Säule der Welten von Karl Schroeder

Reihe: Virga Band 2

 

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Im freien Fall auf eine Asteroidenwelt zu stürzen ist nicht gerade erfreulich, wie Venera Fanning feststellen muss. Sie hat ihre Familie verloren und ist nun auf einer der vielen Welten gelandet, die innerhalb der gigantischen Sphäre namens Virga mit ihren Tausenden von Sonnen schweben. Auf einer davon, auf Spyre, muss Venera sich jetzt durchschlagen. Wie sich herausstellt, ist das leichter gesagt als getan ...

 

Rezension:

Der Heyne-Verlag vergaß mal wieder darauf hinzuweisen, dass Säule der Welten der zweite Band einer Reihe ist. Zwar ist es nicht unbedingt notwendig, den eher schwachen Vorgänger Planet der Sonnen gelesen zu haben, aber der Kanadier Karl Schroeder plant mit seiner Virga-Reihe eine ziemlich umfassende Weltenschöpfung. Sodass es durchaus empfehlenswert ist, auch mit Band 1 zu beginnen.

 

Venera Fanning, die zickige Prinzessin des kleinen Randstaates Slipstream wurde nach ihrem letzten Abenteuer von Mann und Schiff getrennt und treibt mit starken Verbrennungen durch die Sonne Candesce innerhalb der gewaltigen Luftblase, die die Welt Virga darstellt. Bis sie in Spyre von einem alten Haudegen aufgefangen wird.

Spyre ist eine Art längliche Ringwelt. Auf der Innenseite gibt es diverse Minireiche, die in ständiger Konkurrenz zueinander stehen, die Elite der Gesellschaft lebt jedoch auf den im Innenraum schwebenden Scheiben von Klein-Spyre in das man per Aufzug gelangt. Diese Lifts queren den Raum im Innern wie Spinnenfäden und tragen zur Stabilität der sehr alten Konstruktion bei, von der es früher einmal viele in Virga gab. Nun ist Spyre die letzte dieser Welten.

Venera ist gestrandet und beginnt sogleich jedwedes daran zu setzen, fort zu kommen. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Die hohe Eigenrotation Spyres verhindert ein einfaches Rausspringen. Zudem wird der Rand bewacht und so gerät Venera bald in die Gefangenschaft eines Winzstaates, kaum größer als ein Fußballfeld. Doch die mit allen Wassern gewaschene Prinzessin beißt sich nicht nur durch, sondern steigt auch kometenhaft in der Hierarchie Spyres auf. Und gewinnt so mächtige Feinde ...

 

Die Grundkonstellation des zweiten Bandes ist um einiges spannender, als der Beginn der Reihe. Venera sammelte als Protagonistin nicht unbedingt die Sympathien der Leser. Man gönnt ihr die vielen Missgeschicke und Widrigkeiten, die ihr geschehen. So kann man eher amüsiert beobachten, wie das kleine Stehaufmännchen mit der Situation fertig wird und mit aller Gewalt an den Zügeln zerrt. Schroeder konstruiert die unzähligen Fallstricke und politischen Intrigen gewohnt simpel bis hin zu den unspektakulären Nebenfiguren, denen er nur selten stärkere Aufmerksamkeit widmet.

Sein größtes Manko allerdings liegt in der Beschreibung der Welt, inwieweit das der Übertragung ins Deutsche geschuldet ist, lässt sich nicht erkennen. Jedoch bleibt das Gefühl, dass der Autor mit der von ihm geschaffenen Welt überfordert ist. Die Visualisierung von Größe und strukturellem Aufbau will nicht gelingen. Zu oft verzettelt er sich in Erläuterungen von Details, wo ein Gesamtbild fehlt und so eine Einordnung unmöglich macht.

Auf der reinen Handlungsebene liest sich der Roman jedoch rasant und gefällt gerade wegen der anarchistischen Note. Man traut es Venera Fanning einfach zu, überall dort, wo sie hingeht, Chaos und Zerstörung zu verbreiten. Der Cliffhanger zu Band 3 weist auf die nächste Katastrophe bereits hin.

 

Das Titelbild von Ioan Dumitrescu ist erneut herrlich exotisch und vermittelt ein ungefähres Gefühl für die Seltsamkeit Spyres, wenn er auch nicht exakt die mageren Beschreibungen des Autors einfängt.

 

Fazit:

Spannender und exotischer setzt Karl Schroeder seine Virga-Reihe fort, ohne dass es ihm gelingt, aus dem phantastischen Umfeld ein Meisterwerk zu zaubern.

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