Rezension von Heike Rau
Dass ihr Vater ein Betrüger ist, hätte Hannah nie gedacht. Nun ist er auf der Flucht vor dem Galgen, währen das Mädchen vollkommen allein in dem großen Haus ist, seit auch die Dienstboten gegangen sind. Sie könnte das Angebot ihres ehemaligen Hauslehrers Thomas Behr annehmen und ihn heiraten. Sie mag ihn gern, doch in ihrer Hochnäsigkeit lehnt sie ab.
Eiskalt wird es in den Zimmern und Essbares findet sich bald auch nicht mehr. Geld, um sich etwas zu kaufen, ist nicht vorhanden. Nur ein bisschen Schmuck ist Hannah geblieben. Sie wagt sich nach draußen, um einen Pfandleiher aufzusuchen, verläuft sie jedoch in London. Als sie endlich wieder nach Hause gefunden hat, ist das Haus ausgeräumt.
Einen Pfandleiher findet sie schließlich doch noch. Er gibt ihr ein wenig Geld für eine Kette. Die Saphirohrringe behält Hannah noch. Sie geht auf den Frostmarkt, gibt einen Teil des Geldes aus. Der Rest wird ihr entwendet. Auf dem Frostmarkt wird Hannah festgenommen. Sie soll die Saphirohrringe gestohlen haben. Aufklären lässt sich die Sache nicht. Hannah kommt ins Gefängnis, wird verurteilt und in das Land hinter den Meeren, nach Australien, verbracht.
Von Anfang an wird Hannah keine Chance gegeben. Der Leser weiß, dass das Mädchen unschuldig ist. Deshalb geht es sehr zu Herzen ihr Schicksal zu verfolgen. Man wird in ein Abenteuer verwickelt. Denn Hannah versteht es, sich trotz aller Schwierigkeiten am Leben zu erhalten. Sie überlebt den Kerkeraufenthalt und die lange Schiffsreise. Sie erkennt, dass es ein Fehler war, ihren Hauslehrer abzuweisen. Sie liebt ihn und ist bereit, die Standesunterschiede zu ignorieren. Dafür ist es im Grunde zu spät. Doch es ist auch die Hoffnung, die Hannah am Leben hält. An einem Märchen namens „Scatterheart“, das Thomas ihr einst erzählt hat, hält sie sich fest. Das ist so unglaublich romantisch. Der Autorin gelingt es, große Gefühle in Worte zu fassen. Aus der feinen oberflächlichen jungen Dame wird ein Mädchen mit Herz und Verstand, die schließlich alles wagt, um ihr Glück zu finden.
Der Schreibstil der Autorin gefällt gut. Ohne Mühe kann man den Zeilen folgen, fühlt sich von der Geschichte immer mehr gefesselt. Die Handlung ist spannend gemacht und auch die Kulisse, das Buch spielt um 1814, ist perfekt ausgearbeitet.
Das Buch ist für Jungendliche ab 12 geschrieben. Aber auch Erwachsene sollten es sich nicht entgehen lassen.