Schattenauge (Autor: Nina Blazon)
 
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Schattenauge von Nina Blazon

Rezension von Christel Scheja

 

Nina Blazon ist bereits in ihren ersten Romanen andere Wege gegangen als viele Autoren, die mit ihr zu veröffentlichen begannen. Zwar passt auch sie sich den gängigen Modethemen an, erlaubt sich aber, diese ungewöhnlich zu interpretieren und das einfließen zu lassen, was ihr besonders am Herzen liegt. Durch ihr Studium slawischer Sprachen ist sie auch mit der Kultur Osteuropas vertraut und schöpft immer wieder aus den Mythen der dortigen Völker, was ihren Büchern eine unverwechselbare Atmosphäre gibt.

Mit „Schattenauge“ präsentiert sie diesmal einen Urban Fantasy-Thriller, in dem nicht Vampire oder Werwölfe ihr Unwesen treiben sondern ganz andere Geschöpfe.

 

Zoe ist sechzehn und ein ganz normaler Teenager – hat sie zumindest bisher angenommen. Allerdings ist seit ein paar Wochen ihr Leben ein wenig in Unordnung geraten, erwies sich ihre erste Liebesbeziehung doch als übler Fehlschlag und zu allem Übel kommt zu der Enttäuschung auch noch eine innere Unruhe, die sie sich nicht erklären kann.

Um sich abzulenken, beschließt sie, sich in einer Disco auszutoben. Dort lernt sie den geheimnisvollen Irves kennen, der einen besonderen Reiz auf sie ausübt. Doch sie ist sich noch nicht sicher, ob sie sich wirklich schon wieder binden will. Deshalb verzichtet sie darauf, weiter auf ihn einzugehen. Ähnlich verfährt sie mit dem netten Gil, der sich ebenfalls im Club herum treibt.

Kurz danach wird sie auf dem Nachhauseweg angegriffen, allerdings kann sie sich schon kurz danach nicht mehr erinnern, von wem und warum. Sie findet sich nur verwirrt auf der Straße wieder und an ihren Händen klebt Blut, das nicht von ihr stammt.

Noch verwirrter ist ihr, als Gil plötzlich auftaucht und ihr erst einmal dazu rät, vor allem nicht mehr nachts nach draußen zu gehen. Außerdem weiß er ganz offensichtlich mehr über die Geschehnisse und sie als er zugeben will. Die Unruhe aber bleibt und sie beginnt im Internet nach Dingen zu suchen – Worten wie „Panthera“ und Bildern von verschiedenen Großkatzen, die wirr durch ihren Kopf rasen, doch wirklich schlau wird sie aus den gewonnen Informationen nicht und tappt weiter im Dunklen.

Erst als auf dem Sportplatz ihrer Schule ein Mord passiert, weiht Gil sie schließlich in die ganze Wahrheit ein: Zoe ist eine Gestaltwandlerin, die sich in Momenten großer Wut oder Angst in eine Großkatze verwandelt. Allerdings hat in diesem Zustand dann keine Kontrolle über sich. Und zum zweiten macht ganz offensichtlich jemand Jagd auf die Panthera und bringt einen nach dem anderen um. Doch wer steckt dahinter?

 

„Schattenauge“ wirkt auf den ersten Blick wie eine Hommage an die beiden Verfilmungen (1942 & 1982) von „Katzenmenschen“ nach einem Roman von DeWitt Bodeen, in denen ebenfalls Gestaltwandler unerkannt unter den Menschen leben und ein junges Mädchen nach und nach ihre wahre Natur entdeckt und mit ihr umzugehen lernt. Aber es gibt auch viele Unterschiede, denn das erste Ziel der anderen Panthera ist es nicht, sie zu einer Gefährtin zu machen, sondern den Mörder zu finden, der ihre Art bedroht.

Die Geschichte wird strikt getrennt und allein aus den Blickwinkeln von Zoe und Gil erzählt, was am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig ist. Da aber unterschiedliche Schriftarten im Buch verwendet werden, gewöhnt man sich sehr schnell an die manchmal recht überraschenden Perspektivenwechsel.

Während das junge Mädchen immer unruhiger wird und nach Antworten auf Fragen sucht, die sie nicht einmal richtig artikulieren kann, erfährt man durch Gil mehr über die Lebenswelt der Panthera, die Einschränkungen, die sie durch ihre Instinkte haben, ihr Verhältnis zueinander und zu den normalen Menschen.

Dabei nimmt sich die Autorin sehr viel Zeit um die tierischen Instinkte und Aspekte des ganzen genauer heraus zu arbeiten. Die Gestaltwandler, die ihre Natur bereits akzeptiert haben, folgen einem Kodex, der durch ihre Bedürfnisse entstanden sind, und folgen auch in ihrer menschlichen Gestalt hin und wieder dem, was in ihnen Katze ist – vor allem was das Revierverhalten betrifft. Es fällt einigen besonders schwer mit den anderen zusammen zu arbeiten, da sie Einzelgänger sind. Das sind nur einige Beispiele, die sie gezielt einbringt, um die Gestaltwandler nicht nur zu mächtigen Wesen zu machen, sondern um ihnen auch Schwächen und Handicaps zu geben.

Allerdings wirkt die erste Hälfte des Buches durch die ausführliche Einführung etwas langatmig. Die Spannung zieht erst an, als der Mörder konkret gesucht wird. Und das überraschende Ende stellt dann wieder zufrieden. Die Romanze zwischen Zoe und Gil ist zwar vorhanden, spielt im Ganzen, aber eine eher untergeordnete Rolle.

Alles in allem überzeugt der Roman durch seine ungewöhnliche Erzählweise und Inhalte. Die Autorin vermischt unbekanntere Elemente mit klassischen Themen und bietet so sehr viel Abwechslung zu vergleichbaren Romanen. Auch erwachsene Leser werden ihren Spaß haben, da die Handlung komplexer ist als man denkt

 

Deshalb kann jeder, der ungewöhnliche Urban Fantasy mag, ohne Zögern und Vorbehalte nach „Schattenauge“ zu greifen, denn Nina Blazon beweist wieder einmal, dass sie auch als klassischen Themen noch unerwartete Facetten herauskitzeln kann.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240319033514ad06b62c
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Schattenauge

Autor: Nina Blazon

gebunden, 478 Seiten

Ravensburger, erschienen Februar 2010

Titelbildgestaltung von corbis

ISBN-10: 3473353140

ISBN-13: 978-3473353149

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 03.05.2010, zuletzt aktualisiert: 09.03.2024 19:11, 10392