Rotes Gold (Autor: Robert Corvus; Die Schwertfeuer-Saga 1)
 
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Rotes Gold von Robert Corvus

Die Schwertfeuer-Saga Band 1

 

Rezension von Sabine Seyfarth

 

Rezension:

Dies ist kein Fantasy-Buch mit strahlenden Helden, mit klarer Trennung von Gut und Böse. Es ist keine einfach zu konsumierende Kost, aber das würde ich auch nicht erwarten von einem Buch von Robert Corvus (oder Bernard Craw). Seine Bücher haben oft die Frage nach der Faszination des Bösen zur Grundlage, eine Frage, die man sich auch in der Realität oft stellt, wenn man sieht, wie leicht Menschen für das Böse in verschiedensten Formen zu gewinnen sind.

 

Im Mittelpunkt steht eine Söldnerarmee. Söldner, das heißt bezahlte Loyalität, das heißt, die Anzahl getöteter Feinde sind das Maß der Ehre, das heißt, eine eigene Moral, eine Moral, die außerhalb der Gesellschaft steht, vor allem unserer Gesellschaft. Aber wie sieht es von ganz innen aus?

»In seiner Welt waren Macht und Zerstörung so etwas wie Schönheit und Lust, nichts, was abschreckte, sondern etwas, das jedermann anstrebte.«

 

Der Autor nimmt uns mit in die Söldnertruppe und verwehrt dem Leser damit die Distanz. Sofort wandelt sich das Bild, wenn man sich auf dieses Experiment einlässt. Das ist Voraussetzung. Mit dem Maßstab unserer Moral gibt es keine Graustufen, wer also auf Distanz bleibt, kann keinerlei Sympathien entwickeln. Wer dem Autor folgt, wird sich mit dem Leben der Söldnern vertraut machen. Auch dieses Leben folgt Regeln und sie werden unterschiedlich ausgelegt und befolgt. Aus der von außen dunkelbösen Masse werden im Inneren interessante Charaktere sichtbar, die nicht nur mit verschiedenen Waffen kämpfen, sondern ihre ganz eigene Moral entwickelt haben. Auch wenn sich letztlich alles dem Kampf unterordnet und dem Willen zum Sieg, so gibt es doch unterschiedliche Arten, das zu erreichen. Von der unbedachten, ohne Hinterlist agierenden Kampfherrin über mürrische Eigenbrötler und im Geheimen eigene Ziele verfolgende bis zu streng nach Regel und Gesetz führende Kampfherren sind verschiedenste Facetten vorhanden.

 

Zu dieser speziellen Gesellschaft passt ein spezieller Kult, ein Glaube, der die Ethik ihres Lebens widerspiegelt. Sie verehren Dämonen. Dämonen, mit denen sie handeln, sie bezahlen sie für deren Hilfe, so wie es üblich ist, man zahlt für Dienste, den Dämonen eben Gold. Nebenbei liefern die Söldner den Dämonen immer wieder Genuss durch die Qual des Sterbens, die Angst, die Verzweiflung, die der Krieg bringt, egal auf welcher Seite, Schändungen, Plünderungen, die die Bezahlung der Söldner sind oder auch Folterungen. Dieser Kult ist, wie sollte es anders sein, ein Feuerkult. (Wieso lieben eigentlich Teufel und Dämonen das Feuer, weil es einst den Göttern gestohlen wurde?) Viel erfahren wir in dieser Geschichte noch nicht über dieses, von Dämonen besetzte, Jenseits, aber schon die wenigen Szenen, die uns der Autor gönnt, eine Beerdigungszeremonie, ein paar Beschwörungen während des Kampfes und schließlich die Schlussszene machen neugierig auf mehr. Eine sehr zwiegespaltene Neugier, zugegeben, denn man wird sich wohl auf einige unschöne Dinge gefasst machen müssen.

 

Natürlich haben die Dämonen auch ihre Priester, aber damit sie nicht direkt mit ihnen kommunizieren, entwickelten sie eine spezielle Methode. Es werden Homunkuli gezüchtet, die als Gefäß für Dämonen existieren. Sie werden dann einem Menschen eingepflanzt, der fortan als Avatar im Namen der Dämonen tätig und vor allem für die Feuerbeschwörungen zuständig ist. Der Dämon im Homunkulus beeinflusst dabei die Gefühle des Menschen nachhaltig. Dem Leser erscheint der Avatar als Inkarnation des Bösen.

 

Also doch wieder Gut und Böse? Nein, so leicht ist es nicht. Der Autor wäre nicht Robert Corvus, wenn er die Charaktere nicht mit Situationen konfrontieren würde, die sie in eine Entwicklung treiben.

So wird der Leser verschiedene Situationen erleben, die das Söldnerleben in unterschiedlichen Situationen zeigt, bei Plünderungen und Zweikämpfen, bei der Erfüllung der Anforderungen ihre Auftraggeber und Regelungen von Machtfragen innerhalb der Truppe. Also werden auch die Leser auf ihre Kosten kommen, die Schlachtgetümmel und Kampfstrategie lieben.

 

Wenn man in der Truppe angekommen ist, wird man schnell Sympathien und Antipathien verteilen. Aber werden sie dann durch die Geschichte aufrecht erhalten?

Mir persönlich macht es immer wieder Freude, über die philosophischen Fragen nachzudenken, die sich im Buch hintergründig und unauffällig anbieten. Wie dies zum Beispiel:

»Halte Dich nur an den Eigennutz. Auf diese Regung kannst du dich immer verlassen. Sie ist der Kern um den sich das Gespinst jeder menschlichen Seele webt. Wer ihn verleugnet, versucht etwas zu sein, das er nicht ist. Wie ein Wolfshund, der seinem Herrn artig Stöckchen bringt, bis er sich auf seine Natur besinnt und einen Säugling zerfleischt.«

 

»Doch von unheimlicher Faszination gezogen folgte sie einem Pfad zwischen all den grausamen, unbarmherzigen Eindrücken hindurch und sah hinter […] Rede doch noch etwas unvermutet Edles aufscheinen. Wahrheit«

 

Die Idee des Eigennutzes der Menschen ist ja nicht neu, aber ist es deshalb richtig, immer davon auszugehen? Was ist diese Wahrheit? Bedeutet, zu diesem Eigennutz zu stehen, ihn als menschlich anzunehmen, dass man mit größerer Wahrheit agiert?

Wenn man an dieser Stelle des Buches ankommt, wird zumindest kurz stutzen und überlegen, worin die Wahrheit dieser Aussage liegt und wo ihre Begrenzungen.

 

An anderer Stelle taucht die Frage auf, ob es ein Unterschied ist, als Held oder als Söldner tot zu sein. Wie wichtig ist, was die Nachwelt von uns denkt? Wenn der Tod das Leben beendet, was soll uns darüber hinaus interessieren? Auch diese Ebene der Geschichte erfordert ein aktives Einlassen. Sie erhöht für mich den Lesegenuss nachhaltig.

 

Schließlich wird der Leser, der dem Autor auf allen Wegen gefolgt ist feststellen, dass er der Faszination des Bösen mehr oder weniger erlegen ist.

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Buch:

Rotes Gold

Reihe: Die Schwertfeuer-Saga Band 1

Autor: Robert Corvus

Taschenbuch, 480 Seiten

Piper, 1. Juni 2016

Cover: Stephanie Gauger

Karte: Timo Kümmel

 

ISBN-10: 3492280633

ISBN-13: 978-3492280631

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B01860TS3A

 

Erhältlich bei: Amazon

 

zur Serie:

Perry Rhodan im Fantasyguide


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Erstellt: 27.08.2020, zuletzt aktualisiert: 25.11.2023 16:59, 18936