Rot wie Blut – Weiß wie Schnee (Autor: Marcus Sedgwick)
 
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Rot wie Blut – Weiß wie Schnee von Marcus Sedgwick

Rezension von Carina Schöning

 

„Rot wie Blut – Weiß wie Schnee“ erschien im Original schon 2007. Der englische Jugendbuchautor Marcus Sedgwick vermischt in seinem neuesten Roman erfolgreich klassische Märchenerzählungen mit Elementen aus Spionage-Thrillern und Geschichtsexkurs. Vor dem Hintergrund der russischen Revolution und dem Anbeginn des ersten Weltkrieges erzählt er die Geschichte des Engländers Arthur Ransome.

 

Nach einer gescheiterten Ehe verlässt der gelernte Schriftsteller und Journalist Frau und Kind und reist 1913 zum ersten Mal ins weite Russland. Seine Leidenschaft für die russischen Märchen und eine überwältige Neugier treiben ihn in die altehrwürdige Zarenstadt St. Petersburg oder auch Petrograd, wo er hautnah das Leben der Romanows und das Leid der gewöhnlichen Bürger mitbekommt. Denn während die Zarenfamilie in Prunk und Wohlstand lebt, müssen sich die restlichen Einwohner mit weitaus weniger zufrieden geben. Ehe sich Arthur versieht, steckt er auch mitten in den Wirren eines Volksaufstandes. Lenin und Trotzki ernennen sich selbst zu den Führern der neuen Bewegung und stürmen den Winterpalast der Zarenfamilie, die daraufhin in sicherer Verwahrung genommen wird. Während in Russland die roten Bolschwiken die Macht an sich reißen, bricht in den restlichen Ländern der erste Weltkrieg aus. Arthur befindet sich in einer seltsamen Position. Von allen Seiten wird er mal als Sympathisant der Bolschewiken angesehen, dann wieder als Spion oder sogar als Doppelagent. Im Grunde möchte er nur als unabhängiger Journalist über die Lage und zukünftige Entwicklung in Russland berichten, doch er verliebt sich ausgerechnet in die Privatsekretärin Trotzkis, Ewgenia Petrowna Schelepina. Sie ist seine große Liebe und während um ihn herum Chaos und Krieg tobt, gerät er immer mehr zwischen den Fronten. Hin und her gerissen zwischen seiner Tochter Tabitha in England und seine Geliebte Ewgenia in Russland reist er quer durch Europa und gerät immer wieder unter den Verdacht ein Spion für die eine oder andere Seite zu sein. Letztendlich entscheidet sich Arthur Ransome für ein Leben mit seiner Ewgenia und versucht die Ausreise ins neutrale Schweden zu organisieren.

 

Anders als in seinen anderen Jugendromanen wendet sich der englische Autor Marcus Sedgwick hier mehr den Fakten statt der Fiktion zu. Phantastische Aspekte sucht man, abgesehen von den Anspielungen auf bekannte Märchen, vergeblich. In vielen kurzen Kapiteln und mit einigen Perspektivenwechseln und Rückblenden erzählt Sedgwick von den wichtigsten Stationen im Leben des Engländers Arthur Ransome, der vor allem durch seine Romanreihe „Swallows and Amazons“, der russischen Märchensammlung „Old Peter´s Russian Tales“ und seinen zweifelhaften Status als britischer Spion bekannt geworden ist. Der Roman ist dabei auch nicht als vollständige Biographie konstruiert, sondern eher als Unterhaltungsroman, der Appetit auf mehr macht. Etwas geschichtliches Vorwissen und Interesse sollte man als Leser schon mitbringen, denn nicht alle wichtigen Nebenfiguren werden ausreichend erklärt oder ausführlich dargestellt. Leider trifft das teilweise auch auf die Hauptfiguren zu. Obwohl man die Reaktionen von Arthur und Ewgenia nachvollziehen kann, hätte ich mir doch eine etwas tiefere und gründlichere Charakterisierung gewünscht, wobei man jedoch bedenken muss, dass sich der Roman in erster Linie an jüngere Leser wendet.

Erzählt wird das Ganze in einem abwechslungsreichen Stil voller Tragik und Komik. Einige Passagen sind sehr schön märchenhaft und poetisch geraten, während andere wiederum eher knapp und konzentriert ausfallen. Es wird auch nicht jede Kleinigkeit erläutert, sondern wirklich nur die wichtigsten Begebenheiten und Wendungen in Arthurs turbulenten Leben. Ergänzend dazu gibt es im Anhang eine Zeittafel der Geschehnisse und einige Memos und Notizen aus dem englischen Nationalarchiv. Auffällig ist auch die Schriftfarbe des Romans, die passend zum Titel komplett in weinrot gehalten ist.

 

Insgesamt ist „Rot wie Blut – Weiß wie Schnee“ ein spannender und kurzweiliger Jugendroman mit realem Hintergrund und einigen kleinen Schwächen in der Darstellung der Charaktere. Wer Spaß an geschichtlichen Romanen hat, kann hier ruhig zugreifen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420001235756558b8
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Rot wie Blut – Weiß wie Schnee

Autor: Marcus Sedgwick

Deutsche Erstausgabe 2009

Englische Originalausgabe 2007 „Blood Red – Snow White“

Übersetzung Renate Weitbrecht

Umschlaggestaltung Kathrin Hörmann

Illustration Laura Brett

dtv Verlag, Reihe Hanser

Taschenbuch, 362 Seiten

ISBN 978-3-423-62393-3

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 13.05.2009, zuletzt aktualisiert: 07.03.2023 17:32, 8721