Rezension von Cronn
Als ich auf dem umkämpften Planeten mit der Landekapsel niedergehe, explodiert die Plexiglasscheibe meines Gefährts nebst den Wandsegmenten und ich stehe unvermittelt im Freien der toxischen Atmosphäre der Quartz-Zone von Nu-Earth.
Gottseidank macht mir das nichts aus, denn ich bin ein genetisch modifizierter Soldat. Man nennt mich Rogue. Aufgrund meiner blauen Haut werde ich von normalen Menschen einfach zu unterscheiden sein, möchte ich meinen. Aber mich unterscheidet noch mehr als das: Ich bin schneller, agiler und unverwundbar gegenüber der giftigen Atmosphäre des Planeten hier. Das kann man von meinen Gegnern nicht sagen. Die Nordländer müssen sich in Sauerstoffmasken-Rüstungen werfen, um gegen uns bestehen zu können.
Sofort werfe ich mich in die Schlacht. Schon nach wenigen Metern durchbricht ein Wühlgefährt die Oberfläche des Planeten. Aus dem Inneren springen mir Feindsoldaten entgegen. Mittels meiner Wumme erledige ich sie einen nach dem anderen in einem Stellungsgefecht.
Dann werfe ich eine Granate hinterher und schon bin ich weiter.
Doch da! Ein Panzer versperrt mir den Weg. Gottlob steht schon eine Bazooka bereit. Mit dem Granatwerfer erledige ich erst die einzelnen Mini-Geschütze, dann zieht sich der Riesenpanzer zurück.
Aber wenige Augenblicke später stoße ich zu einem meiner Trupp-Angehörigen, der von einem Feind getötet wird. Ich entnehme seinem Genick einen Chip und setze ihn in meine Knarre ein. Fortan kann ich besser zielen, da die KI das übernimmt. Später setze ich einen weiteren Chip in meinen Rucksack ein und nun kann ich Upgrades aufrüsten.
Doch der Weg durch die umkämpfte Zone ist noch weit und gepflastert mit den Leichen von vielen Nordländern …
Rogue Trooper – Redux heißt der Titel, der von Rebellion Software entwickelt wurde und von dem britischen Studio über Steam auch für den PC vertrieben wird. Sicherlich wird einigen der Titel bekannt vorkommen. Dazu später mehr.
Die Frage ist aber: Wie gelungen ist die Neuauflage von »Rogue Trooper« auf dem PC im Jahr 2017?
Hintergrund:
Im Jahr 2006 erschien »Rogue Trooper«, damals für PC und damalige Konsolen. Das Game basiert auf der Lizenz einer Comic-Reihe von 2000 AD. Es galt zur Zeit seiner Erstveröffentlichung als Geheimtipp.
Es dreht sich hier alles um einen Kampf zwischen den Northern (Nordländern) und den GIs, welche genmanipulierte Soldaten sind. Man begibt sich als Soldat »Rogue« auf die Suche nach einem Verräter in den eigenen Reihen.
Das Spiel wurde im Jahr 2009 für Nintendos Wii neu aufgelegt und erhält nun eine Redux-Version, die ebenfalls verbessert worden sein soll. Das gilt es nachzuprüfen.
Die Story selbst ist relativ generisch und geradlinig. Aufgepeppt wird sie durch die schwarzhumorigen Kommentare der implementierten Chip-Trooper. Wer wegen der Story allerdings ein Spiel kauft, wird hier nur mäßig zufrieden gestellt werden.
Gameplay:
Schon recht früh im Spiel erhält man drei Chips aus toten Freund-Soldaten: den Gunnar, den Bagman und den Helm. Diese ermöglichen verschiedene Upgrades. So kann man sein Sturmgewehr als Sniper einsetzen, als Schrotflinte oder gar als Stand-Alone-Geschütz. Mittels eines Hologramms kann man die Gegner dann anlocken und in das Geschützfeuer locken.
Schleichen wird ebenfalls unterstützt, so dass mit einem Stealth-Kill es möglich ist, durch Feindesland zu kommen. Die meiste Zeit ist man allerdings in Deckungs-Shooter-Manier unterwegs. Dabei fällt auf, dass die Deckung nicht gegen alle Kugeln hilft. Manchmal wird man auch in Deckung getroffen. Die Steuerung selbst ist nicht immer präzise und wirkt an manchen Stellen hakelig. Das Laufen wirkt behäbig. Die Kamerasteuerung (Third-Person) ist allerdings problemlos.
Nach einiger Zeit stellt sich Monotonie ein. »Rogue Trooper – Redux« bemüht sich zwar durch seine Gameplay-Mechaniken aufzutrumpfen, aber es gelingt ihm kaum, eigene Akzente zu setzen. Man merkt dem Game seine Jahre an.
Wo andere Spiele dramaturgisch durchkomponiert und damit stimmig inszeniert sind, wirkt »Rogue Trooper – Redux« altbacken.
Dieser Eindruck setzt sich zum Teil auch in Grafik und Sound fort.
Grafik und Sound:
Die grafische Umsetzung von »Rogue Trooper – Redux« ist durchaus ordentlich gelungen. Die Texturen wurden aufgehübscht und auch die Lichtstimmung ist immer wieder schön. Allerdings fällt eine generelle Armut an Polygonen auf und die Animationen der eigenen Figur sowie der Gegner ist nicht mit zeitgenössischen Animationen vergleichbar. Es fehlen einige Animationsstufen.
Im Soundbereich ist der knackige Sound der Waffen zu loben. Die Explosionen fallen dagegen ab. Die Musik wirkt nach wenigen Minuten repetitiv.
Fazit:
»Rogue Trooper – Redux« ist ein Anachronismus. Die Zeit ist nicht gut mit dem Spiel umgegangen. Bei Erscheinen galt »Rogue Trooper« als ein Geheimtipp und hat sich seine Lorbeeren damals redlich verdient. Inzwischen gibt es aber andere Spiele, welche die Elemente von »Rogue Trooper« aufgegriffen und besser umgesetzt haben. Von daher ist »Rogue Trooper – Redux« nur den hartgesottenen Fans von damals zu empfehlen, welche das Spiel in besserer Grafik erleben wollen.
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