Schatten über Camelot (Brettspiel)
 
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Schatten über Camelot

Rezension von Christoph Weidler

 

Die Legenden um König Artus und seine Tafelrunde beschäftigten schon seit ewigen Zeiten die Historiker und Buchautoren, doch nun gibt es die Möglichkeit mittels des Brettspiel "Schatten über Camelot" selber aktiv in den Kampf um Camelot, den Mythus des heiligen Grals und Artus Tafelrunde einzusteigen.

 

Gleich der erste Eindruck liefert ein stimmungsvolles, atmosphärisches Design. So überzeugt das detailliert liebevoll gestaltene Spielbrett ebenso wie die dazugehörigen Miniaturen der Ritter und ihre Feinde. Die aus Kunststoff hergestellten Ritterfiguren sind stabil und optisch sehr schön anzusehen. Sie geben einen perfekten Wiedererkennungswert zu den dazugehörigen Wappentafeln wieder. Wobei hier die Spieldesigner durch die unterschiedliche Farbgestaltung, Ritter im hellen Grau mit entsprechenden zur Wappentafel passenden jeweils unterschiedlichen farblichen Sockel und Feinde im dunklen Grau, schon optisch die Unterschiede der Miniaturen hervorheben.

Und auch die zum Spielverlauf gehörigen Charakter-, Ereignis- und Treue-Karten überzeugen mit ihren phantastischen Darstellungen. Also rundum, vom ersten Eindruck schon ein äußerst positives Erlebnis welches viel Spaß am Spiel verspricht.

 

Regelwerk

Das Regelwerk ist in zwei Teile unterteilt: Den eigentlichen Grundregeln und dem Questenbuch. In dem Questenbuch werden die Vorgehensweisen der einzelnen Questen, deren Ziele und weiteres näher erklärt und das Grundregelwerk, welches sehr übersichtlich angelegt ist, befasst sich rein mit den eigentlichen Spielregeln. Die Regeln selber sind sehr einfach, so das man diese sehr schnell begriffen und auch den anderen Mitspielern vermittelt hat. Hierfür sorgen zusätzlich auch die entsprechenden Erklärungen auf den Charakter-, Ereignis- und Treue-Karten, so dass man während des Spiels nicht mehr groß in den Spielregeln nachschlagen muss. Einzig bei den einzelnen Questen ist am Anfang noch hier und da ein Blick in das Questenbuch notwendig, aber auch die hat man als Spieler schnell im Kopf. Zumal vieles sich auch durch entsprechende Aufdrucke (z.B. Folgen von Sieg oder Niederlage) im Spiel selbst erklärt.

 

Spielziel

Kommen wir nun zum Spielziel. Bei "Schatten über Camelot" treten die Spieler nicht gegeneinander an sondern müssen miteinander kooperieren um gemeinsam als Ritter der Tafelrunde gegen das Spiel an sich zu gewinnen. Hierfür müssen weiße Schwerter gesammelt und in der Tafelrunde abgelegt werden, wenn am Ende dort mehr weiße als schwarze Schwerter liegen haben die Ritter der Tafelrunde gewonnen.

Hört sich eigentlich einfach an, ist es aber nicht. Denn dem im Wege stehen den Rittern viele Herausforderungen, in denen sie die weißen Schwerter überhaupt erst erringen müssen. Doch dafür müssen die Ritter verschiedene Questen und Bedrohungen gewinnen, den anders kann man die notwendigen weißen Schwerter nicht erlangen. Herausforderungen hierfür gibt es reichlich. Sei es zu den Questen des Grals, Lancelots Rüstung oder Excalibur, welche man entweder gemeinsam im Team oder alleine bewältigen muss oder den Bedrohungen durch den Schwarzen Ritter oder den Angriffen der Pikten und der Sachsen, welche immer wieder abgewehrt werden müssen. Doch dem nicht genug, den bösen Mächten ist es eventuell gelungen einen der Ritter der Tafelrunde auf ihre Seiten zu ziehen! Und so hat sich ein Verräter in den Kreis der edlen Ritter eingeschlichen, welcher im Hintergrund versucht unerkannt die Ziele der Tafelrunde zu boykottieren. Also erwarten den Rittern der Tafelrunde unzählige Abenteuer und Gefahren, bevor sie ihr Ziel, Camelot zum Siege zu bringen, erreichen. Nicht zu vergessen ebenso schnell kann der Kampf auch verloren sein, denn wenn Camelot von 12 Belagerungsmaschinen umgeben ist, oder mindestens sieben schwarze Schwerter in der Tafelrunde liegen oder alle getreuen Ritter tot sind haben die Ritter die Schlacht um Camelot verloren.

 

Aufbau des Spiels

Zu Beginn des Spiels wird erst einmal entsprechend der Anleitungen das Spielbrett aufgebaut, dann erhält jeder Spieler eine Wappentafel mit der dazugehörigen Ritterfigur, einen Würfel für die Darstellung der Lebenspunkte welche einheitlich für alle Ritter mit vier Lebenspunkten beginnt, eine Merlinkarte und fünf weiße Karten. Im Anschluß werden die acht Treuekarten gemischt und jeder Spieler zieht verdeckt eine dieser Karten. Eine der acht Treuekarten zeigt den Verräter und der Spieler welcher diese Karte zieht kämpft automatisch im geheimen auf der Seite der bösen Mächte. Doch da es acht mögliche Karten und davon nur eine Verräterkarte ist, heißt es z.B. bei einer Spielrunde von vier Spielern nicht unbedingt das einer wirklich der Verräter ist. Vielleicht wurde die Verräterkarte gar nicht gezogen, und alle Ritter sind getreue Recken der Tafelrunde ... vielleicht.

 

Spielablauf

Der Spielablauf ist auch recht klar und einfach dargelegt. So teilt sich der Ablauf für einen Spieler in einer Runde in zwei Phasen auf. In der ersten Phase wird erst einmal der Fortschritt der bösen Mächte ausgespielt. Hierzu muss der Spieler entweder eine schwarze Karte von dem entsprechenden dunklen Nachziehstapel ziehen und die dortigen Anweisungen ausführen, oder eine Belagerungsmaschine um Camelot stellen oder freiwillig ein Lebenspunkt opfern.

Nachdem diese Phase ausgespielt wurde, geht es in die zweite Phase: Der Heldentat.

Hier hat der Spieler die Wahl zwischen zu einer neuen Quest reisen, eine spezielle Aktion der Quest, wo er sich derzeit befindet, durchzuführen, eine weiße Spezial-Karte auszuspielen, sich selber zu heilen oder gegen einen seiner Mitspieler Anklage zu erhaben und ihn öffentlich als Verräter zu verdächtigen. Diese letzte mögliche Aktion der Anklage kann aber erst durchgeführt werden, wenn mindestens 8 Belagerungsmaschinen um Camelot stehen oder mindestens 6 Schwerter, egal ob schwarz oder weiß, in der Tafelrunde liegen. Doch muss man als Spieler auch die Folgen solch einer Anklage bedenken. Zum einen steht jeden Spieler diese Aktion nur einmal im gesamten Spiel zu und entpuppt sich der Angeklagte nicht als Verräter, so wird ein weißes Schwert in der Tafelrunde gegen ein schwarzes Schwert ausgetauscht. Und zum anderen, sollte aber der Angeklagte wirklich der Verräter sein, so hat man ihn nicht nur entlarvt und die Spielfigur des Verräters wird vom Spielbrett entfernt, nein auch wird in der Tafelrunde ein weißes Schwert als Belohnung dazugefügt. Jeweils ein nicht zu unterschätzender Vor- bzw. Nachteil.

Sind dann diese beiden Spielphasen eines Spielers ausgespielt, so ist der nächste Spieler dran.

 

Die Questen und Spielkarten

Die Erfüllung der Questen entscheiden bei "Schatten über Camelot" über Sieg oder Niederlage des Spiels, und sind entweder direkt oder im Wechsel Solo (Lanzelot-Queste, Turnier gegen den schwarzen Ritter) oder als Teamwork (Die Pikten- und Sachsenkriege, Grals-, Excalibur und Drachen-Queste) zu bewältigen. Hierzu sind die nach Zufallsprinzip gezogenen schwarzen und weißen Spielkarten entscheidend. Während die schwarzen Karten von den unterschiedlichsten Spielern in jeder Spielrunde gezogen und ausgespielt werden und so ihren Einfluss auf die verschiedenen Questen haben, liegt das ausspielen der weißen Karten, welche für den Sieg einer Queste notwendig sind, alleine in der Handhabung des jeweiligen einzelnen Spielers. Es sind je nach Quest unterschiedliche weiße Karten notwendig, z.B. bei der Grals-Quest werden Gralskarten benötigt und bei der Lanzelot-Quest entsprechende Kampfkarten, welche nach ihren Werten als Drilling und als Zwilling nach und nach in der entsprechende Quest gesammelt werden müssen und deren Gesamtwert am Ende über den der dortigen abgelegten schwarzen Karten liegen müssen. Nun ist der Vorrat an weißen Karten bei jeden Spieler aber begrenzt, denn nur mit der erfolgreichen Erfüllung einer Quest oder durch aussetzen in Camelot gelangt ein Spieler an neue weitere weiße Karten. Also ist auch hier Teamwork gefragt, denn was der eine Spieler an notwendigen weißen Karten nicht auf der Hand hat hat der andere Spieler vielleicht zu bieten. Doch hierbei gibt es eine eiserne und für den Spielspaß wichtige Regel, kein Spieler darf direkt verraten was er auf der Hand hat.

Aber die Questen sind nicht die einzigen Schwierigkeiten welche den Rittern entgegenstehen, denn neben den weißen Spezialkarten welche man ziehen kann und die besondere Möglichkeiten im Spiel bieten, gibt es auch schwarze Spezialkarten welche den Rittern ihr Leben erschweren. Wenn da z.B, Morgana auf einmal aus dem düsteren Nebel steigt um jeden Ritter ein Lebenspunkt zu stehlen, oder Guinevere, welche dafür sorgt das sofort alle Ritter von ihren Questen zurück nach Camelot fliehen, so kann das negative Auswirkungen auf den Spielablauf geben. Zum Glück steht unseren wackeren Recken Merlin zur Seite. Merlin ist eine weiße Sonderkarte, welche es sieben Mal im Spiel gibt und er kann dafür sorgen, wenn von z.B. allen Spielern gemeinsam drei Merlinkarten auf den Tisch gelegt werden, das eine schwarze Spezialkarte umgehend neutralisiert wird. Mit einer Merlinkarte kann man aber auch die Bedrohungen durch die Sachsen und Pikten ebenso wie bei den Kampf gegen den Belagerungsmaschinen eine positive Wendung einläuten.

Wobei uns hier beim Spielen auch der einzige relevante Fehler auffiel, denn auf den Merlinkarten selber ist nicht vermerkt das durch das Ausspielen einer Merlinkarte eine Sachsen- oder Piktenfigur sofort und direkt vom Spielbrett entfernbar ist, was aber in dem Anhang zu den einzelnen Karten im Questenbuch aufgeführt wird. Gerade die Bedrohung der Sachen und Pikten ist eine mitunter nicht zu unterschätzende Gefahr, da ihr Sieg zwei weitere Belagerungsmaschinen um Camelot bedeuten, und Merlin ist hier eine große Hilfe. Doch da man während des aktiven Spiels mehr auf den Aufdruck der einzelnen Karten, welche ihre Wirkung darlegt, schaut und weniger ins Regelwerk gerät diese Möglichkeit von Merlin sehr schnell in Vergessenheit.

 

Spielspaß und Fazit

"Schatten über Camelot" ist ein Brettspiel mit strategischen Aspekten und starken Teamworkcharakter, denn Einzelkämpfer haben hier keine Chance und sorgen eher dafür das das Spiel verloren wird. Auch das man kaum würfeln muss, einzig bei dem Kampf gegen den Belagerungsmaschinen, sorgt ebenso wie das Spielprinzip "die Spieler gemeinsam gegen das Spiel" für ein erfrischenden Spielspaß, der bei jeden neuen Spiel auch erneut geweckt wird, zumal jedesmal das Ende und Sieg oder Niederlage ungewiss ist und sehr von dem taktischen miteinander agieren der Ritter als Teamwork abhängt. Besonders der Aspekt des möglichen, aber nicht unbedingt wirklich vorhandenen, Verräters in den eigenen Reihen gibt dem Spiel noch einen zusätzlichen positiven Kick, denn es sorgt während des Spiels für ein paranoides Misstrauen unter den Spielern und so können sie sich durchaus auch einmal als Manschaft selber im Wege stehen.

"Schatten über Camelot" ist ein Spaß für viele Abende und überzeugt auf der ganzen Linie, wobei man hier sagen muss ideal wird das Spiel erst ab vier oder fünf Mitspieler aufwärts, denn in einer Dreierrunde ist es auch ohne Verräter kaum zu gewinnen. Doch gerade dieser Mehrspielercharakter mit bis zu sieben Mitspielern und das notwendige daraus resultierende Teamwork gibt dem Spiel seinen ganz besonderen Reiz.

Von der Altersgruppe wird "Schatten über Camelot" ab 10 Jahre empfohlen, und dafür halte ich es auch für geeignet. Das Spielprinzip ist ebenso wie die Regeln sehr einfach und überschaubar und so wird "Schatten über Camelot" neben den äußerst guten Spielprinzip, den einfachen Regeln und auch durch sein gelungenes Design ein Spielspaß für jung und alt welches zu vielen wunderbaren Abenden in die Welt von Artus Tafelrunde einlädt.

 

"Schatten über Camelot" ist meinerseits eine klare Kaufempfehlung für jeden Freund phantastischer Brettspiele.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425114838750441a9
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Schatten über Camelot

Serge Laget & Bruno Cathala

Verlag: Days of Wonder

ASIN: B0009JKVX8

Spieler: 3-7

Alter: ab 10 Jahre

Dauer: 60-90 Minuten

Sprache: Deutsch

Erhältlich bei: Amazon

 

Inhalt:

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Hauptspielplan Camelot

3 doppelseitige Questentafeln

30 Miniaturen der Ritter und ihre Feinde

168 Charakter-, Ereignis- und Treue-Karten

7 Wappen & 8 Würfel

16 Schwerter der Tafelrunde

1 Regelheft & ein Questenbuch

1 Days of Wonder-Webnummer

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Erstellt: 01.08.2005, zuletzt aktualisiert: 16.02.2018 17:50, 876