Robocalypse von Daniel H. Wilson
Rezension von Christel Scheja
Der 1978 geborene Daniel H. Wilson lebt heute in Portland, Oregon und hat sich schon früh ganz der Computertechnologie verschrieben. Nach der Schule studierte er Informatik und machte später seinen Doktor in Robotik. Neben seiner Leidenschaft für künstliche Intelligenzen entwickelte er aber auch noch ein Faible fürs Schreiben. So entstand schließlich „Robocalypse“, in der er unterhaltsam, aber durchaus fundiert erzählt, was passiert, wenn sich die Maschinen selbstständig machen.
Alles beginnt mit einer künstlichen Intelligenz namens ARCHOS. Sein Schöpfer, Professor Wassermann will eigentlich nur mit ihr herumexperimentieren, aber er muss bald feststellen, dass sie selbsttätig lernt und sich weiterentwickelt. Eines Tages entkommt sie sogar aus dem Labor und ist danach unauffindbar.
In den nächsten Monaten beginnt sich unmerklich etwas zu verändern. Haushaltsroboter tun nicht mehr, was man ihnen sagt und beginnen Geschäfte auszurauben, anstatt sie abzuholen. Computergesteuerte Spielzeuge beginnen lebendig zu werden und verschrecken die Kinder. Zunächst sind es nur Einzelfälle, dann aber häufen sich die Vorfälle und man kann es nicht länger nur auf den Ausfall einzelner Modelle schieben.
Als auch militärische Systeme betroffen sind, versuchen die Menschen einzugreifen und das Unheil aufzuhalten. Doch es ist bereits zu spät. In einem plötzlichen Sturm übernehmen die Maschinen die Macht. Menschen werden zu Hunderten und Tausenden umgebracht oder in Lager verschleppt, in denen die Maschinen sie entweder als Zwangsarbeiter einsetzen oder selbst an ihnen herumexperimentieren.
Nur wenige schaffen es zu überleben und frei zu sein. Zwei Brüder schlagen sich durch die Wildnis und gründen eine Widerstandsbewegung, der sich nach und nach immer mehr Leute anschließen, unter anderem auch ein Mädchen, dass nur dank seiner Mutter einem schlimmen Schicksal in einem Lager entkommen ist. Und es sind nicht nur Menschen, die ihnen folgen – auch humanoide Roboter, die ein eigenes Bewusstsein habe, schließen sich dem Aufstand an...
Man merkt, dass Daniel H. Wilson weiß, wovon er schreibt. Daher verfasst er seinen Roman als eine Sammlung von Tagebucheinträgen und Berichten, die zusammengefügt ein interessantes Bild vom Aufbegehren und der Flucht ARCHOS’ zeigen und dem Unheil, dass sich nach und nach unter die Menschen schleicht.
Die Figuren sind Personen aus allen Bevölkerungsschichten – ein Soldat in Afghanistan, der sich mit den Einheimischen verbündet, als klar wird, dass der Feind nun ein ganz anderer ist, die Tochter einer Kongressabgeordneten.
Nachdem die Mutter über sich hinausgewachsen ist und den Maschinen den Kampf angesagt hat, beweist auch das Mädchen trotz ihrer Jugend, dass sie das Zeug zum Überleben und den Widerstand hat. Nicht zuletzt ist da ein Hacker in London, der ebenso wie alle anderen von der Entwicklung überrascht wird. Obwohl seine große Stunde gekommen ist, wird er doch auch nicht als Held gefeiert. Das werden auch die beiden Brüder nicht, die den amerikanischen Pioniergeist noch in dich tragen und ebenfalls beweisen, dass sie sich nicht unterbuttern lassen, vor allem nicht von künstlichen Intelligenzen, auch wenn einige sich später als wahre Freunde erweisen.
Gerade weil die Geschichte eher dokumentarisch als klassisch erzählt wird und jedes Kapitel eine eigene in sich geschlossene Episode darstellt, ist „Robocalypse jedoch kein langweiliger Flickenteppich.
Es macht Spaß, die Informationen zusammenzuführen und so nach und nach das Puzzle selbst zu ergänzen. Jede Episode enthält wichtige Informationen, die am Ende ein spannendes und facettenreiches Gesamtbild ergeben. Dabei bleibt der Autor erstaunlich nach an der Wirklichkeit. Seine Helden sind keine Übermenschen. Sie haben Stärken und Schwächen, teilweise sehr große Ängste und nicht zuletzt auch Fehler. Und sie müssen Vorurteile überwinden, was auch einiges an Kraft kostet.
Alles in allem mag man das von Knaur interessant gestaltete Buch nicht aus der Hand legen, da es durch die lebensnahen Berichte fesselt und daran erinnert, dass der Mensch unter Umständen seinen eigenen Untergang vorbereiten könnte, wenn er das Denken immer mehr den Maschinen überlässt.
„Robocalypse“ ist unterhaltsame Science Fiction von einem Fachmann, der weiß, was er erzählt, aber auch das Händchen für eine spannende und immer wieder überraschende Handlung hat.
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