Road to Ombos – Seth ist gefallen von Melanie Vogltanz
Rezension von Ralf Steinberg
Rezension:
2018 erschien im Art Skript Phantastik Verlag von Grit Richter die Anthologie Kemet – Die Götter Ägyptens. Melanie Vogltanz schloss sich darin mit ihrer Geschichte Highway to Heliopolis der Suche nach Antworten auf die Frage an, wodurch Götter ihre Macht erhalten und was sie eigentlich ihrer Anhängerschaft bringen. Road to Ombos – Seth ist gefallen erzählt nun die Vorgeschichte jener Erzählung über Seth, dem alten ägyptischen Gott.
Als Einstimmung in die Geschichte ergreift zunächst Katharina Fiona Bode das Wort, deren Freude über die Rückkehr zu dieser ambivalenten Figur deutlich zu spüren ist.
Seth, der altägyptische Wüstengott mit der Macht über Sturm und Chaos, kommt in den Fluten eines Flusses zu sich und denkt bereits, dass nun alles zu Ende sei, als ihn Hände packen und ans Ufer zerren. Der Gott erhält auf seine Vorstellung, er sei Seth, Herr von Ombos, Sohn von Nut, Herrscher über das Rote Land, Gebieter über das Chaos und Verschlinger von Seelen, nicht die erwartete Reaktion – die seltsam sprechenden Menschen scheinen keine Ahnung zu haben, wen und damit welche Macht sie vor sich haben. Tara, Billy, Fernando und der Hund Cupcake sind eine kleine Gruppe Obdachloser, die es sich unter der Flussbrücke nahe der Metropole Las Vegas eingerichtet haben. Trotz diverser Bedenken nehmen sie den offensichtlich verwirrten, aber nicht unter Drogen stehenden Seth bei sich auf. Und Seth erkennt schnell, dass er dieses Angebot annehmen sollte, denn zwar spürt er in sich seine göttliche Macht, das Ka, doch kann er es nicht als Heka, etwa in Form von Feuerstrahlen, entfesseln. Irgendwas ist mit ihm passiert, dass er aus seiner Zeit in diese gottlose Landschaft fiel. Doch bald erfährt er, dass er hier nicht allein ist. Alte Feinde und neue Freunde begleiten ihn auf der Suche nach Antworten …
Geschickt verwebt Melanie Vogltanz in ihrer Erzählung die Lebensgeschichten und Verwundungen ihrer Figuren und beleuchtet so auch den Hintergrund des alten Gottes, dessen Probleme sich in gewisser Weise in denen seiner weltlichen Begleiter spiegeln und die ihm bald genauso wichtig werden. So entwickelt sich ein kleines Buddy-Movie, komplett mit wilder Motorradfahrt verstecktem Bankraubgeld. Angereichert wird das mit einigem altägyptischen Horror und der Erfüllung einiger Träume. Die Autorin legt uns mit Gespür für Ironie und Wärme Figuren ans Herz, die allesamt geschundene Aussteiger aus einer Gesellschaft sind, die nur sehr wenig für sie übrig hat.
»Road to Ombos« liest sich dabei trotz der uralten Gottheit erfrischend modern und rasant. Die ambitionierte Gestaltung des Bandes durch die Verlegerin rundet den positiven Gesamteindruck ab.
Fazit:
In »Road to Ombos – Seth ist gefallen« erzählt Melanie Vogltanz die Vorgeschichten ihrer Figur Seth, des gefallenen ägyptischen Gottes, der in einer postapokalyptischen Welt erst zu sich und dann zu den Menschen finden muss.
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