Sancho - Dich küsst der Tod

Rezension von Björn Backes

 

Story:

Timothy Benson ist in seinem Job als Anwalt bestens mit den Gesetzen vertraut – doch das Gesetz des Wilden Westens ist dem neureichen Minenbesitzer noch völlig fremd. Als Timothy eines Tages die Goldgrube seines Onkels erbt, glaubt er, mit den ihm vertrauten legalen Mitteln seine neue Heimat gegen die Schergen des mexikanischen Banditen Sancho verteidigen zu können. Doch der erfahrene und gefürchtete Gauner ist mit allen Wassern gewaschen und scheut sich nicht davor, die Minenarbeiter bis auf ihren Besitzer auszuradieren. Bensons Vorarbeiter Corky hat eines Tages genug gesehen und kann die Naivität seines Kollegen nicht mehr ertragen. Gemeinsam mit einigen alten Halunken, die damals im Bürgerkrieg an seiner Seite kämpfte, stellt er sich dem Latino-Verbrecher in den Weg und kämpft um die Ehre der ehrlichen Geschäftsleute und um seinen persönlichen Rang. Doch der hochnäsige Sancho Rodriguez scheint ihm und seinem Gefolge meilenweit überlegen…

 

Rezension:

Der Spaghetti-Western lebte gerade zu seinen Anfangszeiten von seiner verbitterten Ernsthaftigkeit, von seiner Aggressivität und von seinen sehr eigenwilligen Charakteren. Gerade zur Blütezeit in den frühen Sechzigern galt das italienische Genre als das souveränste und authentischste weltweit und entwickelte sich bald zur Kultstätte für sämtliche Gaunerstorys rund um die Saloons. Umso erstaunlicher ist es, dass auch in dieser Zeit einige Beiträge, denen mehr am Klamauk als an einer guten Handlung gelegen war, veröffentlicht wurden, und die tatsächlich ernsthaft die Konkurrenz zu den Leone-Streifen und ihren Epigonen suchten. Einer dieser Filme ist die südländische B-Produktion „Sancho – Dich küsst der Tod“, die 1966 auf die Leinwände gespült wurde. Der Streifen von Romolo Gierrieri bietet nämlich alles – nur keine originelle Story.

Im Grunde genommen ist das Duell zwischen Sancho Rodriguez und Timothy Benson sogar eher etwas für die Konsenskiste: Klassische Rollenaufteilung, gewohnter Background, durchsichtige Charaktere, teils hektische Arrangements und eine Menge Action. „Sancho – Dich küsst der Tod“ beinhaltet viele Inhalte von der Stange, nichts Innovatives, keine besonderen Figuren, stattdessen haufenweise Klischees. Dazu gehören einerseits die großspurigen Kommentare des mexikanischen Ganoven, andererseits aber auch die wenig überraschenden Charakterentwicklungen, die entfernt sogar an die klischeeverwobenen Geschichten um die Herrschaften Hill und Spencer erinnern. Und sonst? Berittene Action, eine klassisch-kontrastreiche Liebschaft, witzige Grabenkämpfe zwischen den tollpatschigen Außenseitern und den Schergen des Sombreroträgers und zuletzt eine Entwicklung, die in allen Phasen vorhersehbar bleibt und sich somit für den anspruchsvollen Western-Liebhabern sofort disqualifiziert.

Man sollte „Sancho – Dich küsst der Tod“ aber keinesfalls unterschätzen, denn einen gewissen Unterhaltungswert hat das 66er Werk auf alle Fälle. Die Dramaturgie braucht hierzu gar nicht erst vertieft zu werden, und auch der künstlich anmutende Versuch, dem Genre eine neue Facette zu verpassen, ist nichts essentiell Zählbares. Wichtig ist nämlich, dass die Action stets sehr lebendig ist, dass der Humor stimmt und sich gut mit den Kampfsequenzen mischt, und dass die Schauspieler mit laienhafter Performance dennoch eine ganze Menge erreichen. Um es noch einmal festzuhalten: Der Film ist schlicht konzipiert, simpel aufgemacht und jederzeit durchschaubar. Aber vielleicht macht er gerade deswegen auch eine Menge Spaß, da er dem Zuseher kaum etwas abverlangt und leicht verdaulich über die Ziellinie schreitet. Und weil er am Ende einen echten Gegenpart zum typisch-brutalen Italo-Western erstellt und auf der anderen Seite den Humor als wesentlichen Bestandteil etabliert…

 

Fazit:

„Sancho – Dich Küst der Tod“ ist nicht dringend ein Muss für den passionierten Western-Fan, aber zweifelsohne ein unterhaltsamer Wildwest-Streifen mit einer Menge Tempo und sehr ambitioniert aufspielenden Darstellern!

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