, kann man ihre Entscheidung daher auch definitiv nicht verdenken!

 

 

Fazit:

“Rise Of The Argonauts“ ist überraschenderweise alles andere als das antike Schlachtepos, das man hinter der großspurig angekündigten Historien-Adaption vermutete. Technische und inhaltliche Mängel fordern bereits in den ersten Abschnitten ihren Tribut und machen das vermeintliche Spektakel zur letzten großen Enttäuschung des Konsolenjahrs 2008.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425083454e04b22be
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Rise Of The Argonauts

System: Playstation 3

Publisher: Codemasters

USK-Einstufung: Keine Jugendfreigabe gem. 14. JuSchG

Erscheinungsdatum: 12. Dezember 2008

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 16.01.2009, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 8120