Rezension von Ramona Schroller
Und wieder liegt ein neues „Schattenreich - Pulp Magazine“ beim Zeitschriftenhändler zum Kaufen aus und wartet auf Kundschaft. Und, ganz ehrlich, wer kann da noch wiederstehen? Zwei abgeschlossene Kurzromane sowie einen Mehrteiler in einem Heft, dazu bisher interessante Infos zum Blick hinter die Kulissen einer Heftromanserie. Und als letzten, wenn auch sicher nicht unwichtigsten Grund, haben endlich auch einmal Nachwuchsautoren ein Sprachrohr in einem großen Verlag gefunden. Ob die Zielgruppe nun paßt oder nicht, Schattenreich hat allein dafür den Titel „Dauerbrenner“ verdient.
Aber sehen wir uns jetzt einmal das Innenleben des Heftes genauer an:
Den Anfang macht kein Unbekannter. A. F. Morland (Pseudonym), eine Größe und ein Name innerhalb des illustren Reigens der Heftromanautoren, gibt sich die Ehre. Die Spur des Werwolfes stammt aus seiner Feder. Und zumindest der Anfang ist mehr als spannend.
Ein junger Mann verunglückt in einem gestohlenen Auto und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Er hat sehr viel Blut verloren und ist bewußtlos. Sein Blut ist nicht menschlich, sondern das eines Tieres. Und plötzlich erhebt sich das Unfallopfer vom Untersuchungstisch und verschwindet. Am nächsten Morgen wird die Leiche eines Wärters des nahegelegenen Friedhofes gefunden.
Nicht schlecht bis hierhin, oder? Leider läßt die Story danach ein wenig zu wünschen übrig, bleibt aber dennoch spannend - wenn man auch sofort heraus hat, wer denn nun der Werwolf ist. Eine Spur zu geradlinig, was ich aber auch mit der geringen Seitenzahl entschuldige.
Jack Raymond (ebenfalls Pseudonym eines Bastei-Heftromanautors) schreibt über Die Mumien von Dunmore Manor. Ein junges Pärchen möchte auf der Isle von Wight ein romantisches Wochenende verbringen. Doch schon allein die Anreise ist alles andere als einfach, denn ein Orkan zieht von See her auf. Als dann auch noch eine eigenartige Katze vor den Wagen des Paares rennt, scheint das Unglück besiegelt.
Ehrlich gesagt, hier fehlt mir der letzte Biß, die große Überraschung, oder was auch immer. Die Story wirkt lapidar heruntergeschrieben und nicht wirklich durchdacht. Natürlich, wird jetzt der eine oder andere argumentieren, handelt es sich um einen Heftroman, genauer gesagt um ein Drittel der Seitenzahl eines üblichen. Dennoch bleibe ich dabei. Selbst für einen Heftroman ist diese Geschichte nicht gerade das Gelbe vom Ei, nicht einmal unbedingt die mittlere Schublade. Man verzeihe mir den Vergleich, doch auf mich wirkte die Story wie von jemanden geschrieben, der „nur“ einen Ausflug in das Horror-Genre macht, sich ansonsten mit „echter“ Literatur, und sei es auch nur Krimi, beschäftigt. Ein klares Daumen runter von mir.
Charlotte Engmann steuert ihren Sechsteiler auf seinen Höhepunkt zu. Mit Todesmelodie ist sie mittlerweile bei Teil 5 angelangt. Und zumindest mir wird ihre Schreibe schon jetzt fehlen.
Perdita wurde von Waidinger entführt und auf sein Schloß gebracht. Die junge Vampirin soll ihm dienen, doch sie weigert sich. Dafür muß sie erkennen, daß ihr Vampirvater Lukas von einem Verräter umgeben ist. Kann sie Waidinger widerstehen? Und wird Lukas bemerken, welche Natter er an seiner Brust nährt?
Auch wenn ich immer noch behaupte, Engmanns Stärken sind vor allem ihre Action-Szenen, geht es mit „Todesmelodie“ spannend weiter. Man spürt, wie die Luft prickelt. Wird es im nächsten Heft zum Showdown zwischen dem Vampir und dem Nekromanten kommen? Oder führt Engmann die Leser auf eine falsche Spur und der Sechsteiler endet vollkommen anders? Die Antwort darauf wird Heft Nr. 6 liefern.
Dann wäre da noch Mimikri, die kleine toughe Gothik-Dame. Der Zeichen der Zeit folgend geht es bei ihr dieses Mal um Weihnachten. Und, wie immer, gibt es ein überraschendes Ende in ihrem kurzen Auftritt.
Die letzten Comics waren besser, aber auch dieser ist wieder gut, wenn auch nicht ganz so gut. Mittelfeld im Mimikri-Universum würde ich sagen.
Auch Medusa hat wieder das Wort und berichtet über ihr altes Poesie-Album. Na ja, ich für meinen Fall bin froh, daß das meine bei meinem letzten Umzug wohl für immer verschwunden ist. Aber sei's drum.
Medusa gibt auch wieder Musik-, Club- und Bandtips, auch wenn ich persönlich mit diesen wenig anfangen kann. Lassen wir also diesen Teil unkommentiert.
Morpheus meldet sich mit seinen „Stimmen aus der Gruft“ auch wieder zu Wort und hofft auf reiche Beute, wenn es um Leserbriefe geht. Hoffen wir alle es. Selbst wenn man nicht der Gothik-Szene verhaftet ist, machen die „Schattenreich“-Hefte im allgemeinen sehr viel Spaß und bieten Entspannung und Abwechlsung. Wie gesagt, zumindest ich drücke der Serie die Daumen und hoffe, daß es ein ganz großer Durchbruch war.
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